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Holzdiebe im Rödertal immer dreister

Einen besonders krassen Fall gibt es bei Langebrück. Grund sind die gestiegenen Holzpreise.

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Von Thomas Drendel

Kreischend frisst sich die Säge ins Holz. Der Harvester – eine fahrbare Holzfällmaschine – greift sich den Stamm. Er wird in gleich lange Stücke zerteilt. „Die Maschine arbeitet zentimetergenau. Sie registriert die Länge und den Umfang der gefällten Stämme. Da kann ich beim Waldbesitzer genau abrechnen“, sagt Frank Allmann. Der Waldarbeiter ist mit dem Harvester in der Nähe von Leppersdorf unterwegs. Seinen richtigen Namen will er nicht nennen. Ob jedoch alles Holz auch wirklich beim Sägewerk ankommt, das weiß der junge Mann nicht mit Sicherheit. „Der Holzdiebstahl hat enorme Ausmaße angenommen“, sagt er. „Teilweise ist das schon richtig organisiert. Wenn die Täter sehen, dass irgendwo eine Holzfäll-Maschine arbeitet, fahren die in den nächsten Tagen vor, laden ein paar Stämme auf und sind weg“, sagt der Waldarbeiter. – Die Einschätzung teilt auch Heiko Müller. Er ist bei Sachsenforst Leiter des Staatsforstbetriebes im Raum Dresden. „Es kommt immer wieder vor, dass von Holzstapeln fertig geschnittene Stämme verschwinden. Das sind dann zwei, drei Stück“, sagt er. Bei einem großen Stapel falle das selbst dem Besitzer nicht gleich auf. Heiko Müller kennt aber auch spektakulärere Fälle. „In letzter Zeit wurden in der Dresdner Heide bei Langebrück immer wieder ganze Bäume gefällt und abtransportiert. Vermutlich passiert das nachts. Denn das Risiko, entdeckt zu werden ist schon groß“, sagt der Forstexperte. Geschnappt wurde der Täter bis heute nicht.

Fertig zurechtgesägte Stämme sind bei Holzdieben beliebt. Mitunter sägen die Täter aber auch Bäume um und nehmen sie mit. Besitzer von Privatwald versuchen wie hier bei Leppersdorf, sich mit Verbotsschildern vor dem Holzklau zu schützen (kl. Foto). Fotos:
Fertig zurechtgesägte Stämme sind bei Holzdieben beliebt. Mitunter sägen die Täter aber auch Bäume um und nehmen sie mit. Besitzer von Privatwald versuchen wie hier bei Leppersdorf, sich mit Verbotsschildern vor dem Holzklau zu schützen (kl. Foto). Fotos:

Wie viele Holzdiebstähle pro Jahr passieren, ist unbekannt. Die Polizei führt darüber keine gesonderte Statistik. „Holzdiebstähle werden unter dem allgemeinen Stichwort ,Diebstahl‘ gesammelt. Unter den vielen tausend Fällen lassen sich Holzdiebstähle jetzt nur schwer aus dem Computer herausfiltern“, sagt Jana Ulbricht von der Polizeidirektion in Dresden. Nach Ansicht von Frank Allmann hat der Holzklau in den vergangenen Jahren zugenommen. „Man merkt das deutlich. Wenn der Ölpreis steigt, steigt der Preis für Brennholz, dann wird auch mehr gestohlen“, sagt er und rechnet vor: Noch vor einigen Jahren hat der Festmeter um die fünf Euro gekostet. Heute werden 30 Euro verlangt. „Da ist die Versuchung für Hausbesitzer, die mit Holz heizen, anscheinend groß, sich illegal zu bedienen“, sagt er.

Der hohe Preis verlockt einige Täter offenbar in großem Stil zuzugreifen. „Mir sind Fälle bekannt, wo ganze Holzstapel offensichtlich mit Spezial-Lkw aufgeladen und abtransportiert wurden“, sagt Heiko Müller. Bei dem heutigen Holzpreis komme da schnell ein Schaden in Höhe von 1 500 Euro zusammen, sagt der Forstexperte. Wenn das Holz erst einmal abtransportiert und weiterverkauft wurde, ließen sich die Täter nur sehr schwer ermitteln. „Wir halten deshalb Jäger und Förster an, darauf zu achten, wer an welcher Stelle Holz auflädt. Gegebenenfalls sollten dann die Fahrzeugkennzeichen notiert werden“, sagt Heiko Müller.

Auch für die Polizei ist es schwierig, im Nachhinein die Täter zu ermitteln. „Wir sind da auf Zeugenaussagen angewiesen“, sagt Thomas Knaup von der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien. Er gibt Waldbesitzern den Rat, ihre Holzstapel eindeutig zu markieren und öfter nach ihnen zu schauen. „Aber auch Spaziergänger sollten sich bei uns melden, wenn sie im Wald etwas Auffälliges bemerken“, sagt er.

Ausgenommen von einer Strafe sind jedoch alle, die Holz per Hand aufsammeln und mit nach Hause nehmen. „Wer herumliegendes Holz für den Eigenbedarf mitnimmt, macht sich des Holzdiebstahls nicht strafbar. Das Holzsammeln ist durch das Waldgesetz erlaubt“, sagt Heiko Müller. Allerdings macht sich seiner Einschätzung nach kaum jemand die Mühe, täglich kleine Mengen Brennholz aus dem Wald in seine Wohnung zu tragen.