Hundekotbeutel als Umweltproblem?

Klimaschutz wird ja heute in allen Bereichen unserer Gesellschaft ganz groß geschrieben. Nicht zuletzt auch weil eine junge schwedische Naturschützerin namens Greta Thunberg mit ihren Appellen für eine saubere Umwelt viele Menschen wachgerüttelt hat. In diesem Zusammenhang rückte Plastikmüll, mit dem ja Teile der Weltmeere verschmutzt sind, in den Blickpunkt. Seitdem ist Plastik, sind Plastiktüten, da umweltschädlich, besonders verpönt.
Ein Symbol der Zivilisation
Aber was machen eigentlich Hundebesitzer, wenn sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner in kleine Beutel einsammeln? Beim Gassigehen sind Plastiktüten ja gewissermaßen ein Symbol der Zivilisation. Wie sieht es in dieser Hinsicht in einer Stadt wie Radeberg aus?
Hier gibt es seit knapp zwanzig Jahren eine Vielzahl von Hundetoiletten. Mittlerweile, so der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Jürgen Wähnert, haben man über 20 auf dem gesamten Stadtgebiet errichtet. Der Bedarf ist auf jeden Fall auch in einer Kommune wie Radeberg gegeben. In der Bierstadt sind rund 800 Hunde registriert. Die Hundetoiletten sind jedenfalls ein Angebot für die Hundehalter, die laut Radeberger Polizeiverordnung ja zum Mitführen einer Tüte und Beseitigen der Hinterlassenschaft ihrer Vierbeiner verpflichtet sind.
Insgesamt 21 der grünen Spender stehen in Radeberg, 15 im Stadtgebiet, sechs weitere in den Ortsteilen Großerkmannsdorf, Liegau-Augustusbad und Ullersdorf. Einmal die Woche werden sie vom Stadtwirtschaftshof neu bestückt, mit bis zu 100 Tüten je Hundekotbeutelspender. Das macht 2.200 Tüten pro Woche auf 800 in Radeberg derzeit offiziell gemeldeten Hundehalter. Da werden schon eine Menge dieser Beutel gebraucht.
18 Millionen Tüten am Tag
Frage an Pressesprecher Wähnert: Wird man da demnächst aus umweltfreundlicher Hinsicht vielleicht auf naturverträglichere Behältnisse umsteigen müssen? „Schwer zu sagen“, meint Wähnert. Gebe es denn überhaupt umweltfreundliche Varianten, will der Pressesprecher wissen. Ja, gibt es. Sogenannte Bio-Gassibeutel, die biologisch abbaubar sind. Auch papierne Beutel für die Hunde-Hinterlassenschaften werden schon in einigen Ländern getestet. Fest steht aber schon, dass man auch die vielen Hundebesitzer in der heutigen Zeit für den Umweltschutz sensibilisieren muss. Oder?
„Ich versuche das mit dem Umweltschutz in meinem Haushalt irgendwie hinzukriegen“, meint ein ehemaliger Bergbauarbeiter, den es vor zwanzig Jahren aus Leipzig nach Radeberg verschlagen hat. Mit seinem Mischlingshund ist er täglich in der Stadt unterwegs. Natürlich ist dem Rentner klar, dass angesichts der vielen Hunde, die es in Deutschland gibt, ganz schön viel Dreck anfällt. Mehr als neun Millionen Hunde gibt es in Deutschland. Da kommen bei zwei Haufen am Tag zu jeweils 60 Gramm rund 1.000 Tonnen Dreck an. Macht summa summarum rund 18 Millionen Tüten am Tag.
„Ein schlechtes Gewissen wegen der Hundekotbeutelchen, die ich für meinen Hund brauche, habe ich aber nicht“, meint der Radeberger. Werde ja nach wie vor immer noch weltweit Dreck in die Umwelt gepustet. Klimawandel braucht halt seine Zeit, das ist offensichtlich.