Von Franziska Günther
Wie eine Große ritt Katharina Herschel am Sonnabend in die Obercarsdorfer Reithalle ein. Dass das Pferd unter ihr mindestens viermal so hoch war wie sie, ängstigte sie nicht. Dabei zählt die junge Reiterin gerade einmal drei Jahre. Doch in das Schauprogramm der berittenen Krabbelgruppe passte der Dreikäsehoch perfekt. Das Programm war Teil des 9. Weihnachtsturniers, zu dem der Pferdehof Göbel und der Reitverein Obercarsdorf am Sonnabend einluden. Kleine und große Pferdenarren kamen. „Den Führzügelwettbewerb für Kinder von drei bis sieben Jahren dachten wir uns für das Schauprogramm aus, damit auch die Jüngsten einbezogen werden“, erzählt Carmen Göbel, die Vereinsvorsitzende.
Keine Angst
Für ihren glanzvollen Auftritt verkleideten sich die Steppkes. Katharina verzauberte als Rotkäppchen. Auch die Dresdnerin Liselotte Maune wagte sich aufs Ross. Die Fünfjährige reitet nur selten, wie sie erzählt. Trotzdem putze sie sich für den Führzügelwettbewerb als Weihnachtsengel mit einem apricotfarbenen Tüllmantel heraus. „Ich hab keine Angst vor den Pferden. Wenn, dann wünsche ich mir auch ein großes Pferd und kein Pony“, sagt die Kleine furchtlos. Liselotte startete mit dem Pferd Apirell in der Altersklasse „Rotzergruppe“. Der Richter erwartete von diesen Startern einiges mehr, als nur hoch zu Ross zu sitzen. Deshalb mussten Reiter und Pferdeführer mit einem Schlittenwettziehen überzeugen. „Das Reiten war schwerer“, findet Pferdenärrin Katharina. Trotzdem will sie dabei bleiben. Für den Reitverein geht damit die Idee des Schauprogramms auf. „Wir wollen auch gern die Kinder unserer Reiter ans Pferd heranführen und sie mit dem Tier vertraut machen“, erklärt Frau Göbel. Dass Reiten Spaß macht, ist für den siebenjährigen Alexander Herschel keine Frage. Er reitet seit einigen Jahren und stieg beim Führzügelwettbewerb als kostümierter Indianer aufs Pferd. Als Dankeschön überreichte die Vorsitzende des Vereins nach dem Wettbewerb Süßigkeiten an die Sprösslinge. Anschließend zeigten Kinder des Reitvereins Obercarsdorf, dass sich Rockmusik, Theaterspiel und Pferde sehr wohl vertragen. Zum Lied „Zehn kleine Jägermeister“, von der Band „Die Toten Hosen“, führten die Jungen und Mädchen in der Reithalle hoch zu Ross ein kleines Schauspiel vor.
Doch die mäßigen Temperaturen in der Halle schienen nicht jedermanns Sache zu sein. Rosemarie Habor und Ursula Hartmann zogen da ein warmes Plätzchen im Reiterstübchen vor. Von ihrem Tisch aus verfolgten sie durch eine Glasscheibe das Geschehen draußen. „Wir kommen jedes Jahr her, um unseren Urenkeln beim Reiten zuzuschauen“, erzählen sie unisono. Mit Pferden im Allgemeinen hätten die älteren Damen nichts am Hut, sagen sie, dennoch bewundern sie die edlen Tiere. Gegen Abend trat dann auch die Vereinschefin in Aktion. Verkleidet als Engel ritt sie zu einem Pas de deux, einem Reiterduett, in der Halle ein. Vor ihrem Auftritt erzählte sie: „Das Weihnachtsturnier stellt für den Verein immer einen schönen Jahresabschluss dar.“ Trotz weihnachtlicher Stimmung kam der Pferdesport nicht zu kurz. Bereits am Vormittag traten Reiter aus der Region bei Dressur- und Springprüfungen gegeneinander an.