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Hier finden Oldtimer ihre ewige Ruhe

Sein DDR-Museum in Schwepnitz ist schon lange weithin bekannt. Doch Uwe Jähnig gehen die Ideen einfach nicht aus.

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© René Paul

Von Ina Förster

Schwepnitz. Uwe Jähnig war in den letzten Tagen selten zu Hause. Der 54-Jährige hatte zu tun. Endlich war es im ehemaligen Rechenzentrum des VEB Schwepnitzer Glas nicht mehr so kalt. „Der Winter war lang und ich hänge in diesem Jahr wirklich ein paar Wochen hinterher“, sagt er. Bis zur Saisoneröffnung in seinem kultigen DDR-Museum an der Ortrander Straße sind es nur noch ein paar Tage. Genauer gesagt: Nur zwei. Am Sonntag werden endlich wieder Hunderte Neugierige das Areal stürmen. Im Oktober werden es Tausende gewesen sein.

Dass der Schwepnitzer Sammler aus Leidenschaft ist, wissen mittlerweile viele. Seit 2014 lädt er regelmäßig von Mai bis in den Herbst hinein jeweils an den ersten Sonntagen im Monat in sein Refugium. Staunen, Schauen, Fachsimpeln, Nachfragen, Erinnern – das steht bei einem Besuch im Museum auf dem Programm. Zehntausende Objekte gibt es hier zu besichtigen. Man sollte viel Zeit mitbringen. Vom Handstabmixer, übers rote Telefon bis hin zum Stern Recorder ist alles vertreten. Spielzeug, Puppenstuben, Pittplatsch als Handpuppe, Plastikeimer, Wecker und Lampen, ganze Küchenzeilen, Geschirr und Retro-Möbel aus den Sechzigern. Für die einen ist es vielleicht Müll, für andere das reinste Paradies. Doch auch das schönste Paradies platzt mal aus den Nähten. „Ab sofort verkaufe ich alles, was ich doppelt und dreifach habe. Es ist einfach Zeit dafür“, sagt Uwe Jähnig. Das dürfte seine Besucher freuen und vor allem Ostalgie-Fans.

Einmalig in Deutschland

Der Schwepnitzer hat das alles hier allein geschaffen. In ganzen 32 Räumen stapelt sich das Material aus längst vergangenen Zeiten bis unters Dach. Ordentlich sortiert und nach Themen geordnet, eröffnet sich dem Betrachter ein reelles Bild der ehemaligen DDR. „Ich brauche für so etwas keinen Helfer. Tüftle lieber allein an meinen Plänen“, sagt er. Und an Ideen mangelt es nun wirklich nicht. Jähnig ist ein Verrückter, einer der die Erinnerungen gesammelt hat, wie andere Pilze. Bei unzähligen Haushaltsauflösungen war er als Erster vor Ort. Viele Schätze hat er vor Jahren auch einfach auf dem Sperrmüll der anderen weggeholt. Doch er ist kein ewig Gestriger.

Sein neuester Coup ist der Oldtimer-Friedhof vor dem Haus. Immerzu die große Wiese zu mähen, regte ihn schon lange auf. „Ich habe überlegt, was ich da hinstellen könnte. Und bin auf schrottreife Oldtimer gekommen. Die, die keiner mehr will und die es nicht lohnt, noch einmal aufzubauen.“ Hier in Schwepnitz finden sie ihre ewige Ruhe, sollen langsam vom Gras überwuchert werden. Vorher werden sie natürlich ausgeschlachtet – der Umwelt zu Liebe. Schließlich soll kein Altöl oder Benzin ins Erdreich sickern. „Die Natur soll sich ihren Platz zurückerobern. Etwas Morbidität darf sein“, sagt der Hobbykünstler, der auch gern mal Collagen und Skulpturen aus Schrott bastelt.

Vom Manta bis zum Wartburg, vom Trabant, Kahrmann Ghia T 14 bis zum Skoda, vom Jeep bis zum VW Golf mit Post-Emblem oder Käfer-Wrackteil – manchem Oldtimerfan wird auch ein bisschen das Herz bluten bei diesem Anblick. Doch Uwe Jähnig sieht es gelassen: „Viel anfangen kann man mit dem Material nicht mehr. Ich kaufe die alten Wracks für ein paar hundert Euro, lasse sie überführen und dann dürfen sie hier ihr Leben endgültig aushauchen“, meint er. „Das ist einmalig in Deutschland! Alles ist aber noch im Aufbau. Ich freue mich über weitere Oldtimerangebote!“

Und einmalig zu sein, gefällt dem Schwepnitzer nun einmal. Am Wochenende teilt er seine Verrücktheit wieder mit seinen Fans. Viele kommen mittlerweile von weiter her. Oder auch immer wieder. Der Saisonstart wird natürlich gebührend gefeiert – mit Ostrock mit „Krake & Gitarre“, leckerem Essen, das man auf original DDR-Gartenstühlen genießen kann. Und mit vielen Neuigkeiten, samt Flohmarkt auf dem Hof. Der Eintritt ist frei.