Hortkinder dürfen nicht mehr ins Freibad

Ferienzeit ist Badezeit. Die Kinder vom DRK-Hort Reichenbach haben das Freizeitbad praktisch fast vor der eigenen Haustür. Im vergangenen Jahr und auch davor wurde das gern genutzt und das Bad in die Angebote der Ferienspiele einbezogen. In den vergangenen Wochen bei hochsommerlichen Temperaturen kamen viele Schulklassen zu Besuch. Schließlich gibt es da neben den drei Schwimmbecken ein Volleyball- und Tennisfeld, eine Skateranlage und andere Spielmöglichkeiten.
Deshalb staunten jetzt Eltern nicht schlecht über eine schriftliche Information vonseiten des DRK Görlitz. Darin steht, dass in diesem Jahr das Bad nun nicht mehr genutzt werden kann. Der DRK-Vorstand ordnete das Verbot an, heißt es da. Vor den Ferien kamen noch die Schulklassen der Grundschule Reichenbach zum Baden. Das sind dieselben Kinder, die auch den DRK-Hort besuchen. Nur ist die Schule ein anderer pädagogischer Träger.
Statt Freibad gibt es den Vorschlag nach „spaßigen und nassen Möglichkeiten auf dem Hortgelände zu suchen“. So steht das in dem Schreiben. Wasserpistolen werden bei großer Hitze beispielsweise als Alternative erlaubt sein. „Meine Kinder machten lange Gesichter“, sagt eine Mutter, die lieber anonym bleiben will. In der Vergangenheit habe das mit dem Badbesuch immer bestens geklappt. Als Begründung für das Badeverbot wird im Elternbrief mitgeteilt, dass davon alle Kindereinrichtungen betroffen seien.
Allerdings gibt es gar keine bindenden Vorgaben oder Entscheidungen des
DRK-Landesverbandes Sachsen, die das Nutzen von Freibädern generell verbieten. Das bestätigt Kai Kranich, Pressesprecher vom Landesverband. „Entscheidungen darüber welche Angebote ein Kreisverband in seinen Einrichtungen macht oder eben nicht macht, obliegt dem Kreisverband selbst“, sagt er. Der müsse abwägen, was machbar ist.
Janett Schulz, Vorstand vom DRK Görlitz, sagt dazu: „Bei den Kindern unserer Einrichtungen wurde eine Badeerlaubnis abgefragt.“ Da hätten Eltern individuelle Betreuungswünsche geäußert, die so nicht abgedeckt werden könnten. Doch von so einer Abfrage wissen weder die Eltern, noch der Elternrat. Das bestätigt Elternrätin Franziska Müller.
So hatte beispielsweise der Mengelsdorfer DRK-Hort beim Bad bereits eine Feriengruppe angemeldet. Die jedoch musste wegen der Neuregelung wieder abblasen.
Janett Schulz sagt, das Badeverbot hänge außerdem damit zusammen, dass es „keine vernünftige Absicherung gibt.“ Dafür stünden nicht genug Ehrenamtliche bereit. Und in der Vergangenheit habe es auch schon Unfälle beim Baden gegeben. Im Vorjahr verunglückte ein Kleinkind im Ostritzer Freibad. Das Mädchen kam ins Krankenhaus.
Im Reichenbacher Bad sorgen zwei Bademeister und ein ehrenamtlicher Rettungsschwimmer für die Sicherheit. „Je nachdem, wie viele Besucher kommen und Gruppen angemeldet sind, werden weitere Rettungsschwimmer eingesetzt“, erklärt Schwimmmeister Michael Brosius. Vier Rettungsschwimmer stehen zusätzlich in den Startlöchern. Sie sind Mitglieder der Wasserwacht Boxberg. „Und Gruppen mit Kindern melden ihren Besuch in der Regel im Vorfeld an, sodass wir entsprechend personell reagieren können“, sagt Brosius. Das sei auch in der Saison 2018 mit den DRK-Einrichtungen so gewesen. Badeunfälle in den Kindergruppen habe es keine gegeben. Über die Entscheidung des DRK-Vorstandes herrscht Ratlosigkeit bei Badmitarbeitern und der Stadt Reichenbach als Bad-Eigentümer. „Wir erfuhren davon hinten herum durch Eltern“, sagt Bürgermeisterin Carina Dittrich.
Das Thema Freibad wird vom DRK-Kreisverband Löbau anders angegangen. Zwar betreiben die Löbauer keine Horteinrichtung, wie eine Mitarbeiterin sagt. In den großen Ferien führt der Kreisverband aber sein Sommerlager im Freibad Neusalza-Spremberg durch. 120 Kinder verbringen da jetzt für zwei Wochen ihre Freizeit und können auch Schwimmstufen ablegen. Für das Reichenbacher Bad haben sich ebenfalls schon Gruppen, unter anderem aus einem Ferienlager Kleindehsa, angemeldet. Außerdem gibt es Schwimmkurse in Gruppen für die Jüngsten. An der Entscheidung vom DRK-Vorstand Görlitz gibt es aber nichts zu rütteln. Janett Schulz macht jedoch Hoffnung, dass die Ferien-Hortkinder im nächsten Jahr das Bad vielleicht wieder besuchen könnten.
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