Von Anita Engemann
Im Juli 1946 schenkte der ehemalige Autodesigner Louis Reard der Damenwelt den Bikini – und löste damit einen Skandal aus. Wie muss es aber erst 1867 gewesen sein, als die älteste Bademodenkollektion an den Mann und natürlich die Frau gebracht werden musste? Doch weiß die modebewusste Frau von heute überhaupt noch um die Gewohnheiten ihrer Vorgängerin aus dem Jahr 1900? Wer genau diese Gewohnheiten erfahren möchte, ist am 1. Oktober im Seifersdorfer Schloss genau richtig. Zur historischen Modenschau nämlich.
An historischer Stelle werden dort unter dem Thema „Früher drunter – heute drüber“ Einblicke in die Bade- und Dessousmode ab 1867 gewährt. Zusammengestellt wurde die Präsentation, die sich rund um Originalkostüme und authentische Bekleidungsstücke drehen wird, von Lisa Schulze aus Steinbach.
Details berichtet
„Authentisch“, erklärt die studierte Maskenbildnerin, „heißt, dass die Kleidungsstücke zwar neu gefertigt, jedoch die alten Herstellungsmethoden angewandt worden sind.“ So arbeitet sie beispielsweise mit Stoffen nach historischem Vorbild, die weder Polyester noch eine sonst damals unbekannte Faser enthalten. Auch Garne und Knöpfe werden den Originalen nachempfunden. Und so wird sich nirgendwo eine Naht finden, wo sie nicht auch im Original aus dem Jahre 1888 zu finden war.
Dementsprechend aufwendig gestaltet sich dann allerdings die Arbeit an einem solchen Kostüm: zwischen 40 und immerhin 300 Arbeitsstunden müssen eingeplant werden. Für Lisa Schulze, die die Kostüme selbst näht, handelt es sich jedoch nicht um eine Arbeit, die sie nur der Pflicht wegen tut. Vielmehr kann sie nach eigener Aussage kaum mehr zwischen Beruf und Freizeit unterscheiden. „Während meines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden habe ich meine Leidenschaft für historische Kostüme entdeckt – seitdem kann ich nicht mehr davon lassen“, verrät sie. Neben der Arbeit in ihrem kleinen Unternehmen, dem „Salon Rokoko“ in Steinbach, bietet sie auch regelmäßig Modenschauen für private Feiern und öffentliche Veranstaltungen an.
Eine Woche Vorbereitung
Nun eben die historische Modenschau im Seifersdorfer Schloss, für deren Vorbereitung eine Woche notwendig war. Schließlich müssen alle Kostüme, die ihr Mann Rainer und sie vorstellen, im besten Zustand sein. Doch die Mode wird nicht nur präsentiert, auch eindrucksvolle Details aus der Entstehungszeit sowie Vor- und Nachteile der Bekleidung weiß Lisa Schulze zu berichten.
Damit entsteht für den Zuschauer eine Brücke zwischen Epoche und dazugehöriger Mode. Untermalung erfährt die Schau durch passende Musik und die Rezitation zeitgenössischer Autoren. Am Sonntag werden dabei die Verse von Joachim Ringelnatz und Erich Kästner im Mittelpunkt stehen. Apropos Erich Kästner: „Wenn’s doch Mode wäre, zu verblöden“, dass würde sich sicherlich auch der gebürtige Dresdner bei der Aussicht auf einen so unterhaltsamen Nachmittag nicht mehr gewünscht haben.
Die historische Modenschau findet am morgigen Sonntag, im Saal des Seifersdorfer Schlosses statt. Einlass ist ab 14.30 Uhr, Beginn um 15 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Euro pro Person.