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Heute startet Ballett „Charlie“

Die Hauptpartie an den Landesbühnen tanzen Norbert Kegel und Alexander Bormann. Die SZ sprach mit Norbert Kegel über das Stück.

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Herr Kegel, warum sollte man sich das neue Ballett „Charlie“ anschauen?

Weil der Besucher Spaß am Tanzen sehen kann und weil es vor allem im zweiten Teil eine neue Ausdruckssprache zu beobachten gibt, die Ballettdirektor Reiner Feistel mit uns einstudiert hat.

Der Titel „Charlie“ spielt auf Charlie Chaplin ab. Haben Sie eine Verbindung zu Chaplin, oder mussten Sie sich mit dem Thema zum Stück erst beschäftigen?

Ich bin ein großer Chaplin-Fan. Der Film „Der große Diktator“ liegt schon lange bei mir zu Hause. Die Ausdrucksweise von Chaplin in seinen Filmen, im Stummfilm, ist uns Balletttänzern sehr nahe. Wir reden auch nicht, wir drücken Gefühle mit Gesten aus.

Was Gesten anbetrifft, war aber Chaplin eher ein Minimalist.

Das ist es ja gerade, was mir gefällt. Wenn einer komisch sein will, muss er nicht unbedingt die Arme spreizen und laut lachen. Das geht auch mit knapperen und dann oft wirkungsvolleren Ausdrucksformen. Wie wir es in „Charlie“ versuchen.

Zum Stück. Es handelt von einem richtig armen Kerl – ein Schauspieler ohne Arbeit, aber herzensgut, der sich immer wieder aufrappelt. Liegt Ihnen so ein Mensch?

Unbedingt. Der Charlie ist wirklich ganz unten. Ein Künstler wie ich und meine Kollegen auch. Wenn wir aufs Arbeitsamt müssen, dann kann es durchaus zu Fragen kommen wie: „Was, Tanzen, das kann man auch studieren.“ Viel Unverständnis eben. Charlie gerät in dieser Situation in eine Schauspielertruppe, die einen Film dreht. Er hilft dort allen bei der Arbeit und vergisst streckenweise seine eigenen Probleme. Ein richtig guter Mensch. Es müsste mehr von dieser Sorte geben. Dann wäre die Welt freundlicher und friedlicher.

Sie haben selbst erst mit 15 Jahren mit dem Tanzen begonnen. Mussten sich durchbeißen – ähnlich wie Charlie?

Ganz entfernt gibt es schon Ähnlichkeiten. Ich war damals mindestens vier Jahre hinter den anderen her. Musste vieles nachholen und viel mehr trainieren als andere – da gab es auch Tränen. Aber als ich mich dann durchgebissen hatte, war das ein gutes Gefühl.

Passt „Charlie“ zur Weihnachtszeit mit den traurigen und lustigen Momenten?

Es passt in die Weihnachtszeit wie auch in andere Zeiten. Ich denke, Ballettfreunde können sich das Stück immer ansehen.

Das Gespräch führte Peter Redlich.