Von Alexander Müller
Der Abend hat an den Nerven gezerrt, bei allen Beteiligten. „Dass ich einmal für Container demonstrieren würde, hätte ich auch nicht gedacht“, sagt Marion Paßmann, als alles vorbei ist. Dass solche sogenannten „mobilen Raumeinheiten“ ab kommendem Schuljahr vor dem Gymnasium stehen sollen, das ist schon lange bekannt. „Doch erst aus der Zeitung mussten wir erfahren, dass die nicht pünktlich zum 1. September fertig sind“, erzählt die Schulleiterin. Die Schule soll die Container erst sieben Wochen später nutzen können. Das wollen Lehrer, Eltern und Schüler aber nicht akzeptieren.

Und so zogen sie am Dienstagabend vor Pirnas Rathaus, um während des parallel tagenden Stadtrats für Container zu demonstrieren – aber pünktliche. „Weil das Schuljahr – nicht unerwartet – am 1. September beginnt“, hieß es auf den Flugblättern, die die Demonstranten mitgebracht hatten. „Weil 900 Schüler nicht mindestens sieben Wochen mit Streichungen, Zusammenlegungen und Verlagerungen des Unterrichts leben können, weil ein Schultag nicht beliebig ausgedehnt werden kann“, war ebenso zu lesen.
Im Rathaus ging es während der Stadtratssitzung entsprechend hitzig zur Sache. Auch hier waren Schüler, Lehrer und Eltern anwesend, Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) sah sich gleich zu Beginn der Tagung zu einer Erklärung genötigt. „Der Zeitplan hat berechtigt für Wirbel gesorgt, das bedauern wir wirklich“, entschuldigte er sich. Im gleichen Zug machte er neue Hoffnungen. „Wir waren zwischenzeitlich in der Lage, den Zeitplan zu straffen.“ Jetzt sollen die Container tatsächlich bereits am 1. September, also zum ersten Schultag, bezugsfertig sein.
Doch der OB ging auch in die Offensive und griff den Elternrat des Gymnasiums an. Konkret ging es um die Aussagen auf einem weiteren Flugblatt, welches dieser verfasst hatte. Dort werden der Stadt unhaltbare hygienische Zustände, mangelhafte Planung und ständige Überbelegung der Schule vorgeworfen. Klaus-Peter Hanke wollte das nicht gelten lassen. „Wir müssen uns das nicht vorwerfen lassen, Sie alle können ganz froh sein über das, was in Copitz steht.“ Einige Stadträte hielten diese gekränkte Reaktion des Stadtoberhaupts aber für überzogen. „Das alles hätten sie schon im Vorfeld mit der Schule und den Eltern klären können und müssen“, mahnte zum Beispiel Ralf Wätzig, Chef der Fraktion SPD/Grüne. Ähnlich äußerten sich auch Ursula Görke von der CDU und Frank Protze-Lindner von den Linken. Offenbar hatte es stark an der Kommunikation vonseiten der Stadtverwaltung gemangelt. Die Schule hatte sich immer im Glauben gewähnt, dass die Container rechtzeitig kommen.
Und auch die Vorwürfe hinsichtlich Hygiene und Fehlplanung sind bei Weitem nicht aus der Luft gegriffen. Fakt ist jedenfalls, dass es Toiletten gibt, die bereits seit langer Zeit nicht funktionieren und deshalb gesperrt sind. Fakt ist auch, dass das Schulgebäude und dessen Ausstattung für eine Ganztagsschule mit Verpflegung nicht ausreichen – und das von Anfang an. Die Unterrichtszeiten am Herder-Gymnasium sind bis in den späten Nachmittag hinein gestreckt, weil nicht genügend Klassenräume zur Verfügung stehen. „Wir wollen uns nicht immer dafür bedanken müssen, dass wir eine Schule haben“, erklärt dann auch Schulleiterin Marion Paßmann. So etwas sei eigentlich selbstverständlich, wo doch immer betont werde, wie wichtig Kinder für die Zukunft seien.
Immerhin gibt es nun den Teilerfolg, dass die Stadt die Container pünktlich fertig haben will. „Können Sie versprechen, dass das mit dem 1. September klappt, und stehen Sie zu ihrem Wort?“, versuchte Schülersprecher Leander-Alphons Rauwolf den Oberbürgermeister festzulegen. „Wir werden alles dafür tun“, antwortete der. Daran wird er nun gemessen.