Herbrig plant für die Zeit nach Corona

Die 130 Maschinen in der Dreherei Herbrig und Co im Altenberger Ortsteil Bärenstein laufen weiter alle auf Touren. „Wir haben ein Auftragsvolumen, das für sechs bis acht Wochen reicht“, sagt Christoph Herbrig, Inhaber und Geschäftsführer. Er hatte auch in der Corona-Krise kaum Stornierungen von Auftragen, allerdings haben einzelne Kunden ihre Termine nach hinten verschoben. Das hat für den Betrieb die Konsequenz, dass er teilweise auf Lager produziert. Ein Vorteil für das Unternehmen ist dabei, dass es breit aufgestellt ist und für viele verschiedene Kunden und Branchen produziert.
Schwierigkeiten durch Corona hatte der Betrieb in kleinem Umfang. Zu Beginn der Krise musste ein Kollege nach dem Skiurlaub zwei Wochen in Quarantäne. Ein weiterer Mitarbeiter hatte Kontakt zu einem Infizierten. Der musste auch einige Tage zu Hause bleiben, bis ein Test nachgewiesen hat, dass er sich nicht angesteckt hat. Als in Italien die Wirtschaft heruntergefahren wurde, hatte das Auswirkungen bis nach Bärenstein. Bei Edelstahl gab es Lieferschwierigkeiten. Das gab sich aber wieder, weil diese Materialhersteller als systemrelevant eingestuft wurden und wieder produzieren durften. „Aber unser Einkauf hat derzeit einen höheren Aufwand, um Material zu bekommen“, sagt der Geschäftsführer. Das Betriebsrestaurant ist geschlossen. Wo es möglich ist, wurden Arbeitsplätze auseinandergerückt. Aber im Kern läuft die Dreherei normal weiter.
Schwesterbetrieb in Pirna
Bei den Abnehmern gibt es Hochs und Tiefs. Die Nachfrage von Herstellern medizinischer Geräte steigt derzeit an. Magnetventile, die in Beatmungsgeräten eingebaut werden, oder Prüfkontakte, die auch in medizinischen Geräten zum Einsatz kommen, sind Beispiele dafür. In Bärenstein macht diese Produktion rund fünf Prozent vom Umsatz aus. Herbrig hat in Pirna zusammen mit Jakub Kleinschmidt, dem Chef von Telegärtner in Höckendorf, noch einen weiteren Betrieb, die HK Präzisionsteile GmbH. Dafür haben sie aus der Insolvenz der ehemaligen DreWeMa Mitarbeiter und Anlagen übernommen. Hier machen die gefragten Produkte für Medizingeräte etwa ein Zehntel des Umsatzes aus.
Anders sieht es in der Automobilbranche aus. Die macht in Bärenstein rund 30 Prozent des Umsatzes aus, eine Hälfte davon entfällt auf Teile für Elektroautos, die andere Hälfte werden für die klassische Autotechnik mit Verbrennungsmotoren verwendet. Das läuft verhalten. Hier hofft Herbrig, dass die Nachfrage wieder anzieht, wenn die Werke jetzt wieder hochgefahren werden. Ab Ende Mai rechnet er mit einer derartigen Belegung.
Kurzarbeit ist aktuell kein Thema im Betrieb. „Wir fahren aber auf Sicht“, sagt der Geschäftsführer. Sollten weitere Aufträge zurückgehen, müsste er über eine Reduzierung nachdenken. Das hieße dann wahrscheinlich eine verkürzte Woche. Die Maschinen laufen in drei Schichten. Sie jede Nacht herunterzufahren, wäre nicht sinnvoll. Aber das Wochenende zu verlängern, wäre eine Möglichkeit.
Zwei neue Hallen in Bärenstein
Herbrig hat aber mehrere gute Jahre hinter sich, in denen der Betrieb gewachsen ist und er beispielsweise eine völlig neue Automatenhalle gegenüber des alten Standorts auf die andere Seite des Müglitztals gebaut hat. So ist er zuversichtlich, dass er auch nach der Corona-Krise an diese Entwicklung anknüpfen kann. Daher verfolgt er Baupläne. „Es gibt ja auch eine Zeit nach Corona“, sagt er. Zurzeit liegen Bauanträge für zwei neue Hallen beim Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Das ehemalige Heizhaus wird abgerissen und durch eine neue Lagerhalle ersetzt. Auch der ehemalige Ausstellungsraum des V8-Werks muss weichen. Daneben wird auf dem bisherigen Hof eine neue Produktionshalle errrichtet. Das V8-Werk, welches Herbrig mit seiner Frau Susanne betreibt, ist nach Pirna verlegt worden. Die Abrissarbeiten sollen noch im Mai beginnen. Wenn die Neubauten fertig eingerichtet sind, werden rund 160 Drehmaschinen in Bärenstein arbeiten.
Damit hat Herbrig den Platz an seinem Standort Bärenstein fast komplett ausgenutzt. Nur eine Erweiterungsmöglichkeit hat der Betrieb noch. Die ehemalige Schule in der Nachbarschaft gehört auch Herbrig. Aber jetzt muss der Unternehmer erst einmal die aktuellen Baupläne umsetzen.