Von Ines Mallek-Klein
Im Kamin mit den schneeweißen Kacheln züngeln die Flammen. Die Holzscheite knistern. Thomas Winkler sitzt in einem großen Lehnsessel, hält ein Glas in der Hand. Es ist gefüllt mit glasklarem Wasser, das aus der hauseigenen Quelle fließt. „Ich habe die Qualität von Fachleuten prüfen lassen“, sagt Thomas Winkler, greift zur Karaffe und gießt seinen Gästen nach.
Thomas Winkler ist neu in Rosenthal. Erst seit wenigen Wochen hat er seinen festen Wohnsitz in der Sächsischen Schweiz. Hier, in der Gegend, die er schon seit seinen Kindertagen kennt und liebt. Aufgewachsen ist der heute 52-Jährige im Dresdner Osten. Bekannt geworden ist er unter anderem als Wirt der Zschoner Mühle im Westen. Es war am 1. Mai 1985. Thomas Winkler war gerade einmal 22, als er den Kaufvertrag für sanierungsbedürftige Anwesen unterschrieben hat. Meine Eltern waren alles andere als begeistert, erinnert er sich rückblickend. Gleich losbauen konnte er nicht. Einen Tag nach der Vertragsunterzeichnung wurde er eingezogen zu den Grenztruppen der DDR. Zurück vom Dienst fürs Vaterland, begann er die Zschoner Mühle zu sanieren. Mit Geschick, Improvisationstalent und vor allem ohne die Scheu, sich dabei selbst die Hände schmutzig zu machen.
Parallel versuchte sich Thomas Winkler noch in allerlei Berufen. Fünf Facharbeitertitel gehören in seinem Lebenslauf, vier Urkunden kann er vorzeigen. „Ich wollte immer etwas zum Abheften haben“, erklärt er diese Häufung. Das letzte Papier stammt von der LPG Podemus bei Dresden. Dort hat Thomas Winkler als Melker gearbeitet. Mit Erfolg. Er sollte zum Studium delegiert werden. Doch dann gab es Ärger.
Sein Schwiegervater, Rolf Schälike, hat als Kernphysiker in Rossendorf gearbeitet. In Ungnade fiel er bei den Politoberen durch das Verleihen verbotener Bücher. Weil Schälike von Solschenizyn und anderen verbotenen Autoren weitergab, kam er 1985 in Stasihaft. Schwiegersohn Thomas sollte sich damals entscheiden. Entweder Studium oder Liebe. Er entschied sich für Letzteres.
Einen Schritt, den der 52-Jährige bis heute nicht bedauert. Aber einen Hochschulabschluss, den hätte er schon ganz gern gehabt.
Stattdessen landete er 1988 im Rathaus von Brabschütz, als jüngster Bürgermeister im Bezirk Dresden. Die Haare waren lang, der vom Opa geerbte Gehrock auch und die Krokodilledertasche steht heute noch im Wohnzimmer neben der Couch. Ich hatte damals eine romantisch verklärte Vorstellung, etwas gestalten zu können, sagt Thomas Winkler. Gestalten konnte er tatsächlich etwas, mit Mut, Kontakten und seinem unerschütterlichen Optimismus. Der begleitet Thomas Winkler auf seinem Weg durchs Leben bis heute. Vielleicht ist er auch der Grund, warum Thomas Winkler wieder bei der Kommunalwahl antrat. Mehrere Parteien haben um ihn geworben, doch er bleibt seinen Werten treu. Er steht als Spitzenkandidat auf der Liste der Linken. „Ich kann eben nicht anders, ich muss mich einmischen“, sagt Winkler.
Dass Träume auch wahr werden können, bewies er mit dem Kauf der Villa Jordan in der Schweizermühle. Das Haus war einst Sommersitz des Mannes, der in Dresden aus Eselsmilch die erste Vollmilchschokolade der Welt hergestellt hat. Es war der Duft der Kindheit, der Thomas Winkler zum Immobilienkäufer machte. Die sonnengelben Azaleen im Park vor der Villa verbreiteten ihren betörenden Duft, nebenan plätscherte das Wasser aus der Quelle. Minuten später stand eine Frau vor dem Wanderer Winkler. „Das Haus steht zum Verkauf, Sie können es haben“, waren ihre ersten Worte nach der Begrüßung. Der Hausschlüssel war schnell besorgt und so stand Thomas Winkler in dem stark baufälligen Haus. Er sanierte. Wieder einmal und wieder einmal mit den eigenen Händen. Den Stuck im Wohnzimmer hat er in Italien bestellt. Er selbst hat ihn an die Decke gebracht. Noch ist die Villa nicht ganz fertig, dafür schon komplett bezogen. Thomas Winkler teilt sich das Anwesen mit seiner Mutter, der ehemaligen Wirtin des Appenhofes aus dem Triebischtal, Beate von Appen, – und dem ein oder anderen Liebespaar, das sich auf einer Bank in der großzügigen Parkanlage niederlässt. Thomas Winkler hat damit kein Problem. Im Gegenteil. Er plant weiter. Hier soll ein Klanggarten entstehen und die alten Brünnlein sollen wieder fließen. Der Landkreis wird das finanziell unterstützen. Der Denkmalschutz spendiert 5 000 Euro. Auch Kunstwerke aus Edelstahl könnten hier bald stehen. Gespräche mit dem Künstler gab es schon.
Bliebe noch das Problem mit dem restlichen Gelände der ehemaligen Kaltwasseranstalt. Von ihr ist ein großer Berg Schutt geblieben. Der stammt von einem Notabriss 2013 und soll verschwinden. Es gibt Pläne, unter anderem auch für einen Park und für die Restaurierung der anderen Gebäude, sagt Thomas Winkler. Mehr möchte, mehr kann er zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten.