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Ich möchte euch verstören

Wie geht Theater mit Abstand? Wozu braucht es in Corona-Zeiten die Bühne? Ein Gespräch mit dem Schauspieler Philipp Grimm über Nähe und Distanz.

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Philipp Grimm ist Ensemblesprecher am Staatsschauspiel Dresden. Derzeit spielt ist er in „Medea. Stimmen“.
Philipp Grimm ist Ensemblesprecher am Staatsschauspiel Dresden. Derzeit spielt ist er in „Medea. Stimmen“. © Sebastian Hoppe

Herr Grimm, Sie kommen in Ihrem Beruf Menschen sehr nahe: den Kollegen körperlich, dem Publikum emotional. Wie ging es Ihnen mit der Distanz während des Corona-Lockdowns?

Ich fand es furchtbar. Ich behaupte, die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler sind sehr körperliche Menschen. Es ist schwer für uns, dass wir uns auf der Bühne nicht berühren dürfen oder wenn, dann nur mit Mundschutz. In den ersten Wochen hatte ich eine sehr besondere Begegnung beim Spazierengehen: Eine Frau kam mir entgegen, und wie man das so macht, gingen wir beide einen Bogen umeinander herum. Aber wir stoppten dann, sahen uns an – und lächelten. Das hat mich berührt, weil ich merkte, wie automatisiert die Distanz schon passiert, obwohl sie nicht normal ist.

Ab dem 14. März wurden in Sachsen alle größeren Veranstaltungen untersagt – und damit auch alle Theatervorstellungen. Das Staatsschauspiel Dresden, in dessen Ensemble Sie spielen, stellte von einem Tag auf den anderen seinen Proben- und Spielbetrieb ein. Wie war das für Sie?

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