Von Toni Börner
Es ist 9.30 Uhr. Routiniert greift Monika Hofmann in ihre Tasche und holt einen mittelgroßen Schlüssel heraus. Damit öffnet sie das Vorhängeschloss an der Eisentür zum Freibad Wachau.
Laut Öffnungszeiten können ab 10 Uhr die ersten Badegäste empfangen werden. Vorher muss die Schwimmmeisterin noch einiges Erledigen. So sind zum Beispiel die Toiletten- und Umkleideräume aufzuschließen. Außerdem wollen die Besucher ein sauberes Bad vorfinden. Also sammelt sie noch schnell ein paar Papierschnipsel von der Wiese auf und fischt das über die Nacht von den Bäumen gefallene Laub vom Wasser. Anschließend bringt Monika Hofmann einen Tisch und eine Bank aus einem Raum, um diese direkt am Wasser aufzubauen. Dort verbringt sie nun die meiste Zeit des Tages.
Da sie bis zum Mittag allein die Obhut im Bad hat, kommen die Badegäste direkt zu ihr an den Tisch, um den kleinen Obulus von einem Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder zu entrichten. Nachmittags kommt normalerweise noch eine Kassiererin, die dann auch den Verkauf von Eis und anderem übernimmt – die 56-jährige Invalidenrentnerin Renate Siebert.
Heute kommt gleich am Morgen eine Gruppe aus dem Wachauer Hort. Da Monika Hofmann eine Ausbildung als Sportlehrerin genossen hat und bereits seit 1975 Rettungsschwimmerin ist, übernimmt sie gern die Aufsicht für die kleinen Racker und gibt ihnen nützliche Tipps, wie sie besser schwimmen können. Denn nur wer richtig schwimmen kann, darf in das tiefe Becken – und somit auch vom Sprungturm hüpfen. So beugt Monika Hofmann Gefahren oder Schlimmerem vor.
Noch nichts Schlimmes in Wachau passiert
In den letzten vierzehn Jahren, in denen Monika Hofmann in Wachau bei der Gemeinde als Schwimmmeisterin angestellt ist, hat sie bisher noch nie jemanden retten müssen – zumindest nicht so, wie man es zum Beispiel von Baywatch her kennt. „Bisher musste ich nur mal Leuten aus dem Wasser helfen, die einen Krampf hatten oder Kinder wieder aus dem Wasser ziehen, die irgendwie rein gefallen waren“, so die 46-jährige Schwimmmeisterin. Alle „Verletzungen“ seien aber immer glimpflich abgelaufen.
Mittlerweile ist es Nachmittag geworden. Die Temperaturen sind auf über 30 Grad gestiegen. Es ist drückend heiß. Und zwar so heiß, dass es auch noch den letzten der in der Ferienzeit daheimgebliebenen ins Wasser zieht. Allmählich füllen sich die Liegewiesen. Jetzt h at Monika Hofmann doch schon etwas mehr zu tun. Denn in dem großen Getümmel im Wasser sind die Kleineren manchmal unscheinbar. „Einmal lag abends, als das Bad schon leer war, noch ein Handtuch auf der Wiese und es standen ein paar kleine Schuhchen davor!“, erinnert sich die Schwimmmeisterin. Das Herz sei ihr in die Hose gerutscht. Am nächsten Tage aber klärte sich der Vorfall, und ein Junge kam zu ihr, um beides abzuholen. Er hatte die Sachen während des Schwimmunterrichts vergessen und sei mit Sportsachen heim gegangen. Monika Hofmann stand die Erleichterung darüber ins Gesicht geschrieben.
Heute verläuft aber alles ruhig. Hier und da wird mal ein Schwätzchen geführt, oder dem ein oder anderen lernbereitem Spross bringt sie gern das Schwimmen bei.
Gegen 19:45 Uhr verlassen auch die letzten Gäste das Freibad. Nun heißt es noch sauber machen. Die Räume müssen gewischt, das Planschbecken neu gefüllt und die Mülleimer geleert werden. Schließlich kommt noch das Wichtigste – das Chloren des Wassers. Allerdings legt Monika Hofmann einen sehr großen Wert darauf, dass dies in Maßen geschieht – nur gerade so viel, wie nötig ist, um Krankheitserreger abzutöten. „Der Chlorgehalt bei uns im Bad ist aber weitaus niedriger als der einer jeden Schwimmhalle!“, sagt sie. Präzise misst sie den Chlorgehalt und streut danach den fehlenden Teil hinein.
Nun noch schnell umziehen und dann ist der Arbeitstag für die gelernte Sportlehrerin zu Ende – natürlich nachdem sie das Vorhängeschloss am Eingang zum Bad wieder zugemacht hat.