Honig im Topf

Das Summen von rund 160 000 Bienen hat Philemon Tunger täglich im Ohr: Der Jungimker aus Pratzschwitz besitzt acht eigene Bienenvölker, die er leidenschaftlich gern versorgt – dabei ist er erst 16 Jahre alt.
Doch das Honigschleudern im heimischen Garten reicht ihm nicht. Er versuchte Anfang Juli sein Glück beim weltweit größten internationalen Treffen für Jungimker, kurz IMYB. Dieses Treffen ist gleichzeitig ein Wettbewerb und wird jährlich vom „Internationalen Zentrum für Jungimker“ veranstaltet. Bereits zum zehnten Mal kamen dieses Jahr junge Hobbyimker aus aller Welt in der slowakischen Stadt Banska Bystrica zusammen, um sich auszutauschen, kennenzulernen, aber auch, um gegeneinander anzutreten.
Die Idee der Veranstaltung stammt von Jiri Piza, dem Gründer von IMYB. Ganz unter dem Motto „Die Zukunft der Bienenzucht liegt in den Händen der jungen Generation“ ist es sein Ziel, junge Menschen mit gleichen Interessen zusammenzubringen und ihnen eine unvergessliche soziale sowie kulturelle Erfahrung zu bieten. Denn, nicht nur die Bienenzucht wurde in Banska Bystrica zelebriert, auch die verschiedenen Kulturen unserer Welt. Jedes Team stellte im Laufe der Woche die Traditionen, Bräuche, aber auch Klischees seines Landes vor.hme.
Mit dabei war das deutsche Team, bestehend aus zwei Leipziger Schülern und Philemon Tunger. Der Hobbyimker hatte zuvor bereits die sachsen- und deutschlandweite Meisterschaft für Jungimker gewonnen und sich somit für die Weltmeisterschaft qualifiziert. In der Slowakei musste er sich nun kniffligen Fragen über Honigsorten, Bienenarten und Werkzeuge stellen.
Außerdem musste er sein Können beim Wabenbau, dem Umgang mit echten Bienen und dem Mikroskop unter Beweis stellen. Dafür hatte er sich zuvor mit seinem Team ausgiebig vorbereitet, die Theorie gelernt und die Praxis geübt. Die Teams wurden vermischt, um Betrug zu verhindern und den Austausch mit Jugendlichen aus anderen Ländern zu gewährleisten. Dabei war die Kommunikation nicht immer leicht, berichtet Philemon Tunger. „Meistens haben wir englisch gesprochen, aber uns zur Not auch mit Händen und Füßen verständigt“. Im Internat, in dem alle Teilnehmer unterkamen, wurden die verschiedenen Nationen ebenfalls auf unterschiedliche Zimmer verteilt. So teilte sich der Pirnaer mit zwei Litauern das Zimmer.
Seit knapp fünf Jahren betreut der Gymnasiast nun schon seine Bienenstöcke. Angesteckt mit dem Bienenfieber hatte ihn ein Arbeitskollege seines Vaters, der seine Bienenstöcke eigentlich nur im großen Garten der Familie abstellen wollte. Den Jungen hat die Arbeit mit den Bienen so beeindruckt, dass er sich selbst diesem ungewöhnlichen Hobby widmen wollte. Seitdem ist er im Imkerverein Pirna, in dem er mit Abstand der Jüngste ist. „Ich finde es toll, den Bienen beim Arbeiten zuzusehen. Mich fasziniert es, wie sie miteinander kommunizieren und so viele kleine Insekten zu einer großen Einheit werden“, erzählt er begeistert von seinem zeitaufwendigen Hobby. Die meiste Arbeit erledige er am Wochenende, sagt er. Besonders das Honigschleudern nimmt wöchentlich 24 bis 48 Stunden in Anspruch. „Dafür habe ich dann aber auch meinen eigenen Honig“, meint Philemon. „Das macht Spaß und ich kann ihn verkaufen.“ Die Einnahmen investiert er dann direkt wieder in seine schwarz-gelben Freunde, denn Bienenzucht ist ein teures Hobby. Einen ganzen Schuppen hat Philemon voller wichtiger Gerätschaften und einen Schutzanzug - nicht gerade günstiges Equipment. Das sei aber nicht zu teuer, wenn man bedenkt: „Die Bienen sind doch super wichtig für unsere Pflanzen und unsere Umwelt.“
Am letzten Tag des Imkertreffens fand die Siegerehrung statt. Die Schiedsrichter, alle selbst Imker, hatten für die verschiedenen Disziplinen Punkte vergeben. Philemon Tunger belegte schließlich in der Einzelwertung den fünften Platz, das deutsche Team holte gemeinsam den dritten Platz. „Die Stimmung war total herzlich. Der Austausch mit den anderen Jungimkern hat mir am besten gefallen“, fasst Philemon zusammen. Er will sein besonderes Hobby auch weiterhin ausüben. Wenn 2020 in Slowenien das nächste große Treffen stattfindet, ist Philemon Tunger aber leider schon zu alt für die Teilnahme. (Maria Schiekel)
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