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Hochwasserschutz für Stiebitz

Bei Unwetter wird das kleine Dorf überschwemmt. Jetzt soll ein Damm helfen.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Beschaulich nimmt das klare Wasser des Stiebitzbachs seinen Weg durch die Wiesen. Ganz und gar nicht idyllisch sah es hier vor sechs Jahren aus. Am 16. August 2010, kurz nachdem das Spreehochwasser den Scheitelpunkt erreicht hatte, schoss nach einem Unwetter das Niederschlagswasser südlich der Dresdener Straße in die Stiebitzer Senke und machte aus dem Bächlein eine unkontrollierbare Flut. Die Neukircher Straße stand mehrere Meter weit unter Wasser, weil der enge Durchfluss darunter den reißenden Strom nicht aufnehmen konnte.

Damit sich dieses Szenario nicht wiederholt, will die Stadt Bautzen hier in einen nachhaltigen Hochwasserschutz investieren. Schon im nächsten Jahr könnte gebaut werden, sagt Stiebitz’ Ortsvorsteher Torsten Höhne (CDU).

Die Stadt Bautzen plant, parallel zur Neukircher Straße einen kleinen Damm zu errichten. Etwa hundert Meter lang werde er sein und auf der Krone etwa drei Meter hoch, sagt Höhne. Diese Verwallung funktioniert mit den angrenzenden Hügeln als Hochwasserrückhaltebecken. Hier kann sich bei extremen Wetterereignissen das Wasser sammeln und dann kontrolliert über den Stiebitzbach ablaufen.

Weiterer Damm oberhalb der Gartenanlage

Ein weiterer Damm mit dieser Funktion, von der Administration als „Hochwasserrückhaltebecken Nummer 1“ bezeichnet, ist oberhalb der Kleingartenanlage „Am Herrenteich“ geplant. Fast eine halbe Million Euro kosten diese nachhaltigen Flutschutzmaßnahmen, die der Freistaat zu 90 Prozent fördern kann. Torsten Höhne ist klar, dass der Freistaat nicht grenzenlos in den Flutschutz investieren wird. „Die Ortskenntnis der betroffenen Bürger, ihre Beobachtungen und ihre Erfahrungen werden von Bedeutung sein, wenn es in Zukunft gilt, sinnvoll und richtig in derartige Projekte zu investieren“, meint der Ortsvorsteher.

Der Stiebitzer Dirk Rößler kann sich noch gut daran erinnern, wie das Wasser 2010 durch sein Gehöft an der Neukircher Straße lief. Ein Strich unter der nahe gelegenen Eisenbahnbrücke belegt es: Ein Meter und zwanzig Zentimeter stand es hier hoch. An dieser Stelle keine Ausnahmeerscheinung. Bereits drei Jahre vorher verursachte eine extreme Schneeschmelze ähnliche Überflutungen, so Rößler.

Inzwischen hat sich die Situation in Stiebitz entspannt. Denn im vergangenen Jahr wurden das Bett des Stiebitzbachs ausgebaut und seine Abflussverhältnisse verbessert. Statt enger Rohre, an denen sich das Wasser früher anstaute, führen quadratische, ein Meter hohe Durchläufe unter der Neukircher Straße und den schmalen Stichstraßen zu den Wohnhäusern durch. „Die neuen Durchlässe machen schon sehr viel aus“, sagt Dirk Rößler zufrieden.

Hochwasserschutz gewinnt weiter an Bedeutung

Bei einer Flut reichten sie aber auf keinen Fall, betont Torsten Höhne. Hier müsse mehr getan werden, denn der Hochwasserschutz werde in den nächsten Jahren aufgrund zunehmender Extremwetterlagen an Bedeutung gewinnen, ist sich der Ortsvorsteher sicher. Und der geplante Stiebitzer Damm müsse bald nicht nur Rößlers Vierseithof und das Nachbarhaus schützen, sondern auch Eigenheime, die an der Herrenteichsiedlung entstehen sollen.

Insgesamt werden etwa 740 000 Euro entlang des Stiebitzbachs verbaut. So werden nach Information der Landesdirektion Sachsen demnächst die Flutschäden aus dem Jahr 2010 an der Spreemündung und im Wiesenbereich zwischen der Kleingartenanlage und der Ortslage Stiebitz beseitigt. Zu den nachhaltigen Maßnahmen, auf die 525 000 Euro entfallen, zählt neben dem Bau der beiden Hochwasserrückhaltebecken auch eine Maßnahme am Gewässer im Bereich der Dieselstraße. Dort sollen die Uferverbauungen zurückgebaut und das Gewässerbett im Bereich der Kleingärten naturnah gestaltet werden.