Von Matthias Klaus
Ein bisschen ärgert sich Alfred Simm immer noch. „Wenn ich gewusst hätte, was da für ein Promi auf unser Fahrzeug steigt, wäre ich natürlich selbst mitgefahren“, sagt der Chef der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde in Löbau. So aber blieb ihm nur, zuzusehen, wie der Hollywood-Regisseur Wes Anderson auf die vereinseigene Diesellok stieg und mit ihr davonfuhr – von Löbau Richtung Ebersbach, natürlich mit einem erfahrenen Lokführer an den Hebeln.
Während in Görlitz noch das Karstadt/Hertie-Kaufhaus ausgeräumt und zum „The Grand Budapest Hotel“ umfunktioniert wurde, war Wes Anderson im November längst in der Oberlausitz unterwegs auf der Suche nach einer ganz bestimmten Szene: eine Landschaft, gefilmt aus einem fahrenden Zug heraus. Zwischen der Stadt am Berg und dem Oberland wollte er fündig werden. Allerdings kam der Starregisseur nie in Ebersbach an. In Dürrhennersdorfer am Bahnhof war Schluss. Grund waren Schneeverwehungen, umgefallene Bäume auf den Schienen. „Dabei hatte Anderson einen ganzen Hilfsstab mit. Sie waren mit Werkzeug, wie etwa Kettensägen, ausgerüstet, um Bäume von den Schienen zu entfernen“, schmunzelt Alfred Simm. Geholfen hat die Ausrüstung allerdings nicht. Wes Anderson habe aber dann das Beste aus der vertrackten Situation gemacht. „Während sein Stab noch sägte, ist er in Dürrhennersdorf ausgestiegen und hat sich den Ort angeschaut“, erzählt Alfred Simm. Dann ging es zurück per Lok nach Löbau. „Eigentlich wollte der Regisseur mit dem Schienentrabbi nach Ebersbach fahren. Das hatten wir ihm aber schon angesichts der Witterungsverhältnisse ausgeredet“, so Alfred Simm. Wes Anderson hatte offensichtlich Pech mit seiner Tour. Denn tags zuvor waren die Eisenbahnfreunde auf der Strecke noch mit einem Güterzug unterwegs – ohne Probleme.
Wes Anderson jedenfalls hatte an jenem Tag noch eine weitere Strecke ins Visier genommen. Nach der Löbauer Tour-Interruptus machte er sich per Auto auf ins Zittauer Gebirge und fuhr mit der Schmalspurbahn. „Eine Szene hat er in unserer Gegend allerdings nicht gefunden“, bedauert Alfred Simm. Die wurde im Rabenauer Grund gedreht, bei der Weißeritztalbahn.
Aber indirekt ist Löbau bahntechnisch schon am nächsten Hollywooddreh beteiligt. So steht wohl George Clooney in der Nähe von Berlin in einem eigens hergerichteten Bahnhof vor der Kamera. Die Szene: Er steigt in einen Zug ein. Die passende historische Dampflok kommt aus Löbaus Partnerstadt Ettlingen. Clooney soll später in Görlitz den Streifen „The Monuments Men“ drehen. „Hier steigt er wahrscheinlich dann aus dem Zug aus“, lacht der Chef der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde. Der Verein stellte in der Vergangenheit selbst immer wieder Wagen und ganze Züge für Filmdrehs zur Verfügung, 2001 etwa fuhr Anna Loos zwischen Bautzen und Löbau Zug für einen Film, 2010 wurde „Lenas Liebe“ gedreht, 2011 ein Psychothriller am Maschinenhaus.