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Dresdner Wasserwerk schafft bald mehr

Die Drewag reagiert auf den wachsenden Verbrauch und baut die Spezialbehandlung des Elbwassers aus.

Von Peter Hilbert
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In den beiden Becken des Wasserwerks setzt sich bei der Vorreinigung der Schlamm ab. Gut zu sehen sind die benachbarten Speicher, die derzeit gebaut werden.
In den beiden Becken des Wasserwerks setzt sich bei der Vorreinigung der Schlamm ab. Gut zu sehen sind die benachbarten Speicher, die derzeit gebaut werden. © René Meinig

Am Wasserwerk Hosterwitz drehen sich derzeit Baukräne, es rollen regelmäßig Baufahrzeuge an. Die Drewag baut die 1908 von Stadtbaudirektor Hans Erlwein fertiggestellte Anlage weiter aus, damit sie modernen Anforderungen entspricht. Dafür werden rund 6,4 Millionen Euro investiert. Die ersten Arbeiten hatten 2015 begonnen.

Das System: In Hosterwitz werden Uferfiltrat und Grundwasser aufbereitet

Der Wasserverbrauch in der wachsenden Großstadt Dresden steigt. Wurden 2013 im Durchschnitt noch täglich rund 102.000 Kubikmeter verbraucht, so stieg die Verbrauchskurve bis 2018 kontinuierlich auf knapp 118.000 Kubikmeter Trinkwasser. Gestiegen ist auch die Zahl der Spitzentage, an denen weit über 130.000 Kubikmeter benötigt werden. Stärker gefragt an heißen Tagen ist Hosterwitz als zweitgrößtes der drei Wasserwerke. Auch wenn der Hauptversorger Coschütz außer Betrieb genommen werden muss, wie 2018 wegen Sanierungsarbeiten, muss das Hosterwitzer Werk mehr leisten.

In Hosterwitz gibt es eine Besonderheit, damit auf sprunghaft steigenden Bedarf reagiert werden kann. Dort wird in einem speziellen Verfahren Wasser aus der Elbe gepumpt, behandelt, gefiltert und über fünf Infiltrationsbecken wieder in den Grundwasserleiter versickert. Damit steigt die Kapazität des Werks und es wird wesentlich flexibler. Die Drewag investiert derzeit, damit der bei der Elbwasseraufbereitung anfallende Schlamm separat gespeichert werden kann. Somit wird die Anlage noch leistungsfähiger.

Der alte Zustand: Schlamm kann nicht kontinuierlich abgepumpt werden

In zwei jeweils 135 Meter langen Becken setzt sich der Schlamm aus dem Uferfiltrat der Elbe ab, da ein Flockungsmittel zugegeben wird, erklärt Drewag-Projektleiter Mirco Helbig den bisherigen Zustand. Das vorgereinigte Uferfiltrat versickert nach weiterer Behandlung später ins Grundwasser. 2015 wurde damit begonnen, die Becken neu abzudichten und danach neue sogenannte Räumerbrücken einzubauen, über die der anfallende Schlamm mit Rohren abgepumpt wird. Jetzt kann er zwar von einem ins andere Becken transportiert werden. „Dort muss er aber noch bleiben, bis das Becken voll ist“, verweist Helbig auf das Problem. Dann kommt die Entsorgungsfirma, die ihn abpumpt, zur Deponie bringt und das Becken reinigt. In der Zeit kann kein vorgereinigtes Uferfiltrat ins Grundwasser versickert werden. Steigt der Trinkwasserbedarf, wird während dieser Zeit die volle Kapazität nicht erreicht.

Projektleiter Mirco Helbig vor dem Rohbau eines Silos. Darin können 2.000 Kubikmeter Schlamm gespeichert werden, die bei der Vorreinigung anfallen.
Projektleiter Mirco Helbig vor dem Rohbau eines Silos. Darin können 2.000 Kubikmeter Schlamm gespeichert werden, die bei der Vorreinigung anfallen. © René Meinig

Die Lösung: Mit neuen Speichern durchweg hohe Kapazität möglich

Deshalb werden seit März ein großes Pumpwerk und drei gewaltige Schlammbehälter gebaut, für die jetzt etwa die Hälfte der 6,4 Millionen Euro investiert werden. Jeder Speicher ist 6,5 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 23 Metern und fasst 2.000 Kubikmeter Schlamm. Damit er in den Behältern weiter entwässert, werden in jeden von ihnen drei Rührwerke eingebaut. Zudem wird ein Pumpwerk für die Anlage errichtet.

Sind die Speicher fertig, kann der Schlamm kontinuierlich aus den Becken in die Silos gepumpt werden. So muss die Vorreinigung des Uferfiltrats künftig nicht mehr zur Entsorgung des Schlamms unterbrochen werden. Zur Deponie gebracht wird er aber auch künftig. Zuvor muss er in einer Zentrifuge ausgeschleudert werden.

Die Investition: Erste Rohbau stehen schon nach wenigen Monaten

Die Speicher und das Pumpwerk werden ohne Fertigteile komplett vor Ort errichtet. „Das ist die preiswerteste Variante“, sagt Helbig. Den Zuschlag hatte die Firma Stowasser aus dem sächsischen Roßwein bekommen. Die Spezialisten für den Bau von Biogasanlagen hätten genügend Erfahrung für solche Bauten vor Ort. „Da haben wir die Richtigen erwischt“, so der Projektleiter. Das zeige sich auch am zügigen und guten Bau.

Die Rohbauten des ersten Schlammspeichers und des Pumpwerks stehen nach vier Monaten. Nachdem das Stahlbetondach auf dem Silo drei Wochen aushärten konnte, werden jetzt mit dem Kran die Schaltafeln ausgehoben. In diesem Monat soll die Dichtheit des gewaltigen Behälters geprüft werden. Schließlich fließt noch Wasser aus dem feuchten Schlamm ab, wenn er darin lagert. Beim Test wird der Speicher mit Grundwasser gefüllt, und geprüft, ob er wie vorgeschrieben wasserdicht ist. Weiter geht es später am zweiten Schlammbehälter, dessen Decke schon betoniert ist. Geplant ist, dass die betongrauen Silos ringsum mit Erde verfüllt werden, die begrünt wird. Im neuen Pumpwerk sollen ab dem Herbst die Pumpen und andere technische Anlagen installiert werden.

Das Ziel: In einem Jahr sollen die neuen Schlammspeicher fertig sein

Im Juli kommenden Jahres soll die gesamte Anlage fertig sein. Da das Werk direkt an der Elbe liegt, ist das Pumpwerk mit wasserdichten Türen vor einer Jahrhundertflut wie 2002 geschützt. So bleibt in jedem Fall die teure Technik erhalten.