Von Kerstin Unterstein
Ja, alle seien über die Abschiebung von Refik Arifovic und seiner Familie Anfang Dezember extrem schockiert gewesen, so Torsten Pfuhl, Vereinsvorsitzender beim SV Einheit. Seit Juli 2006 war Refik Arifovic Fußballer beim Kamenzer Verein und hatte in der ersten Männermannschaft unter anderem Anteil am erstmaligen Aufstieg in die Landesliga. Alle hätten den jungen Mann als engagierten Sportler erlebt.
In Serbien Fuß fassen?
So habe sich der Vereinsvorstand jetzt entschieden, Refik Arifovic und seiner Familie zu helfen, in Serbien im komplett neuen Lebensumfeld Fuß zu fassen. Da dafür nicht zuletzt Geld nötig ist, ist die Idee mit der Einrichtung eines Spendenkontos entstanden. Vorerst bis Ende September wurde dieses von der Ostsächsischen Sparkasse kostenlos zur Verfügung gestellt. Gerade im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten rund um „100 Jahre Fußball in Kamenz“ in diesem Jahr bestünde die günstige Gelegenheit, häufig auf dieses Anliegen hinzuweisen.
Am Mittwochabend wurde diese Spendenaktion mit einer Informationsveranstaltung im Stadion der Jugend eingeläutet. Um ihre Verbundenheit mit ihrem ehemaligen Mitspieler zu demonstrieren, waren erste und zweite Männermannschaft mit dem Trainer- und Betreuerteam fast komplett gekommen. Zudem hatte der Verein Geert Runge vom Landratsamt Bautzen eingeladen, der dort als Dezernent auch für die Ausländerbehörde verantwortlich ist. Er erläuterte die „Chronologie des Falles“, die allerdings den meisten Anwesenden bekannt war. Der Widerspruch zwischen den von Runge genannten harten Fakten und den ganz anders gelagerten menschlichen Empfindungen wollte Pfuhl nicht kommentieren: „Wir möchten die rechtlichen Zusammenhänge nicht werten, das steht uns als Sportverein nicht zu.“
Doch ein Weg zurück?
Obwohl viele immer noch hoffen, dass der Weg der Familie Arifovic zurück nach Deutschland führen kann, soll mit dieser Spendenaktion vor allem Verbundenheit bewiesen werden. Superintendent Wolfgang Müller versprach ebenfalls seine Hilfe, möchte sich aber gern vorher einen Einblick über die derzeitige Lebenssituation der Familie in Serbien verschaffen: „Wenn gespendet wird, möchte man ja immer so konkret wie möglich wissen, wofür.“ Da die Familie Himmelsbach aus Betroffenheit über dieses Schicksal und die Vorgehensweise der Behörden Kontakt nach Serbien aufgenommen hat, wird demnächst sicher bei Verein und Kirchgemeinde mehr zum Leben der Ex-Kamenzer zu erfahren sein.