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„Ich habe das für mich erreicht“

Seit vielen Jahren ist Musiker Michael Grothe alias Nelson über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Jetzt kommt das Debüt.

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Seine Heimatstadt Hoyerswerda spielt seit langem und auch auf dem Debüt eine wichtige Rolle. Damit identifiziert sich Nelson und möchte ein neues Bild vermitteln.
Seine Heimatstadt Hoyerswerda spielt seit langem und auch auf dem Debüt eine wichtige Rolle. Damit identifiziert sich Nelson und möchte ein neues Bild vermitteln. © Foto: Yannick Witschas

Von Yannick Witschas

Hoyerswerda. Für den Hoyerswerdaer Michael Grothe ist Hip-Hop das Größte. Seit seinem 13. Lebensjahr hört der 24-Jährige gerne Rap, seit 2014 tritt er selbst unter dem Künstlernamen Nelson in Hoyerswerda, Cottbus, Jena oder sogar als Voract von Hip-Hop-Ikone Kool Savas in Spremberg auf. Schon länger träumte er von einem eigenen Album. Nach drei Jahren ehrgeiziger Arbeit und zahlreicher Fahrten nach München zu seinem Produzenten und ehemaligen Hoyerswerdaer Rapper xTc wird sein Traum nun endlich wahr. 

Ab dem 31. August ist das Album mit dem Titel „Träumer“ auf den üblichen Musik-Streaming-Plattformen verfügbar. Die selbstgebrannte CD ist auf seiner Website „Nelson-977“ sowie im neuen Konzeptladen HYpe am Markt in Hoyerswerdas Altstadt erhältlich. „Mit dieser Platte erfülle ich mir den Traum, den ich hatte, seit ich als pubertierender Knirps die MTV Urban Charts geschaut habe und anschließend mit meinem MP3-Player durch die Stadt gezogen bin.“ Für die Promotion reiste er zum Radiosender Energy Sachsen, um in der Sendung „Brandneu“ Stücke von der neuen Platte vorzustellen und ein wenig darüber zu plaudern.

Zwischen Hommage und Kritik

Thematisch ist das Album etwas anders als das Streettape „977“ von 2018. Damit versuchte Nelson, das „allgemeine Hoyerswerda-RTL-Bild“ im Land mit Liebe, Offenheit und Zusammenhalt aus den Köpfen zu vertreiben. Nun setzt er sich neben sehr persönlichen Themen, die keinesfalls Herz-Schmerz-Gejammer sind, mit der Musikindustrie auseinander. Dabei kritisiert er das Konsumverhalten, das sich nur noch nach Klicks, Geld und der damit verbundenen Reichweite richtet, obwohl, wie er meint, eher Wertschätzung im Vordergrund stehen sollte: „Man wird im Internet nur noch mit Werbung zugeballert“ für Erzeugnisse, für die der Azubi einfach kein Geld hat.In der ersten Single zum neuen Album „Lass’ sie erzählen“, welche mit Musikvideo auf Youtube abrufbar ist, verspottet der Notfallsanitäter in Ausbildung die superreichen Rapper. „Du hast jetzt einen AMG in Weiß. Ich fahre heute einen RTW 10 33“. RTW – wie Rettungstransportwagen.

Genau deswegen freut sich der ehemalige Schüler des Léon-Foucault-Gymnasiums über jeden, der etwas online teilt, eine liebe Nachricht schickt oder ihn sonst irgendwie unterstützt.

In seiner Freizeit geht Michael am liebsten laufen, ins Fitnessstudio oder auf den Fußballplatz. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt er Klavier. Er plant, auch langfristig in Hoyerswerda zu bleiben. In Zukunft will er weiter Musik machen. Aber ob es noch einmal ein ganzes Album wird, das weiß er noch nicht: „Auch wenn die CDs ein paar Euro kosten, wird das nur einen Bruchteil wieder einbringen.“ Dennoch ist er unglaublich stolz auf sich und diese Platte. Es sei, sagt er, nicht so wichtig, ob er mehr CDs verkauft als früher: „Ich habe das für mich erreicht und werde mich in zehn Jahren niemals ärgern und denken: Ach, hätte ich doch mal ...“

Am 5. und 6 September kann sich jeder selbst ein Bild von dem jungen Rapper machen. Im Rahmen der Straßenmusik „Hoyerswerda bleibt bunt“ tritt er an diesen Tagen in der Altstadt auf.