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Historische Drehorte gesucht

Das „Alte Gefängnis“ und der Großenhainer Flugplatz sind schon in der Datenbank für Film-Drehorte. Andere nicht.

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Von Werner Peters

Am 29. Mai wird Dresden zum Tummelplatz für Leinwandhelden. Gedreht wird der Krimi „Der letzte Kronzeuge“. Noch besser im Filmgeschäft vertreten ist Görlitz. Obwohl geografisch betrachtet weitab vom Schuss, drücken sich hier fast schon regelmäßig Hollywood-Legenden gegenseitig die Türklinken in die Hand. Lichtgestalten wie Jude Law, Bill Murray oder Kate Winslet drehten bereits in der ostsächsischen Filmstadt. Diese mediale Präsenz generiert Wirtschaftskraft. Nutznießer sind die Tourismusindustrie und speziell die örtlichen Gewerbetreibenden wie Bäcker, Fleischer, Hoteliers und Gastronomen. Davon können Kommunen zwischen Riesa und Großenhain allerdings nur träumen. Kino- und Fernsehfilmproduktionen haben hier Seltenheitswert. Dabei gibt es auch hierzulande genügend „Locations“, die selbst einen Herzensbrecher wie George Clooney überzeugen könnten.

Ab in die Datenbank!

Aber wie finden Filmemacher etwa den Weg ins frühere internationale Pionierlager nach Zschorna oder gleich nebenan ins Schloss, zu Zeiten des Nationalsozialismus Schulungsheim des Bund Deutscher Mädel und später in der DDR dann der FDJ? Dafür gibt es praktische Unterstützung durch die MDM Film Commission, einem Projekt der Mitteldeutschen Medienförderung. Deren Ziel ist die Unterstützung von Filmproduktionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zum kostenlosen Service gehört auch eine im Internet abrufbare Motivdatenbank. Dieser Location Guide – Drehort-Finder – enthält Fotos von potenziellen Drehorten, unterteilt nach Kategorien wie Kirchen, Schlösser, Gutshäuser, Handwerk, Gewerbe, Seen, Veranstaltungshallen. Davon macht man im Landkreis Meißen jedoch nur wenig Gebrauch. Gerade einmal 15 Objekte, mit Schwerpunkt natürlich in Moritzburg und Radebeul, sind gelistet. Geworben wird auch mit der Altstadt von Meißen, dem Klosterpark Altzella und den Schlössern Batzdorf und Scharfenberg. Riesa kommt überhaupt nicht vor. Großenhain dafür wenigstens gleich zweimal: Mit dem „Alten Gefängnis“ an der Meißner Straße und dem Großenhainer Flugplatz.

Dann aber ist Schluss, obwohl noch eine ganze Menge von Objekten förmlich auf ihre Entdeckung warten. Dabei kommt es nicht auf perfekte Schönheit an. Auch der morbide Charme vergangener Epochen ist für Filmproduzenten reizvoll. Wie erfolgt die Aufnahme in den Location Guide? Man vereinbart mit der MDM einen Vororttermin. Dabei werden Angaben zu Ansprechpartnern, zum Objekt und zu den Drehbedingungen anhand eines Erfassungsbogens erhoben. Sollte dann eine Produktionsfirma drehen wollen, bedarf es eines gesonderten Vertrags. Zum Prozedere gibt die MDM Hilfestellung. Die Vorteile für die jeweilige Kommune liegen auf der Hand. Filme entstehen bekanntlich mit einem enormen Kostenaufwand.

Nicht selten arbeiten über hundert Leute zeitgleich am Set. Regelmäßig werden auch zahlreiche Komparsen beschäftigt. Hohe Mietzahlungen, so zeigt die Praxis, sind allerdings nicht zu erwarten. Aber der Vermarktungseffekt ist unbestritten. Bestes Beispiel dafür ist Schloss Moritzburg. Hier wurden 1973 lediglich Sequenzen für den Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gedreht. Der Ruhm hält bis jetzt an und wird heute mehr denn je in klingende Münze verwandelt.

www.mdm-online.de