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Hupsignal setzt im Theater den Schlusspunkt

Mit einem ohrenbetäubenden minutenlangen Hupton - ähnlich wie eine Fabriksirene - begleitet von der sonoren Stimme von Michael Lorenz: „Bitte verlassen sie in geordneter Formation das Theater!“ ging am Sonnabend Punkt 24 Uhr ein ungewöhnlicher Theaterabend zu Ende.

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Von Carmen Schumann

Mit einem ohrenbetäubenden minutenlangen Hupton - ähnlich wie eine Fabriksirene - begleitet von der sonoren Stimme von Michael Lorenz: „Bitte verlassen sie in geordneter Formation das Theater!“ ging am Sonnabend Punkt 24 Uhr ein ungewöhnlicher Theaterabend zu Ende.

Die Aufführung des Stückes „Das Ende vom Anfang“ von Sean O‘Casey markierte das einstweilige Ende einer 28-jährigen Theatergeschichte. Ab dem 1. Juni wird dem Haus an der Bautzener Seminarstraße, das am 8. Mai 1975 eingeweiht wurde, wegen brandschutztechnischer und anderer Mängel die Betriebserlaubnis entzogen. „Wir spielen weiter“, das sangen alle Schauspieler gemeinsam, auch die, die an diesem Abend nicht auf der Bühne gestanden hatten, um fünf vor Zwölf. Und das ist auch ganz praktisch zu verstehen, denn schließlich geht es ja zunächst an die Proben zum diesjährigen Sommertheater auf dem Schützenplatz.

Doch die Bautzener Schauspieler sind nicht bereit, das Feld kampflos zu räumen. In seiner kleinen Rede, die eine Viertelstunde vor Mitternacht begann, betonte Intendant Lutz Hillmann: „Wir haben mündliche Zusagen für die fehlenden Gelder. Diese Zusagen betrachten wir als ein Versprechen - und Versprechen muss man einhalten!“ Bereits vor Beginn der Vorstellung hatte der Intendant angekündigt, man werde den Saal bis zur letzten ler Beschränktheit stets gute Diens-te geleistet. Undenkbar erscheint es allen, dass es keine Bühne mehr inBautzen geben sollte. Und so war die Party, die im Anschluss an den letzten Vorhang im Haus und draußen im Garten über die Bühne ging, ein trotziges Sich-Gegenseitiges-Stützen, eine Verbrüderung zwischen Publikum und Theaterleuten. Die Solidarität der Bautzener und ihre Liebe zum Theater ist wahrscheinlich das größte Pfund, mit dem die Theatermacher wuchern können. Und so soll nichts unversucht bleiben, die „unbehauste Zeit“ zu überbrücken. Die „Krone“ ist dabei eine Option, die nicht aus dem Auge verloren werden soll. Diesbezügliche Gespräche mit dem Besitzer der Immobilie werden weitergeführt.

Der langgediente sorbische Schauspieler Martin Swodenk spricht sicher allen seinen Kollegen aus dem Herzen, wenn er sagt: „Ich hoffe einfach, dass es weitergeht und unser Haus baldmöglichst wieder eröffnet werden kann.“ Schließlich müsse man die hohe Auslastung halten und dürfe sie nicht aufs Spiel setzen. Bürgersinn habe in den über 200 Jahren das Theater in Bautzen mmer wieder am Leben gehalten.