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Herrscherin über die weltgrößte Insel

Alequa Hammond wird neue Regierungschefin Grönlands. Sie hat ihre Partei umgekrempelt.

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Von André Anwar, SZ-Korrespondent in Stockholm

Mit glühenden Reden für die Armen im Land hat sie es geschafft, den Ruf ihrer Partei wiederherzustellen. Aleqa Hammond verwandelte „Siumut“ (Vorwärts) aus einem egoistischen Klub alter Männer wieder in eine Partei der Bedürftigen. Nun wird sie als erste Frau in der Geschichte Grönlands an der Spitze der Regierung stehen. Die sozialdemokratische Ex-Finanzministerin setzte sich bei den Parlamentswahlen überraschend deutlich durch. Dabei mischt die 47-jährige Tourismusfachfrau erst seit 2005 in der Politik mit.

Dass die knapp 58 000 Grönländer der Regierungspartei den Wandel abnehmen, liegt auch an der Lebensgeschichte Hammonds. Sie stammt selbst aus einer Jägergemeinde im nordwestgrönländischen Uummannaq. Sie kennt das einfache Leben der Menschen. Ihre Mutter habe geweint, als sie zur Welt kam, erzählt sie gern. Jungs ließen sich besser für die Jagd gebrauchen, so die künftige Regierungschefin Grönlands.

Trotzdem wurde etwas aus ihr – vielleicht auch deshalb, weil sie den Hundeschlitten, mit dem ihr Vater tödlich verunglückte, frühzeitig gegen Schulbücher eintauschte. Damals war sie gerade sieben. Später ging sie auf Auslandsstudienreisen. „Vor allem die kleineren Dörfer und Siedlungen haben Hammond massiv gestützt“, meinte die grönländische Wahlexpertin Dorrit Saietz in einem Interview.

Dabei lag „Siumut“ noch vor vier Jahren am Boden. Jahrzehntelang an der Macht verstrickte sie sich in Vetternwirtschaft und Korruption. Einer kleinen Revolution gleich wurde „Siumut“ vom gemäßigten Sozialisten Kuupik Kleist abgelöst. Während die Sozialisten eine stramme Sparpolitik verfolgt hatten, die vor allem Fischer und Jäger belastete, versprach Hammond dieser traditionellen Klientel ihrer Partei Abgabenerleichterungen und andere Vergünstigungen.

Hammond gab sich als volksnahe Nationalistin. Die Unabhängigkeit der weltgrößten Insel von Dänemark solle noch zu ihren Lebzeiten vollzogen werden, sagte sie immer wieder. Hammond will Gebühren auf aus Grönland ausgeführte Rohstoffe erheben, obwohl bislang noch so gut wie keine Rohstoffe gefördert werden. Das macht ihre Partei für herbeigesehnte Investoren unattraktiver als die Sozialisten.