Von Maik Brückner
Im Hintergrund ziehen Wolken auf. Aber über Sylvia Krischka und Rico Leonhardt ist der Himmel blau. Fast wie bestellt. Denn für die beiden Naundorfer ist dieser Sonnabend ein ganz besonderer Tag: Sie wollen sich das Ja-Wort geben und das mitten auf dem Wasser.
Die Idee dazu hatte der Bräutigam. Der 45-Jährige ist nicht nur Baggerfahrer, sondern arbeitet auch ab und zu für die DJs an der Malter. Er mag die Talsperre, ist auch oft mit dem Hund hier. Und bei einem dieser Spaziergänge kam ihm der Gedanke, auf der Talsperre zu heiraten. Schließlich sollte diese Hochzeit etwas Besonderes werden. Er und seine Verlobte, die 53-jährige Verkäuferin Sylvia Krischka, waren schon mal verheiratet. Und auch seine Lebensgefährtin fand die Eheschließung auf dem Wasser gut. Im Standesamt konnte man sich damit nicht anfreunden. Denn in Deutschland dürften gültige Ehen nur in Räumen geschlossen werden, sagt Leonhardt. Auf Paddelbooten ist das daher nicht möglich. Weil das Brautpaar nicht auf die Feier verzichten wollte, beschloss es, zweimal zu heiraten. Deshalb traten Rico Leonhardt und Sylvia Krischka am Freitag vor den Standesbeamten im Dippser Rathaus. „Das war die Trauung für den Staat“, sagt der Bräutigam. Die Zweite sollte ganz nach dem Geschmack des Brautpaars ausgestaltet werden. Aber dazu brauchte das Paar auch das Okay von Klaus Kaiser. Er ist der Chef der Weißeritztal-Erlebnis GmbH. Die bewirtschaftet nicht nur die drei Strandbäder, sondern verleiht auch Paddelboote. Rico Leonhardt fragte bei Klaus Kaiser an. Dieser staunte nicht schlecht und kam erst einmal ins Grübeln. Gern würde er diesen ungewöhnlichen Wunsch erfüllen. Doch ausgerechnet an diesem Sonnabend sollte auch das Drachenbootrennen auf der Talsperre stattfinden. Guter Rat war teuer.
Kaiser fand eine Lösung. Er schlug vor, die Hochzeit in der Wettkampfpause stattfinden zu lassen. Und so kam es auch.
Kurz vor 14 Uhr bestieg die Festgesellschaft des Brautpaares mehrere Paddelboote im Strandbad Malter und ruderte damit zur Mitte der Talsperre. Von der Paulsdorfer Seite stieß Steffen Sauermann dazu. Der Hainsberger gehört auch zum Freundeskreis der Familie und hatte sich in Schale geworfen. Er wurde von einem Motorboot zur Festgesellschaft gebracht und sollte hier den Standesbeamten spielen. Dafür sollte er auch der richtige Mann sein. Schließlich weiß Sauermann, der als Versicherungsvertreter arbeitet, mit Worten umzugehen. Und singen kann er auch. Bereits seit 1988 ist er Chorsänger im Extra-Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden.
Trotzdem hatte der Freitaler ein bisschen Lampenfieber. Kurz nach 14 Uhr begrüßte er die Festgesellschaft und stimmte sie mit zwei Volksliedern auf die Zeremonie ein. 14.18 Uhr war es dann so weit. Sauermann setzte sich einen Zylinder auf und wollte vom Bräutigam und von der Braut wissen, ob sie sich vor den Gästen das Ja-Wort geben wollen. Beide sagten laut und deutlich Ja. In diesem Moment stiegen 99 rote Luftballons in die Höhe. Diese hatten die Drachenbootpaddler mitgebracht, die Steffen Sauermann auf seiner Fahrt zum Brautpaar begleiteten. „Die Luftballons sind unser Geschenk an das Brautpaar“, sagte Klaus Kaiser, der die Trauung aus einem zweiten Motorboot mitverfolgte und staunte, wie stark die Strömung ist. Denn zum Ende der gut 20-minütigen Feier waren die Boote wieder am Strandbad Malter angekommen. Ohne zu paddeln.