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Herrscher über mehrere Königinnen

Löbau/Ebersdorf. Am 16. April findet im Landkreis erstmals ein Tag derBienengesundheit statt.

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Von Holger Gutte

Ist es nicht schön, wenn man die Bienen hier so sieht“, sagt Waldemar Kuttig. Der 76-Jährige ist im Löbauer Ortsteil Ebersdorf Herr über 36 Bienenvölker. „Sehen Sie, wie die Bienen an ihren Hinterfüßen den Blütenstaub anbringen“, macht er auf Details aufmerksam, die der Laie sonst gar nicht wahrnehmen würde. Als ob er es zum ersten Mal beobachtet, ist er selber davon immer wieder aufs Neue begeistert. Dabei packte ihn die Leidenschaft zum Imkern schon vor 48 Jahren. „Wenn du es machen willst, musst du es richtig machen, sonst hat es keinen Zweck“, sagt er. Waldemar Kuttig macht es richtig. Er schmunzelt, wenn man ihn fragt, wie viel Zeit er täglich bei seinen Bienenvölkern zubringt. „Als Imker musst du schon Idealist sein. Es macht Spaß, aber eben auch Arbeit. Wer denkt, jetzt halte ich mir ein paar Bienen und dann verkaufe ich den Honig, wird schnell eines Besseren belehrt.“ Waldemar Kuttig möchte sein Hobby jedenfalls nicht missen, genauso wie die Honigschnitte, die es jeden Morgen zum Frühstück gibt. Und er versichert: Imkerhonig ist der Beste. Er ist noch so, wie ihn die Bienen machen – ohne Zusätze.

Im Frühjahr und im Herbst ist Großreinemachen in den Anlagen angesagt. Das ist wichtig. Die Bienengesundheit ist das A und O der Imkerei. Die Bienen können das nicht alleine machen, obwohl sie sehr reinlich sind und ihren Teil dazu beitragen. Bevor sie sich ab fünf Grad Celsius auf Nektarsuche begeben, starten sie erst mal zu Reinigungsflügen und schaffen allerlei über den Winter angesammeltes Gerölle heraus. „Du kannst mal spaßeshalber ein Haar hinten in einen Bienenstock reinschieben. Da dauert es nicht lange und sie bringen es vorn wieder raus“, erzählt er. Schutz vor Krankheiten finden die Bienen aber nur durch die Hand des Menschen. Der wiederum auch eine große Schuld an der Verbreitung dieser trägt.

Waldemar Kuttig ist froh, dass seine Völker bisher von der bösartigen Faulbrut verschont blieben. „Es müsste ein Gesetz her, dass die Einfuhr von Bienen aus dem Ausland verbietet“, wünschte er sich. Dann gäbe es hier zu Lande viele Krankheiten nicht. Jetzt warnt das Veterinäramt auch noch vor zwei neuen Krankheiten, die aus Afrika und Asien eingeschleppt wurden.

Weil es in Deutschland aber zu wenig Bienen gibt, werden zum Beispiel für die Bestäubung von Großplantagen Völker in großen Massen im Ausland gekauft. Und auch im Landkreis Löbau-Zittau schwirren längst nicht mehr so viele Bienen rum, wie noch vor der Wende. „Wir haben schon Orte, in denen es keine Imker mehr gibt“, sagt Waldemar Kuttig. Deshalb ist es wichtig, dass sich auch wieder junge Leute für die Imkerei interessieren. 23 Männer und zwei Frauen haben sich im Verein Löbau e. V. organisiert, dem auch Waldemar Kuttig angehört. Ein Vereinsmitglied kommt hier sogar aus Großschönau.

Der Verein trifft sich regelmäßig, um sich auszutauschen. „Das ist wichtig. Als ich anfing, haben die alten Bienenzüchter immer ein Geheimnis um ihre Imkerei gemacht. Jetzt helfen wir uns gegenseitig mit Ratschlägen und Tipps aus. Deshalb begrüßt er auch die Initiative des Veterinäramtes am Sonnabend eine Versammlung für alle Imker des Kreises durchzuführen. Im 16. April gibt es nun erstmals im Landkreis einen Tag der Bienengesundheit. „Frau Dr. Enge von der Landesuntersuchungsanstalt in Dresden wird unter anderem zu den Themen Faulbrut sowie über die neuen Krankheiten Kleiner Bienenbeutenkäfer und über die Tropilaelaps-Milbe informieren“, sagt Dr. Rainer Zimmer. Der Sachgebietsleiter des Veterinäramtes hat das Treffen organisiert.