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Nach der Kripo-Arbeit im Schreibfieber

Die aus Quohren stammende Jana Lukaschek schreibt in ihrer Freizeit Romane und Thriller. Und das sehr erfolgreich.

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Von Sebastian Martin

Tagsüber fahndet sie bei der Kripo nach Rauschgift, in ihrer Freizeit verabschiedet sie sich am liebsten selbst regelmäßig in ihre eigene Welt. Jana Lukaschek lacht und wischt sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Die aus Quohren stammende Frau nimmt natürlich keine Drogen, sie ist abhängig von Büchern. Kein Wunder. Die Oma war Buchhändlerin und das Elternhaus seit jeher voller Literatur. „Auf jeden Fall habe ich wohl genug Papier- und Bücherstaub geschnüffelt, um süchtig zu werden“, sagt die 37-Jährige.

Seit ihrer Kindheit verschlingt Jana Lukaschek eine Geschichte nach der anderen. Romane, Thriller, Krimis – das ist die Welt, in die sie am liebsten abtaucht. Doch der pure Konsum reicht ihr schon lange nicht mehr., Seit ihrer Teenagerzeit schreibt sie selbst Geschichten. Inzwischen ziemlich professionell. Drei Bücher von ihr habe der bookshouse-Verlag bereits veröffentlicht und von denen mehr als 3 000 Exemplare verkauft, erzählt die Hobby-Autorin und lehnt sich entspannt in den anthrazitfarbenen Sessel zurück.

Jana Lukaschek ist auf Besuch in ihrer Heimat. Sie macht Urlaub vom Arbeitsstress in Stuttgart und hat es sich gerade im Wohnzimmer ihrer Eltern gemütlich gemacht. Im Kamin lodern die Flammen, draußen kräht ein Hahn. Es ist die pure Idylle. „Hier bekomme ich den Kopf frei, um schreiben zu können“, sagt die in Baden-Württemberg verbeamtete Polizistin. „Es ist wie eine kleine Flucht, denn hier werde ich immer wieder geerdet.“ Außerdem wehe in Quohren ein kreativer Wind, der sie inspiriert und ihr bei der Arbeit als Schriftstellerin helfe.

In der Hand hält Jana Lukaschek ihr neuestes Werk, Es ist 306 Seiten dick. Der Titel: „Flucht des Herzens – Lake Anna“. In dem Buch beschreibt sie die Geschichte einer Anwältin, die innerhalb eines Tages ihren Job verliert und ihren Verlobten mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt. Für Alexandra Summers bricht eine Welt zusammen. Hals über Kopf verlässt sie San Francisco und strandet in einer Blockhütte in dem beschaulichen Bergstädtchen Lake Anna – mitten in Montana, USA. Dort lernt sie ihren starrsinnigen Nachbarn Josh Benett kennen, mit dem sie sich zwar regelmäßig streitet, aber zu dem sie sich auch irgendwie hingezogen fühlt. „Eine richtig schöne Geschichte“, schreibt ein Leser bei Amazon. „Ein wirklich tolles Buch mit Schauplätzen zum Träumen“, ein anderer.

Stoff aus reiner Fantasie

„Das ist alles Fantasie“, sagt Jana Lukaschek. „In meinen Geschichten kommen keine realen Menschen vor. Es findet sich niemand wieder. Auch die Handlungen und Orte sind komplett ausgedacht.“ Sie sei zum Beispiel noch nie in Montana gewesen, habe nur im Internet recherchiert. Und erst im Herbst werde sie zum ersten Mal nach Boston fliegen, wo alle ihre bisher geschriebenen Thriller gespielt haben. Schlimm findet sie das nicht. Im Gegenteil. Die Hobby-Schriftstellerin lächelt, trinkt einen Schluck Kaffee und sagt: „Ich will in meinen Büchern ja nicht die Realität wiedergeben.“ Wenn sie das machen würde, dann würden manche Bücher zudem recht langweilig werden. Denn Polizeiarbeit sieht anders aus als im Tatort, wo ein cooler Ermittler einen Mord allein oder mit einem Partner rekonstruiert. „Ich mag so etwas nicht schreiben, weil die Wirklichkeit anders aussieht“, sagt die Kriminaloberkommissarin. Lediglich ihre Diensterfahrungen und ihr kriminalistisches Wissen lässt sie in ihre Bücher einfließen.

Und was macht eine gute Geschichte eigentlich aus? „Wichtig ist, dass man den Spannungsbogen aufrechterhält“, sagt Jana Lukaschek. „Man darf die Geschichte nicht gleich preisgeben, sondern muss den Leser fesseln.“ Und das sei gar nicht so einfach. Sie selbst schreibe zunächst die grobe Handlung auf, die sie sich in ihrem Kopf ausgedacht hat. Später formuliere und schmücke sie das Skript aus, ehe es ins Lektorat geht. „Schreiben ist Tüfteln, und jeder Schriftsteller hat einen eigenen Stil“, erklärt die Autorin, die unter dem Pseudonym Jane Luc oder Joanne St. Lucas schreibt. Derzeit arbeitet Jana Lukaschek am zweiten Teil von „Flucht der Herzen – Lake Anna“. Im September soll das Buch erscheinen. Damit es rechtzeitig fertig wird, ist sie nach Quohren gekommen. Denn in dem Kreischaer Ortsteil könne sie nicht nur perfekt abschalten und sich auf das Schreiben konzentrieren. In Quohren treffe sie auch Freunde und Bekannte, die ihre Geschichten Probe lesen und ihr ein ehrliches Feedback geben.

Zurück in ihre Heimat will sie vorerst aber nicht ziehen. Sie fühlt sich in Stuttgart wohl. Auch der Job als Polizistin würde sie nicht aufgeben wollen. „Es ist mein Traumberuf“, sagt sie. Jana Lukaschek könne sich höchstens vorstellen, in Teilzeit zu arbeiten. Denn dann hätte sie mehr Zeit für ihr Hobby und könnte öfter in ihre eigene Welt eintauchen – in die Welt des Lesens und Schreibens.

www.janeluc.de