Von Georg Wenzelburger
München/Dresden. Die guten Nachrichten werden dominieren, wenn Infineon-Chef Ulrich Schumacher heute die Zahlen des abgelaufenen Quartals erläutert. Von anziehenden Preisen für Speicherchips wird er sprechen und von einem Silberstreif am Horizont für seine Firma. Und tatsächlich: Nach einer langen Baisse scheint die Halbleiter-Branche langsam aus der Dauer-Krise zu finden.
Dennoch werden nach Ansicht der Branchenkenner die Ergebnisse des jüngsten Quartals bei Infineon zunächst einmal enttäuschend aussehen. Rund 140 Millionen Euro Verlust vor Steuern und Zinsen erwarten die Analysten – nach 107 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Den Umsatz schätzt die Branche auf 1,4 Milliarden Euro – was ungefähr dem Vorquartal entspricht.
Schwarze Zahlen im Herbst erwartet
Für die ersten drei Monate des neuen Geschäftsjahres, das am 1. Oktober beginnt, werden erstmals wieder schwarze Zahlen vom Münchener Unternehmen erwartet. „Wenn sich die Preise weiter positiv entwickeln, kann das sogar schon im nächsten Quartal passieren“, sagte ein Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zur SZ. Noch koste die Herstellung mehr als Infineon durch die Speicherchips einnehme – das werde sich durch die anziehenden Preise und weitere Kostensenkungen aber ändern, so der LBBW-Mann.
Das Werk in Dresden mit rund 4 600 Mitarbeitern ist einer der produktivsten Standorte des Konzerns. So wurde im vergangenen Jahr eine neue Technologie eingeführt, mit der die Speicherchips günstiger hergestellt werden. Auch in der Weiterverarbeitung, dem „Back-End“, forscht ein Entwicklungs-Team in Dresden an kostengünstigen Lösungen (die SZ berichtete). „Ich glaube, Infineon ist technologisch sehr gut aufgestellt“, schätzte auch der LBBW-Analyst die Lage ein.
Von den Konkurrenten gab es in den vergangenen Wochen positive Signale. „Die optimistischen Kommentare von Intel, Samsung und AMD lassen auf das typisch starke dritte Quartal bei Personal-Computern (PC) schließen“, meinte Analyst Guenther Hollfelder. Intel verdoppelte den Quartalsgewinn zuletzt auf 896 Millionen Euro. „In den vergangenen zwei Jahren hatten wir wenig Grund zu jubeln, jetzt sind wir wieder auf der Wachstumsschiene“, sagte Intel-Deutschland-Chef Jürgen Thiel.
Die nächsten Monate dürften auch für Infineon-Chef Ulrich Schumacher entscheidend werden. Nach Milliardenverlusten in den zwei jüngsten Geschäftsjahren war Kritik am einstigen Börsen-Liebling laut geworden. Vor allem Großaktionär Siemens, der mit rund zwölf Prozent an Infineon beteiligt ist, soll mit Schumachers Strategie unzufrieden gewesen sein. (mit dpa)
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