Das Zuckertütchen, das ich in meinen Kaffee geschüttet habe, hat meine Bauchtanz-Lehrerin genau registriert. Jetzt mach ich mir Gedanken. Schließlich soll es heute noch ans Bauchtanzen gehen. Muss ich dafür eigentlich den extra langen Pullover gegen ein bauchfreies Top tauschen? Die knappen Oberteile hab ich schon gehasst, als sie noch modern waren. Den Keks, der auf der Untertasse liegt, lasse ich lieber weg. Sicher ist sicher.
Meine Lehrerin heißt mit bürgerlichem Namen Anke Glaser-Beisken und ist Bad Schandauerin. In der Toskana-Therme, in der sie mir heute ein paar Schritte zeigen will, unterrichtet sie Gruppen im Bauchtanzen. Außerdem hat sie Gruppen in Neustadt, Dresden und Pirna, 45 bis 50 Frauen lernen bei ihr. Damit ist die erste Frage schon geklärt. Bauchtanz ist vor allem etwas für Frauen.
Pinkfarbenes Tuch mit Goldmünzen
Für mich hat Laila Nahara, wie sich meine Lehrerin beim Tanzen nennt, ein pinkfarbenes Tuch mit goldenen Blechmünzen mitgebracht. Das soll ich unter meinen Hüftknochen um den Körper wickeln. Ich muss etwas fühlen, bis ich die Knochen spüre. Früher war das anders. Unsicher trete ich von einem nackten Fuß auf den anderen. „Wollen Sie bauchfrei tanzen?“, fragt mich Laila Nahara. „Ich hätte bestimmt noch ein Oberteil für Sie.“ Ich schüttele heftig mit dem Kopf und hab doch ein schlechtes Gewissen. Laila Nahara beruhigt mich. „Die meisten Frauen trauen sich in der ersten Stunde nicht, bauchfrei zu tanzen. Aber schon in der zweiten Stunde kriegen sie ein anderes Gefühl für ihren Körper, sie akzeptieren sich so, wie sie sind.“
Laila Nahara schaltet den CD-Rekorder an. Orientalische Pop-Musik tönt aus den Boxen. Mit den Kissen und den Kerzen, die im Raum liegen, kommt Orient-Flair auf. Ich soll meine Füße parallel zu meinen Hüftknochen platzieren. Schon wieder die Hüftknochen. Jetzt kann ich mich am klimpernden Tuch orientieren. Das Becken leicht vor, sagt Laila Nahara. Die Knie auf keinen Fall durchgedrückt. Ich glaube, ich kippe gleich um. Noch eine kleine Bewegung, und es passiert. Ich bin sicher. Von wegen Königinnenhaltung.
Ganz schön anstrengend
So nennt Laila Nahara diese Grundstellung des Bauchtanzes. Meine Lehrerin ist noch nicht zufrieden. „Kein Hohlkreuz bilden“, ruft sie. Ich konzentriere mich. Wenn die Frauen in einer Gruppe tanzen, merke man gar nicht, wie anstrengend Bauchtanz ist, erzählt Laila Nahara.
Ich spüre die Anstrengung in meinen Wadenmuskeln. Merkwürdig, die Waden waren bisher gar nicht dabei. Laila Nahara hat eine einfache Erklärung. Alle Muskeln machen beim Bauchtanz mit. Deshalb wäre er auch so gesund. Meine Lehrerin schiebt die Hüfte von rechts nach links. Ich versuche, es ihr nach zu machen. Und den Oberkörper steif halten, ermahnt mich Laila Nahara. Der Bauchtanz beansprucht immer nur einen Teil des Körpers, lerne ich, entweder die untere Hälfte oder die obere. Beides geht nicht.
Ich kippe das Becken nach vorn und nach hinten. Im Spiegel sieht das komisch aus. Der Bauch darf dabei ruhig mal nach draußen hängen, sagt Laila Nahara. „Wir machen Bauchtanz.“ Die Spiegelansicht wird nicht besser. Schon von selbst heben sich meine Arme. Das sieht schon mehr nach Orient-Tanz aus. Auf der Fahrt nach Hause schiebe ich meinen Oberkörper ganz leicht nach vorn und nach hinten. Gar nicht so schlecht. Beim nächsten Mal würde ich den Pullover vielleicht gegen ein bauchfreies Etwas tauschen. Vielleicht.
Anfängerkurse starten am 21. Oktober in Pirna und am 5. November in Bad Schandau. 10 Stunden im Einführungskurs kosten 90 Euro. Anmeldung 0177/7175584
www.laila-nahara-dance.de