Von Christian Kluge
Bei den Bischofswerdaer Fußballern stehen die Signale auf grün – für einen Neuanfang in der Bezirksliga. Nach drei Jahren Regionalliga (1994-1996), fünf Jahren Oberliga (1996 bis 2001) und zwei Spielzeiten in der Landesliga ist die erste Mannschaft der Schiebocker inzwischen fast auf einer Ebene mit der BFV-Reserve, die in der Bezirksklasse auf Punktejagd geht. Fünf Jahre vor der 100-Jahr-Feier des Fußballs in Bischofswerda keine schöne Situation.
Am 14. Juli 1908 gründeten einige begeisterte Sportler den Fußball-Club „Germania“, und schon am Jahresende hatte der Verein 35 Mitglieder. Elf Jahre später, am 12. April 1919, wurde Germania in Sportverein 08 Bischofswerda umbenannt. In der Folgezeit kam es zu zahlreichen Duellen der Ortsrivalen SC 1911 Großröhrsdorf, Budissa Bautzen, Sportlust Zittau, Zittauer BC, SV Bautzen, VfB Kamenz, SV 1911 Löbau, BC Reichenau und BC Neugersdorf. Gespielt wurde in der 1. Klasse des Gaues Oberlausitz, und eine Partie im Jahr 1932 (Bischofswerda gegen Großröhrsdorf) sahen schon damals 1 200 Zuschauer. Noch heute erinnern sich alte Fußballfans im Oberland und im Rödertal an die sportlichen Auseinandersetzungen.
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lebte auch in Schiebock der Fußballsport wieder auf. 1946 trennten sich 08 Bischofswerda und der SC 1920 Neukirch mit 9:1. In den Folgejahren spielte 08 in der Bezirksklasse und stieg 1973 endlich in die Bezirksliga auf. Dort hatte zuvor beispielsweise schon Frankenthal für Furore gesorgt (1960 bis 1962). Nach weiteren 13 Jahren sah Bischofswerda die erste Sternstunde des Fußballs. 1986 schaffte die damalige BSG Fortschritt Bischofswerda den Aufstieg in die DDR-Oberliga. Schon damals standen Spieler im Team, die auch in der letzten Saison noch beim BFV noch eine Rolle spielten, beispielsweise Kapitän Andreas Hain und Ex-Trainer Mario Kleditzsch.
Mit dem Aufstieg wurde die Stadionkapazität auf 10 000 Zuschauer erweitert und neue Gebäude geschaffen – was auch nötig war. Zur Oberliga-Premiere gegen Dynamo Dresden am 16. August 1986 kamen 9 000 Fans ins Stadion, und Bischofswerda schaffte immerhin ein 0:0. Die Sensation folgte am 2. Mai 1987, als die Fortschritt-Kicker den Meister vom Berliner FC Dynamo vor 9 800 Zuschauern mit 2:0 bezwingen konnten. Gottlöber hatte Bischofswerda schon in der vierten Minute in Führung gebracht, und Petersohn machte schon vor der Pause (34.) den Sack zu. Obwohl Fortschritt am Saisonende wieder absteigen musste, kamen zu den 13 Heimspielen der Saison 104 000 Zuschauer (Durchschnitt 8 000). Davon kann man heute in Bischofswerda bestenfalls noch träumen.
Nach zwei Jahren Liga-Fußball schaffte Bischofswerda 1989 erneut den Sprung in die DDR-Oberliga, und beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 17. August 1989 wurde der noch heute bestehende Zuschauerrekord aufgestellt (11 000). Heute sind immer noch 264 Fußballer beim BFV aktiv, was in der Rangliste des Kreissportbundes Platz 13 ergibt. Was die Zukunft bringt, wird sich in der nächsten Saison zeigen.