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Holocoust-Zeitzeugen im BSZ

Als einzige ihrer Familie hat Krystyna Budnicka überlebt. Mit Jacek Zieliniewicz beeindruckte sie jetzt im Unterricht.

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© privat

Kamenz. Hena Kuczer gibt es offiziell seit dem Oktober 1944 nicht mehr. Trotzdem hatten die Schüler des BSZ Kamenz an einem Tag im September die Möglichkeit, ihrer ergreifenden Lebensgeschichte noch ein Mal zu lauschen. Hena Kuczer heißt heute Krystyna Budnicka. Die gebürtige Warschauerin stammt aus einer streng gläubigen jüdischen Familie. Als eine der letzen Überlebenden des Holocaust feierte sie in diesem Jahr ihren 83. Geburtstag. Ihre Kindheit verbrachte sie inmitten des Warschauer Ghettos. Die tägliche Konfrontation mit Gewalt und Tod machten auch vor ihrer eigenen Familie nicht halt. So verlor sie alle sechs Brüder, ihre einzige Schwester und ihre Eltern. Auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werkes kommt sie regelmäßig nach Deutschland, um Schülern von ihren Erfahrungen mit Elend und Leid während des 2. Weltkrieges zu erzählen. Auch Jacek Zieliniewicz hinterließ an diesem Tag als ehemaliger politischer Häftling der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Dautmergen viele schockierte Gesichter. Dass er die Gefangenschaft und die Todesmärsche überlebte, grenzt an ein Wunder, denn weit mehr als die Hälfte der Häftlinge des Konzentrationslagers in Auschwitz fanden einen grausamen Tod.

Das darf nie wieder geschehen

Im Rahmen des fächerverbindenden Unterrichtes beschäftigten sich die Schüler der zwölften Klassen des Beruflichen Gymnasiums Kamenz kürzlich sehr ausführlich mit den Biografien der beiden Zeitzeugen und dem geschichtlichen Hintergrund. Dabei spielten besonders die Fächer Geschichte sowie Ethik und Deutsch eine Rolle. „Den Höhepunkt des Projektes sollten die Vorträge der Zeitzeugen darstellen. Endlich war es so weit, und wir lernten die Zeitzeugen kennen“, beschreiben sie die Begegnung. „Eine zierliche Frau mit wachem Blick steht in der Mitte des Präsidiums in der Aula. Sie steht, weil sie so klein ist und weil sie es bevorzugt, ihrem Gegenüber direkt in die Augen sehen zu können, wenn sie erzählt, sagt sie. Sie lächelt oft. Ihre Worte sind ehrlich und sie spricht laut und überzeugend.“ Krystyna Budnicka wird, wenn sie erzählt, wieder zu Hena Kuczer, die damals erst sieben Jahre alt war, als sie sich für neun Monate in einem Kellerbunker versteckte, um zu überleben – ohne ihre Eltern und ihre Schwester, die in der Warschauer Kanalisation Schutz suchten und in diesem Versteck umkamen. Ihre wichtigste Botschaft: So etwas darf nie wieder geschehen! Genau das haben sie und Jacek Zieliniewicz all denen vermittelt, die ihren Vorträgen lauschen durften.

Hoffnung ist nie umsonst

Zum Abschied nimmt Jacek Zieliniewicz die Moderatoren in den Arm. In seinen Augen erkennt man neben Herzlichkeit auch eine große Dankbarkeit. Dankbarkeit sieht man auch in den Augen der Schüler, die diese Menschen und ihre schwer zu begreifenden Schicksale nun kennengelernt haben. „Auf jeden Fall haben alle ein Stück neues Selbstbewusstsein gewonnen, denn beide Zeitzeugen konnten beweisen, dass Hoffnung nicht umsonst ist“, sind sich zum Schluss alle einig. Die gewonnenen Eindrücke werden übrigens kreativ in einer komplexen Leistung zusammengefasst. Man darf gespannt sein! (szo)