Von Maik Brückner
Südhang. Blick auf Hausdorf. Auch den Luchberg kann man sehen. „Das ist ein sehr guter Eigenheimstandort“, sagt Lutz Dittrich. Er ist Chef der Glashütter Immobilienverwaltungsfirma KDH und kennt das potenzielle Baugrundstück am Steinweg in Hausdorf bestens. Mitte der 1990er-Jahre hat er zusammen mit der Gemeinde Reinhardtsgrimma dafür einen Bebauungsplan entwickelt. „Hier sollten fünf Eigenheime und zwei Mehrfamilienhäuser entstehen“, sagt Dittrich. Letztere sollten in Form von Dreiseitenhöfen errichtet werden. Damit hätte man die ortstypische Bauweise fortgesetzt. Den Behörden gefiel dieser Plan. Relativ schnell genehmigten sie die Pläne.

Hätte Dittrich für alle Häuser Käufer gefunden, hätte es sich für sein Unternehmen und die Häuslebauer gerechnet. Doch als der Bebauungsplan 1997 vorlag, war der große Bauboom in der Region und damit auch in Hausdorf vorbei. „Wir hatten zwar Interessenten für die Eigenheime, doch niemanden, der die Mehrfamilienhäuser bauen wollte“, sagt Dittrich.
Erschließung wird teuer
Dafür hätte man sogenannte Bauträger gebraucht. So bezeichnet man Firmen, die ein Grundstück zu Bauland machen, indem sie Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen verlegen und Erschließungsstraßen und eventuell auch Häuser bauen. In den letzten Jahren bemühte sich Dittrich vergeblich, Bauträger zu finden. „Momentan gibt es nur wenige und die sind hauptsächlich in Dresden aktiv“, sagt er. Das Umland ist für sie nicht interessant genug.
Alternativ hätte man nur Eigenheime bauen können. Doch dazu hätte der Bebauungsplan geändert werden müssen. Außerdem müsste das Vorhaben noch mal finanziell geprüft werden. Denn bei allen Vorteilen, die die unbebaute Wiese nun hat, gibt es auch einen Nachteil. Das Grundstück ist sehr abschüssig. Das Verlegen von Versorgungsleitungen wird ziemlich aufwendig, da das Gebiet ein starkes Gefälle hat. Aus diesem Grund plante Dittrich auch mit den Mehrfamilienhäusern. Weil seine Suche nach potenziellen Häuslebauern lange ohne Ergebnis blieb, legte er das Vorhaben vor zwei Jahren in die Schublade.
Vor einigen Tagen wurde das Vorhaben wieder aktuell. Dafür sorgte der bisherige Besitzer des Grundstücks. Er möchte es verkaufen. Wie bei solchen Vorgängen üblich, wird der Stadt ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Davon machte sie Gebrauch. „Wir haben mit dem Eigentümer ein Einvernehmen erzielt“, sagt Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). Demnach hat die Stadt jetzt ein Vorkaufsrecht auf die Flächen, die den Bebauungsplan umfassen. „Parallel lassen wir die Kostenprognosen, die aus 1998/99 vorliegen, aktualisieren“, sagt Dreßler. Damit beauftragte er Dittrichs Firma.
Die soll ermitteln, ob man die Fläche zu marktfähigen Preisen zu Bauland entwickeln kann. Darüber hinaus soll ein Entwurf zur leichten Anpassung des Bebauungsplans erarbeitet werden. Statt der beiden Reihenhauskomplexe sollen zusätzliche Einfamilienhausstandorte möglich sein, sodass neun oder zehn Wohnhäuser entstehen könnten. Der Stadt würde das entgegenkommen. Denn dem Thema Baulandgewinnung widmete sie sich in den vergangenen Monaten intensiver. Ziel ist es, junge Familien ins Stadtgebiet zu locken. Denn trotz boomender Uhrenindustrie verliert die Stadt kontinuierlich Einwohner. Das liegt auch daran, dass es in Glashütte nicht viele Baugrundstücke gibt.
Dreßler warnt aber vor Euphorie. Ob das Grundstück am Hausdorfer Steinweg letztlich mit Eigenheimen bebaut werden kann, sei noch völlig offen. Er selbst sieht die Chancen 40 zu 60. „Die Erschließung ist nicht unkritisch, der Steinweg ist recht eng“, sagt er. Deshalb wolle man die verschiedenen Argumente in Ruhe zusammentragen, um sie dann dem Stadtrat vorzulegen. „Kosten fallen erst an, wenn wir uns für den Kauf und die Erschließung aussprechen“, sagt Dreßler. In einem Jahr soll die Entscheidung fallen. So lange gilt das Vorkaufsrecht der Stadt.