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Hoffnung für den „ewigen Verlierer“

Nach einer ganzen Reihe von Nackenschlägen für Halle schöpft die von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Stadt neue Hoffnung. Zwar ist offiziell noch nichts bestätigt, die Spatzen pfeifen die frohe Botschaft aber schon von den Dächern: Der US-Computerriese Dell kommt in Sachsen-Anhalts größte Stadt und bringt hunderte Arbeitsplätze mit.

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Von Sabine Fuchs und Nadine Schwede

Damit scheint sich nach einer Reihe von Niederlagen aus der jüngsten Vergangenheit das Blatt zu wenden, die Hallenser können wieder selbstbewusster in die Zukunft schauen. Für die größten Spekulationen sorgte Dell selbst: Das Unternehmen verschickte am Mittwoch Einladungen für kommenden Dienstag ins Hallenser Rathaus. Auf einer Veranstaltung wollen der Europa- und der Deutschland-Chef von Dell, Paul Bell und Alain Bandle, sowie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) und Halles Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) über die Aktivitäten des Konzerns in Deutschland sprechen. Bestätigen wollte Dell den Standort Halle aber immer noch nicht. Warum sich der Konzern zierte blieb unklar. Die Gerüchteküche brodelt.

Das texanische Unternehmen will in Kürze ein Zentrum für technischen Support und Vertrieb eröffnen. Wie groß die Investition sein wird und wie viele Arbeitsplätze entstehen, ist indes auch noch Gegenstand von Spekulationen. Zahlen von 500 bis 2000 stehen im Raum. Zudem ist bei Dell der Bau einer neuen Produktion geplant, auch hier ist Deutschland als Standort im Gespräch.

In Halle warten die Menschen nach vielen Rückschlägen schon lange wieder einmal auf gute Nachrichten. So bevorzugte der bayerische Autokonzern BMW für seine Milliardeninvestition die Nachbarstadt Leipzig und nicht den Mitbewerber von der Saale. Auch im deutschen Wettbewerb um die Kulturhauptstadt Europas 2010 blieb Halle auf der Strecke. Neben Essen hatte mit Görlitz eine Kommune aus Sachsen die Nase vorn und kam in den Endausscheid. Die wohl größte Hiobsbotschaft erreichte Halle jedoch im Jahr 2004 mit der Entscheidung des Bahntechnikherstellers Bombardier, seinen sachsen- anhaltischen Standort Halle-Ammendorf mit 677 Beschäftigten bis Ende 2005 zu schließen.

Die Entscheidung der Amerikaner lässt Halle wieder hoffen. Sie könnte eine Signalwirkung für die von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Stadt auslösen und weitere Investoren anziehen. Für den weltgrößten PC-Hersteller ist Deutschland seit einiger Zeit im Fokus. Dell-Chef Kevin Rollins hatte schon im März in Interviews „erhebliche“ Investitionen in den deutschen Markt angekündigt. Bisher belegt Dell auf dem deutschen Computermarkt den fünften Platz, weltweit hat der Hersteller den Spitzenplatz inne. Auch für ein geplantes neues PC-Werk räumte Rollins Deutschland als Standort nach einem Bericht des Magazins WirtschaftsWoche (Donnerstag) „durchaus Chancen“ ein. Entscheidend seien unter anderem die Steuerbelastung und die Höhe der Fördergelder.

Bisher produziert der texanische Computerhersteller in Europa ausschließlich in Irland. Ein deutsches Call-Center gibt es in Langen bei Frankfurt, eine weitere Niederlassung ist im slowakischen Bratislava beheimatet. Ostdeutschland ist bei Call-Center-Betreibern unter anderem wegen der Lohnzuschüsse aus Fördertöpfen und der niedrigen Kosten beliebt. Sowohl die Büromieten als auch die Lohnkosten liegen weit unter Westniveau. Sachsen-Anhalt ist für die Telefondienstleister der wichtigste Standort in den neuen Ländern.

Das bisher eher von Investoren in Mitteldeutschland bevorzugte Leipzig hätte sich sicher auch gern mit der Ansiedlung von Dell geschmückt. Doch von Neid könne keine Rede sein, hieß es im Neuen Rathaus der Messestadt. Schließlich bedeute der neue Computerstandort in der Nachbarstadt eine Stärkung der gesamten Region Mitteldeutschland. (dpa)