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Hilfe, wenn das Herz flimmert

Gesundheit. Zum Einsatz von Defibrillatoren im Landkreis sprach die SZ mit Elke Gretzschel, Rettungsassistentin beim Deutschen Roten Kreuz.

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An immer mehr Standorten im Landkreis gibt es mittlerweile Defibrillatoren. Was bewirkt ihr Einsatz?

Rettung aus höchster Not. Bei 80 Prozent aller Erwachsenen beginnt Kreislaufstillstand mit Herzkammer-Flimmern. Das kann mit einem Defibrillator unterbrochen werden. Diese Erste Hilfe kann bis zum Eintreffen des Notarztes Leben retten und hilft damit im Kampf gegen den plötzlichen Herztod. Es ist statistisch belegt, dass ohne Defibrillator die Überlebenschance nur bei acht Prozent liegt, mit Gerät kann die Hälfte der Hilfsbedürftigen gerettet werden.

Das setzt allerdings voraus, dass solch ein Gerät auch schnell zur Hand ist. Wo gibt es im Landkreis bisher Defibrillatoren?

Derartige Geräte gibt es auf der Festung Königstein, im Geibeltbad Pirna, im Gesundheitsamt Pirna, an der Marien-Apotheke Berggießhübel und in der Volksbank auf der Pirnaer Gartenstraße. Es sind damit alles Orte mit viel Publikumsverkehr. Künftig sollen auch das Stadthaus in Heidenau, die Feuerwehr in Meusegast und das Gesundheitshaus Lohmen mit solch einem Gerät ausgestattet werden. Wir freuen uns, dass gerade vor Ort viele Aktivitäten laufen, um solch ein Gerät zu finanzieren. Es kostet zwischen 1 500 und 2 000 Euro. Die Meusegaster Feuerwehr nutzte das Feuerwehrfest, verkaufte Kuchen und Kaffee. Der Erlös fließt in die Anschaffung eines Defibrillators. Auch die Polizei will ihre Einsatzfahrzeuge mit Defibrillatoren bestücken. Wir wissen auch von Überlegungen im Kreissportbund Sächsische Schweiz und in der Stadt Bad Schandau, ein solches Gerät anzuschaffen. Wie viele Geräte bisher insgesamt im Landkreis existieren, wissen wir allerdings nicht, da sich in letzter Zeit auch einige Zahnärzte und Ärzte einen Defibrillator zugelegt haben und sie das natürlich nicht bei uns melden. Unser großes Ziel ist, die Geräte flächendeckend zu installieren, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Musste eines dieser Geräte bereits eingesetzt werden?

Das war bisher im Landkreis noch nicht der Fall.

Wer hat das Defibrillatoren-Projekt im Landkreis angeschoben?

Das Deutsche Rote Kreuz startete gemeinsam mit der Björn-Steiger-Stiftung schon vor Jahren mit dem Projekt. Aber so richtig in Schwung kam es erst vor zwei Jahren mit dem Aktionsbündnis „Besser Leben retten“. Seither wird viel mehr über die Nützlichkeit der Geräte nachgedacht. Überall, wo wir hinkommen, zeigt man sich offen für die Idee.

Wer kann überhaupt einen Defibrillatoren bedienen?

Jeder, schließlich ist schnelle Erste Hilfe eine Sache aller. Außerdem ist die Handhabung des Gerätes denkbar einfach. Es kann damit nichts verkehrt gemacht werden, denn es löst nur dann einen elektrischen Schock aus, wenn tatsächlich ein Herzkammerflimmern vorliegt. Das Gerät zeichnet alles auf. So kann im Nachhinein auch eine Auswertung erfolgen, vor allem mit demjenigen, der den Defibrillator bedient hat, aber auch mit dem weiter behandelnden Arzt.

Überall da, wo sich derzeit Defibrillatoren befinden, wurden allerdings auch die Mitarbeiter im Umgang mit dem Gerät geschult. Wo wird die Ausbildung auch für weitere Interessenten durchgeführt?

Der DRK-Kreisverband bietet monatlich in der Geschäftsstelle in der Badergasse 8 in Pirna den Grundlehrgang „Notfalltraining Frühdefibrillation“ an. Wir kommen aber auch überall hin, wo es gewünscht wird. Diese zusätzliche Qualifikation von bereits ausgebildeten Ersthelfern vermittelt das theoretische Verständnis und die praktischen und sicheren Handlungsabläufe im Umgang mit dem Defibrillator und der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Am Ende jedes Lehrgangs gibt es immer eine schriftliche und praktische Erfolgskontrolle und damit eine kleine Prüfung.

Sind die Lehrgänge gut besucht?

Leider nehmen daran immer nur zwischen sechs und sieben Leute teil. Manchmal müssen allerdings auch Lehrgänge ausfallen, weil es keine Teilnehmer gibt. Acht Interessenten sollten sich wenigstens melden, aber wir würden uns freuen, wenn noch viel mehr kommen. Die nächsten Grundlehrgänge finden am 19. Oktober, 6. November und 13. Dezember, jeweils von 17 bis 20.15 Uhr, statt. Die telefonische Anmeldung läuft über 03501/46 01 71.

Wie viel kostet das?

Momentan beträgt die Teilnehmergebühr für die Ausbildung noch 15 Euro. Das ist nicht viel, da die Lehrgänge durch ein internationales Projekt gefördert werden. Dann aber ist damit Schluss, und der Lehrgangspreis wird steigen.

Das Gespräch führte Gabriele Schrul.