Von Sandro Rahrisch
Der Laden brummt, als Wolfgang Froese 1969 im Luisenhof zu kellnern beginnt. Die Tanzbar gilt unter Dresdens Studenten als Geheimtipp. Gunther Emmerlich, damals noch keine 30 Jahre alt, gehört zu den Stammgästen am Loschwitzer Elbhang. „Als alter Bühlauer tut es mir weh, dass der Luisenhof jetzt leer steht“, sagt Froese. Er ist inzwischen selbst Gastronom, allerdings über 400 Kilometer weiter nördlich im Seebad Warnemünde. Dort betreibt er den „Kettenkasten“, ein rustikales Fischrestaurant an der Promenade. Als der Luisenhof im Dezember versteigert wurde, wollte der 68-Jährige mitbieten.
„Ich habe mir das durchaus zugetraut, den Luisenhof zu übernehmen“, sagt Froese. „Den Gastronomiebetrieb hätte ich entweder selbst gemacht oder ich hätte ihn Schumann überlassen.“ Armin Schumann führte das Ausflugslokal 13 Jahre lang. Am letzten Juni-Tag hat er die Schlüssel abgegeben – die neuen Eigentümer wollten 19 000 Euro Miete im Monat, 5 000 Euro mehr als bislang. Auch Froese hätte mehr Geld verlangt. So gut, wie das Restaurant lief, wären 17 000 Euro drin gewesen, sagt er.
„Ich hatte auch schon ein eigenes Konzept, falls Schumann abgelehnt hätte.“ Bürgerlich-regionale Küche, was anderes funktioniert seiner Meinung nach im Luisenhof nicht. Die Städtepartnerschaft zwischen Dresden und Hamburg wollte Froese in den Mittelpunkt rücken und einfache Fischgerichte auf die Speisekarte setzen. „Kleine Preise, keine gehobene Gastronomie, aber auch keine Schnellküche.“
Zum Bieten ist der gebürtige Dresdner gar nicht erst gekommen. Die Einlage von 150 000 Euro, die für die Teilnahme an der Zwangsversteigerung nötig war, hat Froese zwar eingezahlt, behauptet er. Das Gericht hätte ihn aber nicht zugelassen, da das Geld angeblich nicht ankam. Bis auf zwei Millionen Euro wollte der Gastronom mitgehen, dafür hätte er schon die Zusage seiner Bank gehabt. Letztendlich wechselte der Luisenhof für 1,8 Millionen Euro den Eigentümer.
Aufgegeben hat Froese den Luisenhof aber noch nicht. Wie schwer sich die neuen Eigentümer aus Aachen bei der Suche nach einem Betreiber tun, bekomme er in Warnemünde auch mit. Seine Dresdner Kollegen, die etwa die schlechte Parkplatzsituation und die beschwerliche Anbindung monieren und deshalb abwinken, verstehe er nicht. So könnte man doch mit den Verkehrsbetrieben reden, damit die Standseilbahn auch nach 22 Uhr noch zwischen dem Luisenhof und dem Körnerplatz pendelt. Gäste, die im Lokal essen, könnten beispielsweise den Fahrpreis erlassen bekommen.
Einen jungen Gastronomen, der sich den Luisenhof zutraut, würde Wolfgang Froese unterstützen. „Wir könnten gemeinsam eine Idee entwickeln.“ Mit einer halben Million Euro würde er sich einbringen, sagt er. Reichlich Geld braucht ein neuer Betreiber auf alle Fälle, schließlich hat Armin Schumann das gesamte Inventar aus Küche und Gastraum verkauft oder mitgenommen. Allein die neue Einrichtung, so rechnet der Warnemünder vor, kostet mindestens zwei Millionen Euro.
Für den Dresdner Gastronomen Giuseppe Gagliardi, der vor zwei Wochen sein Interesse am Luisenhof bekundet hatte, gelte das Hilfsangebot nicht – italienische Küche passt nicht in Froeses Vorstellungen. Die Bewerbung Gagliardis hat sich ohnehin erledigt. „Ich steige aus“, sagte er gestern der Sächsischen Zeitung. Das Konzept sei schon fertig gewesen – ein Mix aus italienischer und sächsischer Küche. Auch am Geld habe es nicht gelegen. „Mitte Oktober hätte es losgehen können.“ Ein unlösbares Problem gab es allerdings: Der Küchenchef, mit dem Gagliardi fest gerechnet hatte, sagte am Mittwochabend ab. Ein Italiener, ein Weggefährte. Mit einem anderen Küchenchef will der Dresdner Gastronom nicht in den Luisenhof. „Vertrauen kann ich mir nicht erkaufen“, sagt er.
Eine Chance für den Kollegen aus Warnemünde? Kaum, als Wirt mitmischen, das traut sich Froese nicht zu. „Das schaffe ich nicht, dafür habe ich zu viel um die Ohren. Ich müsste jeden Tag da sein, damit die Gäste mich sehen.“ Er und seine Familie seien in Warnemünde verankert. Eine stille Beteiligung sei da wahrscheinlicher.
Inzwischen schließt Froese, wie viele andere Dresdner auch, nicht mehr aus, dass im Luisenhof neue Wohnungen entstehen werden, anstatt eines Restaurants. „Die Lage ist dafür sehr attraktiv.“ Die Eigentümerin, die Patrizia Casa Vermögensgesellschaft, trägt das Wort „Wohnung“ bereits im Firmennamen, wenn auch auf Spanisch. „Für den Luisenhof wünsche ich mir das aber nicht.“