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„Ich konnte früher reiten als laufen“

Anja Börner ist der neue Jugendwart beim Kalkreuther Reit- und Fahrverein. Und will trotz Tradition Neues wagen.

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Von Henry Müller

Anja Börner kam zurück an ihren „Kinderhof“, die Paulsmühle Kalkreuth. Jetzt ist sie die neue Verantwortliche für Jugendarbeit des Reit- und Fahrvereins Kalkreuth. Bei der Neuwahl des Vorstandes des Reit- und Fahrvereins Kalkreuth am 19. Januar dieses Jahres wurde sie gewählt (SZ berichtete). Gemeinsam mit Susann Garbe, die als ihre „Copilotin“ agiert, will sie frischen Wind in die Jugendarbeit des Kalkreuther Traditionsvereins bringen.

Signale richtig deuten

Ihr erster Workshop stand unter dem Motto „Wenn Pferde sprechen könnten, …von den Ohrenspitzen bis zum Schweif“. Hauptthema war das Vertrautmachen mit dem Lebewesen Pferd und seiner Sprache. Giacomo, der Friese von Anja Börner, fungierte dabei als hervorragender Proband für das Veranschaulichen und Verstehen der Körpersprache eines Pferdes. Die elf Teilnehmer des Workshops des neuen, weiblichen Jugendwartes der Paulsmühle konnten den neunjährigen Wallach unter anderem an der Longe sowie in mehreren anderen Situationen beobachten. „Durch die bewusste Wahrnehmung der Körpersprache werden die Reitschüler für die Empfindungen der Tiere sensibilisiert. Das hilft ihnen, ihre Pferde nicht nur beim Führen, Putzen und Satteln besser zu verstehen, sondern auch beim Reiten die Signale des Pferdes zu deuten und entsprechend auf diese einzugehen“, erklärt Anja Börner. Am Erfahrungsaustausch nahmen nicht nur Reitsportneulinge, sondern auch einige alte Hasen teil. Das Altersspektrum bei der Auftaktveranstaltung reichte von acht bis 54 Jahre. Grundlegende Kenntnisse, die im alltäglichen Umgang mit dem Pferd unabdingbar sind, waren ebenfalls Thema. Angefangen wurde beim richtigen Anbindeknoten, der in Paniksituationen schnell zu öffnen ist, und endete bei der Anatomie des Pferdes noch lange nicht.

Die junge Frau, sie ist erst 33 Jahre alt, bringt immerhin schon sehr viel Erfahrungen im Umgang mit Pferden ein. „Mein Leben wird schon immer von Tieren begleitet. Meine Mutti sagt immer, dass ich früher reiten konnte als laufen“, erzählt Anja und lacht. So habe sie ihre ersten Lebensjahre auf dem Rücken der Pferde ihrer Cousine verbracht. Später erlernte sie in Stroga das Voltigieren und Reiten auf Haflingern. Als dieser Reitbetrieb dann schloss, landete sie in Kalkreuth. Dort erfuhr sie als Erstes, wie bockig Ponys sein können. Kurz danach wechselte Anja Börner voller Stolz in die Gruppe der Großpferde. Während dieser Zeit war eine ihrer Reitlehrerinnen Anett Starke, die auch noch heute ihr Wissen an Reitanfänger vermittelt. „Die Gemeinschaft brach damals aber Stück für Stück entzwei, auch ich habe den Verein verlassen“, berichtet die Mutter eines zehnjährigen Sohnes, der übrigens Giacomo auch regelmäßig reitet.

Der Weg führte sie zu Kerstin Hirsch nach Weßnitz. Jener Frau, die wenig später den Reitbetrieb an der Paulsmühle übernahm. Und Anja Börner ging mit. Der Wunsch, selbst ein Pferd zu besitzen, wurde bei ihr immer größer. Vor über einem Jahr erfüllte er sich dann endlich mit Giacomo. „Aber ein eigenes Pferd im Stall stehen zu haben, ist eben nicht alles. Was nützt es, wenn ich alleine durch Wald und Flur reite?“ Also engagierte sie sich bereits seit einem Jahr wieder im Verein. Als Kind fühlte sie sich auf der Paulsmühle zwischen Freunden und Tieren geborgen, konnte den Alltag vergessen.

Und gerade deshalb hat sie es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, eine gute Arbeit mit und für die Kinder und Jugendlichen zu leisten. „Ich hoffe, dass ich es als Jugendwart schaffe, ein klein wenig dafür zu sorgen, eine Gemeinschaft zu bilden, in der vermittelt wird, wie wichtig es ist, für einander da zu sein, miteinander Spaß zu haben und auch einfach mal dem anderen zu helfen.“

Neue Workshops sind geplant

Die jungen Frauen haben vor, jeweils einmal im Monat einen Workshop mit unterschiedlichsten Inhalten zu veranstalten. Ideen und Anregungen werden auch gern entgegengenommen. Die Teilnahme steht jedem offen. Die Workshops sind ausdrücklich nicht nur für Reitanfänger gedacht. Große Reiter sowie Muttis und Vatis sind dort ebenso willkommen. Die nächste Veranstaltung, die den korrekten Sitz sowie Hilfestellung zum Thema hat, beginnt am 16. März um 13 Uhr.

Anmeldung zu den Workshops sind auf der Homepage des Vereins www.reitverein-kalkreuth.de oder auf der Teilnahmeliste, die am 12er Stall der Paulsmühle aushängt, noch möglich.