Von Reiner Hanke
Die Karpfen im Streichelbecken gleich neben den gewaltigen Aquarien mit Elbefischen haben sich vorsichtshalber versteckt. Vier sind es mittlerweile, aber trotzdem scheu. An solch einen Trubel im ehemaligen Schlafgemach der Nonnen wie zur Eröffnung des Aquariums müssen sie sich noch gewöhnen.
Dabei gab‘s gar keinen Grund abzutauchen. Denn erstens hatte kaum einer der rund 100 Gäste im Eröffnungswirbel Muße, Streicheleinheiten an Karpfen zu verteilen. Und zweitens hagelte es nur Lob für die prächtig gelungene Anlage. Den Anfang machte Dr. Steffen Delang, Referatsleiter im Landesamt für Denkmalpflege. Er bescheinigte dem Klosterostflügel eine großartige Symbiose alter Klostermauern mit einer modernen zoologischen Präsentation. Und das in einer der frühesten Klosteranlagen der Region. Immerhin verbirgt sich gerade in diesem Gebäudeteil ein für Riesaer besonderer archäologischer Schatz: das älteste Mauerstück der Stadt aus dem 12. Jahrhundert.
So manches archäologische Geheimnis verberge auch der Klosternordflügel bestimmt noch, so der Fachmann geheimnisvoll. Aber die Forschungen wären noch nicht beendet. Fördermittel seien aber bereits für die Sanierung avisiert, so Oberbürgermeister Wolfram Köhler. Vor allem flexibel nutzbar soll dieser Flügel werden. Auch für Feiern oder Konzerte und Mittelalterfeste. Leben müsse hinein.
Der Ostflügel ist da schon ein Stück weiter. Mit ihm, sagte Delang, besitze Riesa ein eindrucksvolles Kleinod, das weit über die „Stadtgrenzen hinaus wirksam sein werde.“ Das wünscht sich auch der OB und schätzt realistisch ein, dass Riesa „nicht gerade touristisch gesegnet ist“. Kaum möglich wäre dieser Bau ohne die großzügige Förderung des Freistaates gewesen. 80 Prozent der Investitionskosten von 2,9 Millionen Euro gehen auf seine Kosten. Ausstellungen, Konzerte und Feste bekommen nun eine neue Heimat, so der OB. Vor allem auch der Klosterhof mit herrlicher Akustik und historischem Ambiente werde ins kulturelle Konzept mit einbezogen.
Die Riesaer Architektin Christiane Lörks freut sich besonders über die vielen anerkennenden Worte, trägt doch die Rekonstruktion ihre Handschrift, und war eine heikle Aufgabe. Schließlich ging es um das älteste Riesaer Gebäude, ein besonderes Schmuckstück. Ende 1999 sei mit der Sanierung begonnen worden, und sie habe einige Überraschungen gebracht. Archäologisch zum Beispiel ein mittelalterliches Tonnengewölbe. Mit viel Beton stabilisiert, kann es nun besichtigt werden.
Die meisten Kopfschmerzen bereiteten die Außenmauern. Bis zu 1,40 Meter dick, sollten sie doch etwas aushalten. Unter dem Stahlgerüst der Galerie, drohte das Gebäude dennoch zu schwanken. Ein „Kraft-Gemisch“ aus über 30 000 Litern Wasser und Mörtel gab der Bausubstanz schließlich den nötigen Halt. Nun können zwischen den ehrwürdigen Mauern auch Storch und Dachs bewundert werden. Tierstimmen, Vogelgezwitscher und ein Modell des Elbelaufes, ergänzt von zahlreichen Schautafeln, machen diese neue Attraktion des Klostertierparkes perfekt.
Aber der Blickfang bleiben die Fische. Zu ihren ersten Bewunderern gehörte die Riesaerin Ruth Schütze. Ihr erster Kommentar: „Beeindruckend, hier kann man beim Schauen die Zeit vergessen.“
Am 8. und 9. März lädt der Klostertierpark von 9 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Der Eintritt ist frei.