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Hospiz Herrnhut begleitet Sterbende und ihre Angehörigen

Herrnhut. Jetzt wurde das neue Haus eingeweiht. Es ist sachsenweit das erste Hospiz im ländlichen Raum.

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Von Miriam Schönbach

Der Blick aus dem alten Barockhaus geht weit ins Land. In der Ferne erstrecken sich die Höhen des Zittauer Gebirges. Durch die großen Balkonfenster sind die Bäume im Park zu sehen. Die Augen genießen. Es ist die Aussicht aus dem Hospiz „Siloah“, das am Freitag in Herrnhut eingeweiht wurde.

Der Name geht auf eine biblische Geschichte zurück, die von der Heilung eines blinden Jungen durch Jesus erzählt. Ein Gleichnis, das Ermutigung sein soll. – Ebenso wie der Blick aus dem Fenster. „Gerade in den letzten Monaten ist es so wichtig, etwas Schönes zu haben“, sagt Pflegedienstleiterin Gundula Seyfried.

Das stationäre Hospiz in Herrnhut steht allen Menschen offen, unabhängig von Alter, Nationalität oder Religion. Voraussetzung ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der eine Heilung ausgeschlossen und für die eine schmerzlindernde Behandlung notwendig ist.

Initiiert wurde das Angebot durch die ambulanten Hospizdienste in Zittau, Görlitz, Kamenz, Niesky und Bautzen. Träger sind die Kirchliche Sozialstation Zittau, das Diakonische Werk Bautzen, die Herrnhuter Diakonie und die Evangelische Brüderunität. „Mit unserem Haus zählen wir deutschlandweit zu den Vorreitern, Hospize befinden sich normalerweise fast nur in Ballungsräumen“, sagt Gundula Seyfried. Auch in Sachsen gab es solche Angebote bislang nur in Radebeul, Chemnitz und Leipzig.

„Haus der Geborgenheit“ nennt Gundula Seyfried diesen besonderen Ort. Seit zehn Jahren kümmert sich die 47-Jährige um schwerstkranke und sterbende Patienten im Landkreis Löbau-Zittau - zunächst ehrenamtlich, später als Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes der Kirchlichen Sozialstation in Zittau. Dabei stießen sie und ihre Kollegen oft an Grenzen. „Es gibt immer wieder Sterbesituationen, die wir zu Hause nicht mehr betreuen können“, sagt die gelernte Krankenschwester. Die Idee, ein eigenes festes Hospiz zu gründen, entstand.

Anmeldungen aus der Region

Nach der Zusage von Fördermitteln begann im September 2006 der Umbau des früheren Alten- und Pflegeheims Herrnhut. „Insgesamt 1,6 Millionen Euro hat der Bau gekostet“, sagt Hausleiter Bernd Pietschmann. Bei der Finanzierung habe auch eine Spende des „Deutschen Hilfswerks-Deutsche Fernsehlotterie“ geholfen. Für die neuen Bewohner stehen zwölf Einzelzimmer mit Bad und Balkon zur Verfügung, in denen genügend Platz für pflegende Angehörige ist. Viel Wert werde auf die familiäre Atmosphäre gelegt. Je nach Belegung sollen im Hospiz 17 Angestellte in der Pflege und der Hauswirtschaft beschäftigt sein.

„Wir wollen für die Sterbenden da sein, ihnen unser Mitgefühl zeigen und die Hand auf dem letzten schweren Weg reichen“, sagt Gundula Seyfried.

Die ersten Anmeldungen für das Hospiz kommen aus Sebnitz, Bautzen und Zittau. Die Finanzierung des Aufenthalts übernehmen zu 90 Prozent die Kranken- und Pflegekassen. Zehn Prozent der Kosten muss die Träger-GmbH selbst aufbringen. Dafür sei man immer auf der Suche nach Spendern.

www.hospiz-ostsachsen.de