Von Linda Barthel
Freital. Der große Baum auf dem Grundstück an der Dresdner Straße 21 wiegt sich im Wind. Wenige Meter vor dem Stamm steht ein weißes Schild, von drei Holzbalken gehalten. Joachim von der Mühlen – Tischlerei, Objekteinrichtung und Innenausbau, steht darauf in schwarzen Buchstaben. Es folgen die Anschrift und eine Internetadresse. Wer die Homepage öffnen will, bekommt eine Fehlermeldung angezeigt. Die Seite ist gelöscht. Und auch auf dem Grundstück an der Dresdner Straße tut sich seit Jahren nichts. Wie jetzt feststeht, wird der dort geplante Firmensitz der Joachim von der Mühlen GmbH nicht entstehen. Die Tischlerei ist pleite. Deshalb steht das Areal direkt am Bahndamm jetzt zum Verkauf.
Vor rund sechs Jahren zog die Firma aus Platzgründen von Oelsa an den Goetheplatz 6 in Freital. Ab November 2012 lautete die Geschäftsanschrift dann Dresdner Straße 21. Dort hatte von der Mühlen seinen neuen Firmensitz geplant und sogar schon mit den Bauarbeiten begonnen. Die wurden jedoch nie abgeschlossen. „Ich musste Insolvenz anmelden und werde jetzt abgewickelt“, sagt der 38-Jährige nun. Gründe gebe es viele. Hauptursache sei jedoch, dass ihn eine norddeutsche Firma, für die er Yachten ausbaute, nicht bezahlen konnte. Denn auch dieses Unternehmen ging pleite, wie der Tischlermeister und Diplom-Holzingenieur sagt. „Ich bin von einigen Leuten, denen ich vertraut habe, enttäuscht worden. Ich musste sehr viel Lehrgeld zahlen.“
Dabei liefen die Geschäfte gut. Als die Konkurrenz aus Osteuropa vor wenigen Jahren immer größer wurde, suchte von der Mühlen nach Nischen – und entdeckte den Innenausbau von Yachten für sich. Das Interieur lieferte er passgenau. Ein zweites Standbein hatte sich die Möbelmanufaktur mit der Ausstattung von Hotelzimmern und -rezeptionen aufgebaut. Dennoch scheiterte von der Mühlen. „Ein Grund ist auch, dass ich die Firma 2005 aus der Insolvenz heraus gegründet habe. Dadurch gab es kaum Rücklagen“, sagt der 38-Jährige. Damals übernimmt er die Möbelwerkstätten Herzog GmbH in Rabenau-Oelsa, die zwei Jahre zuvor pleite gegangen war. Die von Joachim von der Mühlen und seiner Geschäftspartnerin Dagmar Herzog geleitete Firma heißt dann kurzzeitig Tischlerei Herzog GmbH. Im März 2006 kehren die beiden zum früheren Namen zurück. Laut dem Bonitäts-Prüfer Creditreform gibt Dagmar Herzog ihren Geschäftsführer-Posten zwei Jahre später aufgrund des „zerrütteten Vertrauensverhältnisses“ auf. Sie möchte sich auf SZ-Anfrage nicht zu ihrem Ausscheiden äußern.
Ein neuer Gesellschafter, Rudolf Polley, ehemaliger Freitaler Landrat und Stadtrat für die CDU und AfD, folgt, und das Unternehmen wird in von der Mühlen GmbH umbenannt. Ab 2010 ist der Firmensitz dann am Goetheplatz 6 in Freital, zwei Jahre später wird auf das Grundstück an der Dresdner Straße 21 umgezogen. Joachim von der Mühlen ist nun alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer: Polley möchte, wie Dagmar Herzog, nichts zum Ausscheiden aus dem Unternehmen sagen. Kurz nach dessen Abschied wird im Dezember 2012 das Insolvenzverfahren gegen von der Mühlen eingleitet. Wenig später schließt der zuständige Insolvenzverwalter Thomas Beck aus Dresden den Geschäftsbetrieb. Laut Beck haben 115 Gläubiger Ansprüche angemeldet. Von der Mühlen schuldet allen Geld. „Die Gläubiger mussten die ausstehenden Beträge auflisten. Am Ende werden sie aber nur einen Bruchteil davon bekommen“, sagt Beck. Er rechnet damit, dass die Abwicklung Ende 2016 abgeschlossen ist.
Die Firma auf der Dresdner Straße 21 ist mittlerweile abgemeldet, das Grundstück verlassen. Vor der großen Halle stehen ein paar Mauern aus weißen, verwitterten Steinen. „Das sollte mal ein Büro werden“, sagt von der Mühlen. Das Grundstück wurde bereits an einen Makler übergeben und steht samt Inventar zum Verkauf.
„Ich gehe davon aus, dass es bald einen neuen Eigentümer geben wird“, sagt der Diplom-Ingenieur. Er sei mittlerweile als Angestellter in der Holz-Branche tätig und arbeite deutschlandweit.