Von Stefan Becker
Er ist ein klassischer Serien-Täter ohne Allüren. Gregor Weber spielt seine Figuren im Fernsehen souverän, doch seine mit Abstand gefährlichste Rolle verkörpert er gerade als Zeitsoldat bei der Bundeswehr im afghanischen Kundus. Dorthin meldete sich der ausrangierte „Tatort“-Kommissar. Elf Jahre hatte Weber im Saarland ermittelt, erst als Assistent von Kugelblitz Max Palu, später dann auf Augenhöhe mit dem bayerischen Kriminalspezl Franz Kappl.
2011 aber fiel bei der ARD die finale Klappe für das Duo, und der 44-jährige Weber orientierte sich neu. In Absprache mit seiner Familie habe er sich für eine pragmatische wie patriotische Variante entschieden und als Feldwebel der Reserve wieder bei der Bundeswehr angeheuert. Er sieht seinen Job im afghanischen Kundus als „Chance für etwas völlig anderes“. Das sagte er der „Bild“-Zeitung. „Das ist keine Gegenreaktion zu meinem „Tatort“-Ende, von so was mache ich mich nicht abhängig.“
Seit Anfang April betreut der Schauspieler am Hindukusch als Pressefeldwebel Journalisten, berichtete die Zeitung. „Ich hab einfach einen der Berufe genommen, die ich kann. Ich bin Reservist, wie jeder, der mal Wehrdienst geleistet hat“, sagte Weber. Vor ein paar Jahren habe er angefangen, bei Wehrübungen mitzumachen.
Weber habe sich Anfang des Monats in Kundus zur Ehrenwache für den getöteten KSK-Soldaten gemeldet: „Dieses Abschiedsritual war sehr emotional, der Tod rückt in dem Moment näher.“ Im Juli soll der Einsatz in Afghanistan für Weber vorerst enden.
Dann könnte Weber an einen anderen gefürchteten Kriegsschauplatz zurückkehren: den Herd. Vor vier Jahren veröffentlichte er das Buch „Kochen ist Krieg“. In seiner Berliner Zeit hatte er in der Küche von Sternekoch Kolja Kleeberg eine Lehre zum Koch absolviert und später neben seinen Fernseh-Engagements in diversen Restaurants den Löffel geschwungen.
So viel Dynamik hätte man dem Schauspieler gar nicht zugetraut, der in der TV-Comedy „Heinz Becker“ dessen phlegmatischen Sohn Stefan spielte. Wenn die Feldküche in Kundus einer hoch qualifizierten Aushilfe bedarf, besitzt sie einen Feldwebel mit erlesenem Geschmack, der auch witzig ist, falls er in die Pötte kommt. (mit dpa)