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Hilfe! Wer braucht Hilfe?

Projekt. Der Kamenzer Kinderschutzbundbetreibt eine Freiwilligen-Agentur. GenügendAngebote gibt es, aber zu wenige, die sie nutzen.

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Von Ina Förster

Carmen Antkewitz ist Trainerin der Fußball-F-Jugend bei Aufbau Deutschbaselitz. Kein einfacher Job für Frauen, denken jetzt sicher viele. Aber sie weiß, wie kämpfen funktioniert und auch, sich hinter etwas zu klemmen. Das alles kommt der 40-Jährigen beim neuen Job zugute. Auch wenn es nur ein Ein-Euro-Job ist.

Beim Kamenzer Kinderschutzbund betreut sie seit einigen Wochen das Projekt „Freiwilligenagentur“ mit. „Wir sind sehr froh, dass wir sie gefunden haben, denn sie ist ein Mensch, den man für eine Sache begeistern kann“, erzählt Projekt-Leiterin Sonja Anskat. Dass das gerade hier wichtig ist, dürfte klar sein, denn „Freiwilligen-Agentur“ hat etwas mit freiwillig zu tun. Die Idee, hilfreiche Kräfte zu bündeln und sie an Hilfebedürftige weiter zu vermitteln, kam Sonja Anskat beim Stöbern im Internet. In vielen deutschen Städten existieren solche Agenturen schon bestens. „Dabei geht es aber nicht um Arbeit, die bezahlt wird, sondern wirklich um die freiwillige Sache“, betont sie noch einmal. „Leider verwechseln das immer noch viele!“ Gerade in Zeiten der Ein-Euro-Job-Gesellschaft sind die Leute unsicher, worum es hier eigentlich geht.

Was ein jeder kann

Dabei ist alles so einfach: Menschen bieten ihre Hilfe auf Gebieten an, die ihnen Spaß machen, wo sie etwas leisten können. Das kann in der Kinder- und Altersbetreuung sein oder Nachbarschaftshilfe, handwerkliche Sachen oder kulturelle Ideen. Vereine aber auch Privatpersonen fragen diese Angebote ab oder stellen am besten spezifische Anfragen. Dabei entstehen keinerlei weitere Verpflichtungen auf beiden Seiten. „Die meisten wollen ja nicht immer gleich in einen Verein eintreten, vielleicht nur mal reinschnuppern. Oder aber sie trauen sich nicht, auf andere zuzugehen. Über uns bekommen sie den entsprechenden kleinen Schubser in die richtige Richtung“, erklärt Carmen Antkewitz.

Gelungene Vermittlungen

Dass das alles funktioniert, ist schon unter Beweis gestellt worden. Zum Beispiel bei Mithilfen für größere Feste. „Wir haben unter anderem dem Kamenzer Gewerbeverein im Dezember zwei Leute zum Verteilen der Buchstaben fürs Adventsrätsel vermittelt“, berichtet Sonja Anskat. Auch mit dem katholischen Pflegeheim in Kamenz hat man bereits gute Erfahrungen gemacht oder mit Pro Seniore in Großröhrsdorf. Trotzdem: „Wir kommen langsam in Verlegenheit. Wir wollen nun alle Vereine und Institutionen abklappern, um Hilfe vermitteln zu können. Die Warteliste wird immer größer. Meist sind es Frauen über 40, die gern sinnvoll tätig werden wollen.“

Damit niemand vereinsamt

Aber da gibt es auch den alleinstehenden Mann, dessen Mutter kürzlich gestorben ist und der sich Kontakt zur Außenwelt wünscht. Durch eine kleine Aufgabe könnte es ihm gelingen. Oder die jungen Mädchen, die noch einen zusätzlichen Ansporn für ihre zukünftigen Berufe suchen, die ehemalige Sprachtherapeutin, die sich noch nicht aufs Altenteil zurückziehen will. „Meist geht es den Leuten aber darum, nicht zu vereinsamen. Das spürt man in den Gesprächen. Und wir sind froh, wenn wir helfen können. Noch feiern wir hier jeden neuen Anrufer wie einen Helden“, so Sonja Anskat. Und fügt verschmitzt dazu: „Wir sind wie die Sprosse im Frühling. Noch gucken wir gerade zart aus der Erde heraus, aber wir beginnen zu wachsen…“

Weitere Infos: (03578) 78 33 10; oder [email protected]