Gekommen, um zu bleiben

Nünchritz. Corona ist geschäftsschädigend. Das wissen in diesen Wochen alle Wirte, die eine Gaststätte betreiben. Auch Norman Krebs. Dem Leckwitzer gehört das Barbados in Nünchritz. Der ehemalige Elbgasthof hat seit der Wende schon mehrere Gastronomen kommen und gehen sehen. Krebs gehört zu denjenigen, die es hier am Längsten ausgehalten haben. Bereits seit 2014 behauptet er sich hier. "Aber da gibt es eine Sache, die mich langsam nervt", sagt der 35-Jährige.
Von Zeit zu Zeit tauchen in Nünchritz und Umgebung immer mal wieder Gerüchte auf, dass das Barbados schließt oder pleite sei. "Ich wurde sogar schon mal für tot erklärt", sagt Norman Krebs mit einem Augenzwinkern. Bei einem Besuch im Gemeindeamt sei man dort regelrecht erschreckt gewesen, dass er noch lebe. Auch an dem Märchen, er würde nach Berlin zurückgehen, sei nichts dran.
"Ich bin zwar in Berlin geboren, aber auch nur, weil ich zu früh gekommen bin", erzählt er schmunzelnd. Seine Mutter war hochschwanger mit ihm, und der Großvater hatte Karten für den Friedrichstadt-Palast. Das Revue-Theater galt als das Modernste seiner Art in der DDR und war erst ein Jahr zuvor, 1984, mit viel Pomp eröffnet worden. Eintrittskarten waren sehr begehrt. Doch Norman wollte raus.
Vom Bänker zum Gastwirt
Luftwechsel tun ihm offenbar gut. Ein Luftikus ist er aber nicht. Ursprünglich hat er in Freiberg Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitete anschließend bei einer Bank. "Aber in dieser Branche geht es knallhart ums Geld", sagt er. Das sei auf die Dauer nichts für ihn gewesen. "Die Arbeit am Gast gefällt mir besser", so Krebs. Deshalb hatte er vor sechs Jahren die Chance genutzt, um sich als Gastronom selbstständig zu machen und das Barbados zu eröffnen.
Das war ursprünglich tatsächlich nur eine karibische Bar. Doch nach und nach wurde ein Restaurant daraus, das auch Catering anbietet. Sogar in Dresden werden er und sein neuer Koch Ronny Köhler zum Live-Kochen gebucht.
Die derzeitige Zwangspause sei zwar ärgerlich, bedeute aber nicht Stillstand. "Wir haben die Zeit genutzt, um im Innenbereich ein paar Sachen zu renovieren", sagt Norman Krebs. Auch auf großen Terrasse mit Blick auf die Elbe bereiten er und seine vier Mitarbeiter sich auf den Neustart nach dem Corona-Gaststättenverbot vor. Der Smoker steht bereit, die Herde müssen noch angeschlossen werden.

"Wir sind positiv gestimmt, dass sich alles zum Guten wandelt", ist der Barbados-Wirt optimistisch. "Viele wollen raus an die frische Luft." Da sei seine Terrassen-Gaststätte am Fluss gerade das richtige Ausflugsziel. Die Palmendächer, der Sandkasten für die Kinder und Möwen. "Das fühlt sich an sonnigen Tagen fast schon wie Urlaub an", sagt er lachend.
Unterstützt wird das durch die kreolische Küche der Karibik, die von Spaniern, Franzosen, Engländern, Afrikanern und Indern beeinflusst wurde. "Das ist ein Hotspot der Gewürze und eigentlich eine Multikulti-Küche", so Krebs. Dabei spielt Gegrilltes eine große Rolle. Aber auch deutsche Küche sei kein Problem. Auf alle Fälle ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe. "Da legen wir Wert drauf." Normalerweise könnten 80 Gäste auf der Terrasse des ehemaligen Elbgasthofes locker unterkommen. "Doch wir haben die Anzahl auf 60 begrenzt, um die frische Küche zu gewährleisten."
Stammgäste sind Rückhalt
Der Barbados-Chef rechnet damit, dass in diesem Jahr mehr Fahrradfahrer als in den Vorjahren seine Gäste sind. Denn seitdem der Lückenschluss des Elberadweges zwischen Leckwitz und Nünchritz im vergangenen Herbst vollendet wurde, würden auch mehr Radfahrer vorbeikommen. Vorher verließen viele den Radweg entlang der Elbe und fuhren die Umleitung am Chemiewerk vorbei.
Die kulinarischen Künste seines Kochs Ronny Köhler sind in Riesa und Umgebung bekannt. Von dort kommen die meisten Stammgäste. Alle, die bis zum Sommer eine Familienfeier im Barbados geplant hatten, hätten bereits angerufen und ihren Termin nicht abgesagt, sondern verschoben. "Sie wollen unbedingt bei uns feiern", sagt Norman Krebs. "Das ist schon ein guter Rückhalt in dieser Zeit." Das macht ihn zuversichtlich. "Wir sind und bleiben da." - Aller Gerüchte zum Trotz.
Rezept: Kubanischer Schweinebraten
Zutaten für sechs bis acht Portionen: ein Esslöffel Kreuzkümmel-Samen, ein halber Esslöffel Pfefferkörner, sechs Knoblauchzehen, ein Esslöffel Oregano, Salz, zwei Limetten, eine Orange, zwei Esslöffel Olivenöl, ein Glas Sherry, ca. 1,8 kg Schweinebraten von der Schulter.
Zubereitung: Kreuzkümmel und Pfeffer in einem Topf anrösten, dann den Knoblauch, Oregano und eine Brise Salz im Mörser zu einer Paste verrühren. Die Paste mit den Säften der Limetten und der Orange sowie dem Öl und dem Sherry verrühren. Den Braten mit einem scharfen Messer einschneiden, mit der Marinade gut einmassieren und für mehrere Stunden (wenn möglich über Nacht) in einem Gefrierbeutel in den Kühlschrank legen. Danach den Braten aus der Marinade nehmen und in einem Bräter von allen Seiten angebraten, die Marinade dazugießen, zusammen aufkochen und anschließend den Braten bei 120 Grad mindestens zwei Stunden im Ofen braten lassen. Gelegentlich den Braten mit der Marinade begießen.
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