Von D.Pfeiffer und J.Lange
Mit einer Unterschriftenliste wollen Elisabeth Fiedler und ihr Sohn Volkmar die Post in Kittlitz retten. Die ist bislang noch im Schuh- und Textilgeschäft der Familie untergebracht. Jetzt haben Fiedlers wie sechs weitere Postagenturen im Kreis von der Deutschen Post die Kündigung erhalten. Über mangelnde Kundschaft kann Frau Fiedler nicht klagen. „Aber die Post ist eben der Meinung, es ist zu wenig“, sagt sie. Und räumt ein, dass durch den Straßenbau zwischen Löbau und Kittlitz im letzten halben Jahr einige Kunden aus Löbau-Nord weggeblieben sind. „Andererseits ist die nächste Post in Weißenberg. Wir betreuen sämtliche Ortsteile von Kittlitz und fangen das gesamte Nordgebiet ab.“ Deshalb wollen Fiedlers auf ihr Problem aufmerksam machen. „Wir werden nicht viel erreichen, aber für die älteren Leute muss etwas getan werden.“
Zusätzlicher Stress
Besonders viele Rentner trifft die „Umgestaltung des Filialnetzes“, wie es die Deutsche Post nennt, in Dürrhennersdorf. „Viele unserer Bewohner haben ihr Geld seit der Schließung der Sparkasse bei der Postbank. Jetzt stehen sie ohne da“, sagt Helmut Klappert, Leiter der Seniorenwohnanlage Dürrhennersdorf. „Wir bedauern die Schließung außerordentlich.“ Ähnlich die Lage in Jonsdorf, wo zuletzt ebenfalls viele Kunden zur Postbank gewechselt sind und nun die einzige Filiale im Zittauer Gebirge verlieren.
Die Post wird in Dürrhennersdorf noch bis zum Sommer bei Doris Linke im Quelle-Shop untergebracht sein. „Unsere Kunden sind empört“, sagt ihr Mann Michael. Er hat das Kündigungsschreiben im Laden ausgehangen. „Das schlimme ist, dass sie unsere Filiale nicht schließen, weil wir zu wenig Umsatz machen, sondern weil Filialen in Orten unter 2 000 Einwohnern geschlossen werden können.“
Jens-Uwe Hogardt, Pressesprecher der Deutschen Post, bestätigt das zum Teil. „Wir prüfen aber auch auf Notwendigkeit, Kundenfrequenz und Wirtschaftlichkeit“, sagt er. „Die Filialen in Kittlitz, Kiesdorf, Dürrhennersdorf, Schönbach, Großschweidnitz, Wittgendorf und Jonsdorf schließen wir, weil wir sie auf Dauer nicht halten können. Sie haben zu wenig Kunden.“ Die Versorgung der Bürger werde aber aufrechterhalten – mit dem Mobilen Postservice. Dahinter verbirgt sich, dass die Postzusteller Aufgaben der Post wie Briefmarkenverkauf oder Paketabholung direkt übernehmen.
Zustellerin Waltraud August aus Jonsdorf sieht dieses Angebot nüchtern: „Man gibt dem Kind nur einen Namen. Es wird aber der Service fehlen.“ Für Zusteller bedeutet die neue Regelung zusätzlichen Stress. „Wir arbeiten auch so schon manchmal zwölf Stunden am Tag. “
Auch die meisten Einwohner aus den betroffenen Orten glauben nicht an einen besseren Service. Zum einen haben Arbeitnehmer keine Möglichkeit, den Mobilen Postdienst abzupassen. Zudem kommen die Zusteller zu den unterschiedlichsten Zeiten. „Und wenn ich keine Briefe kriege, halten sie ja gar nicht erst an“, beschwert sich eine Wittgendorferin.
Deshalb versteht Waltraud August die Schließung gut laufender Filialen nicht. „Hier schlägt sich ein Baum, der blüht, die Äste ab“, findet sie. Vor allem für Jonsdorf kämpft Frau August als Mitglied im Verband für das Post- und Vertriebspersonal, einer Art Gewerkschaft für Zusteller. „Wenn überhaupt eine der sieben Filialen die Chance hat, bestehen zu bleiben, ist es Jonsdorf.“ Die Agentur funktioniere bestens und ein Ort, dessen einziges Standbein der Tourismus ist, brauche einfach Einrichtungen wie Arzt, Apotheke und Post. „Danach fragen die Urlauber als erstes. Das macht den Flair aus.“
Ältere Kunden sind verärgert
Diesen Flair verliert auch Großschweidnitz zunehmend. „Vor allem ältere Postbankkunden sind richtig verärgert“, sagt Karsten Jentsch, Inhaber des Marktes, in dem sich die Post seit 1996 eingemietet hatte. „Zu uns sind auch Nieder- und Obercunnersdorfer gekommen. Nun müssen alle nach Löbau, wo jetzt schon lange Schlangen stehen.“ Für eine Kundin, die immer mal Postkarten zu Karsten Jentsch bringt, passt die Schließung in die wirtschaftliche Entwicklung der Region. „Da haben wir Pech“, sagt sie. „Es geht sowieso bergab. Alles wird zugemacht.“
Auch Schönau-Berzdorfs Bürgermeister Christian Hänel ist überzeugt: „Es ist übel, wenn sich die Post aus der Region zurückzieht, es kann nicht nur um Profit gehen. Schließlich hat die Post eine öffentliche Aufgabe.“ In seinem Ort gibt es zwar noch eine Poststelle, die Filiale im Ortsteil Kiesdorf aber wird dichtgemacht.Auf ein Wort