Von Katarina Lange
„Mein lieber Freund, ich kenn die Schose: im Hüftgelenk ist die Arthrose, in den Gelenken und den Bändern, Du glaubst, da ist nichts mehr zu ändern? Getrost, mein Freund, ich sag Dir nur: Du brauchst eine Gottleuba-Kur“. Mit diesem kleinen Vers hat sich Hobbydichter und Kurgast Karl Heinz Mantel in Bad Gottleuba verewigt. Er muss es wissen: Mit Hilfe von Moorpackungen, Krankengymnastik und Massagen ist er im dortigen Gesundheitspark wieder auf die Beine gekommen.
Damit ist er einer von vielen, denen hier geholfen wurde. Wie viele Patienten sich seit der Eröffnung der Kurklinik in die Hände der Ärzte und Schwestern begeben haben, kann Geschäftsführer Karl Heinrich Rehfeld heute nicht mehr genau sagen. Eins weiß er aber sicher: „In den 90 Jahren Gesundheitspark hat sich viel getan.“Station für Tausende KriegsverwundeteHeute gehört die Kurklinik zu den ältesten deutschen Rehabilitationsstätten. Die von 1909 bis 1913 errichtete Anlage gilt aber auch als eine der größten geschlossenen Jugendstilanlagen Deutschlands. Mit der Eröffnung des Kurhauses im Jahre 1913 fiel auch der Startschuss für den offiziellen Kurbetrieb. Strikt abgeschnitten vom Stadtkern konnten sich dort nun zum Beispiel Schriftsetzer, Schlosser, Dreher und Bäcker erholen. Schon kurze Zeit später wurde den Heilbehandlungen allerdings erst einmal ein Riegel vorgeschoben. Denn durch den Beginn des Ersten Weltkrieges musste die Anstalt kurzerhand zum Lazarett umfunktioniert werden.
Nach Ende des Krieges ging die Klinik in Bad Gottleuba wieder zur Normalität über. In den Folgejahren stand allerdings kein guter Stern über der Kureinrichtung. Durch die Inflation in den Zwanzigern stieg der Tagessatz pro Patient schließlich auf schwindelerregende 588 000 Mark, so dass die Einrichtung notgedrungen geschlossen werden musste. Erst nach dem Ende der Inflation konnte der Kurbetrieb wieder starten. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde dem Kurbetrieb allerdings erneut der Garaus gemacht. Denn erneut wurde die Anstalt zu einem Reservelazarett umgewandelt. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es in Bad Gottleuba dann wieder langsam bergauf.
Mit der Wende stand dem Kurklinikum dann die vorerst letzte große Veränderung ins Haus: Die Übernahme der Trägerschaft durch die Landesversicherungsanstalt Sachsen. Da der Zahn der Zeit bereits an vielen Gebäuden seine Spuren hinterlassen hatte, wurde die Anlage umfassend rekonstruiert.
Unter Leitung von Karl Heinrich Rehfeld konnte so der Gesundheitspark 1995 wieder in neuem Glanz erstrahlen. „Bis jetzt wurden etwa 75 Millionen Euro in das Areal gesteckt“, sagt Rehfeld stolz. Heute sind fünf Klinikeinheiten in Bad Gottleuba unter einem Dach vereint: die Herz-Kreislauf-Klinik, die Orthopädische Klinik, die Psychosomatische Klinik, die Stoffwechselklinik und die Kinderklinik. Seit fast zwei Jahren können hier auch Eltern und Kinder gemeinsam behandelt werden.
Mit einer etwa 80-prozentigen Auslastung der knapp 700 Betten kann der Diplom-Volkswirt heute ganz zufrieden sein. Denn das war nicht immer so. Besonders 1997 hatte der Gesundheitspark mit einer Gästeflaute zu kämpfen. Damals stand fast jedes zweite Bett leer. „Doch langsam haben wir uns wieder hoch kämpfen können“, erzählt Rehfeld. Denn viele seiner Patienten kommen nicht mehr nur aus Sachsen, sondern aus ganz Deutschland nach Bad Gottleuba.
Neben den fünf Klinikeinheiten, die sich auf 36 Gebäude verteilen, befindet sich auch ein Museum auf dem Gelände. Das sogenannte „Deutsch-Tschechische Bildungs- und Informationszentrum für Rehabilitation und Bäderheilkunde“ ist seit 2001 im ehemaligen Maschinenhaus untergebracht. Auf einer Fläche von 600 Quadratmetern sind dort mehr als 1 500 medizinische Exponate aus der Zeit zwischen 1870 und 1980 ausgestellt. „Viele dieser Geräte, von denen wir nichts geahnt haben, wurden auf Dachböden gefunden“, erinnert sich Geschäftsführer Rehfeld. Dazu gehören zum Beispiel ein kompletter Operationssaal von 1930. Beim Tag der offenen Tür am 22. Juni haben Besucher dann nicht nur die Möglichkeit, einen Blick auf die „Historischen Sammlungen“ zu werfen. Auch alle Klinikbereiche können an diesem Tag genauer angeschaut werden.