Hinweisschilder statt Zebrastreifen

Gleisberg. Ein wenig enttäuscht sind die Ortschaftsräte von Gleisberg schon. Dabei ist die Nachricht, die Roßweins Ordnungsamtsleiterin Kristina Gebhardt ihnen überbringt, positiv.
So schnell, wie einige Einwohner und vor allem Eltern es einschätzen, sind Kraftfahrer auf den Straßen in Gleisberg dann doch nicht unterwegs. Das zeigt die Auswertung zweier Messtafeleinsätze – und vermutlich auch eine sogenannte Blindmessung, die der Landkreis selbst vorgenommen hat. Details zu letztgenannter Erfassung konnte Kristina Gebhardt nicht sagen, dafür aber einiges zur Messtafel, die die Kommune an verschiedenen Brennpunkten mit mehr oder weniger Erfolg installiert.
Zwischen alter Schule und Buswendeplatz wünschen sich die Gleisberger einen Fußgängerüberweg. Wie die Chefin des Ordnungsamtes sagte, wurden die Bewegungen auf der Ortsdurchfahrt vom 12. bis 19. Mai und davor schon einmal über 19 Tage vom 27. Februar bis 16. März gemessen. An den sieben Tagen im Mai passierten 5.350 Fahrzeuge die Messstelle in beide Richtungen, was täglich 766 Fahrzeugen entspricht. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit betrug 75 Stundenkilometer. Durchschnittlich waren die Kraftfahrer mit knapp 44 Kilometer pro Stunde unterwegs. Erlaubt sind 50 Stundenkilometer. „Das heißt, momentan hält sich die Mehrzahl der Fahrer an die in der Ortschaft erlaubte Geschwindigkeit“, so die Chefin des Ordnungsamtes.
Jeden Tag ein Raser
Ende Februar/Anfang März – also vor Corona – sah das noch etwas anders aus. Im Messzeitraum waren jeden Tag 1.256 in beide Richtungen unterwegs, durchschnittlich mit 50 Stundenkilometern. Jeden Tag ist damals ein Kraftfahrer mit etwas mehr als 120 „Sachen“ durch die Messstelle gerauscht. Diese Tatsache ist für die Ortschaftsräte nicht nachvollziehbar. „Wenn Sie mitbekommen, dass es derartige Raserei regelmäßig gibt, dann bitte ich Sie, die Polizei zu informieren. Sie will darauf reagieren“, so Kristina Gebhardt.
Dass die Kraftfahrer nur wegen der Anzeigetafel langsamer gefahren sind, an anderen Tagen aber mehr aufs Gaspedal treten, diese Vermutung äußerten mehrere Ortschaftsräte. Der Nachweis darüber ist schwer. „Wir müssten einmal prüfen, ob auch wir als Kommune so eine Blindmessung veranlassen oder uns entsprechende Technik dafür zulegen können“, sagte die Ordnungsamtsleiterin. Auf diese Weise könne tatsächlich besser nachvollzogen werden, wie die Situation dann ist, wenn keine Anzeigentafel auf die gefahrene Geschwindigkeit hinweist.

Die Messergebnisse sagen dem Landratsamt als Genehmigungsbehörde, dass es keine Veranlassung dafür gibt, den von Anwohnern und Ortschaftsräten gewünschten „Zebrastreifen“ anzulegen. Empfohlen wird ein solcher Schutzweg, wenn mindestens 450 Fahrzeuge zur Hauptverkehrszeit auf der entsprechenden Strecke unterwegs sind, möglich wäre es schon ab 200 Fahrzeugen. Aber auch die werden in Gleisberg mit 60 erfassten Fahrzeugen zur Stoßzeit längst nicht erreicht.
Mit einem Schild „Achtung Kinder“ hätten die Gleisberg die – womöglich einzige – Chance, darauf hinzuweisen, dass mehr Kinder unterwegs sind. Diese wollen die Ortschaftsräte nutzen. Außer dem Zusatzschild „Schulweg“ soll noch ein Abschnitt begrenzt werden. Sinnvoll erscheint den Räten die Strecke zwischen alter Schule und dem Abzweig Chorener Straße. „Dort, so haben mir Erzieherinnen berichtet, ist es auch ganz schwierig, mit den Kita-Kindern die Straße zu queren“, sagte René Seltmann, der stellvertretende Vorsitzende des Ortschaftsrates.
Ähnlich soll auf Wunsch der Gleisberger auch auf der Wetterwitzer Straße verfahren werden. Dort hatten sich die Einheimischen ein Tempolimit gewünscht, weil da der Schulbus hält und es keinen Gehweg gibt, den Kinder für den Weg zum Bus oder nach Hause nutzen können. Die Gründe, weshalb die Behörde da nicht einschreitet, sind die gleichen wie im Bereich Buswendeplatz.
Kristina Gebhardt wird bezüglich der Absprachen im Ortschaftsrat jetzt noch einmal mit der Landkreisverwaltung Kontakt aufnehmen. Sehr wahrscheinlich gibt es einen erneuerten Vor-Ort-Termin, vor allem, um die Abschnitte abzustimmen. Außerdem kündigte sie weitere Geschwindigkeitsüberprüfungen durch Kommune und Behörden an, um eine Entwicklung aufzeigen zu können. „Wenn die Messtafel hier in Gleisberg dauerhaft Erfolg hat, könnte der Ortschaftsrat für 2021 auch Geld für die Anschaffung und das Aufstellen einer stationären Tafel beantragen“, schlug Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) vor.
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