Von Andreas Weller
Wochenlang hielt das verrückte Autobahnhuhn Dresden oder gar die Nation in Atem: Spätestens nachdem die Henne gerettet ist, liegen ihr die Herzen der Menschen zu Krallen. Das sind natürlich beste Voraussetzungen, ein Star zu sein.
Gerda hat einiges mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert gemein. Während sie aufgeregt an der Autobahn entlangflattert, regiert er immer auch etwas tollpatschig die Stadt. Sie hat es geschafft, zu überleben – auch wenn es da große Bedenken gab, dass ein Raser sie erwischt. Gut, Hilbert ist nicht flattrig – seine Kraft ist die Ruhe, sein Weg im Politikerbecken zu überleben.
Was OB Hilbert aber fehlt, ist dieses gewisse Etwas, eine besondere Aura, Ausstrahlung oder so. Genau das hat Gerda. Deshalb könnten beide voneinander profitieren, wenn Hilbert Gerda zum offiziellen Maskottchen macht. Sie hätte ihre Bühne, könnte im Rathaus flattern. Für immer würde er mit dem derzeit bekanntesten Tier der Stadt in Zusammenhang gebracht.
Es hätte sogar noch mehr Vorteile: Nein, das Frühstücksei meinte ich eigentlich nicht vordergründig. Aber wenn wir gerade dabei sind: Ja, das wäre kraftbringendes Protein für den OB, Stärkung vor oder nach einem langen Tag. Und er müsste auch nicht mehr Ferienkinder anflunkern, dass er mal ein Stück Schokolade isst und sich gelegentlich ein Glas Rotwein gönnt. Den Singular glaubt ihm zumindest bei der Schokolade eh keiner.
Viel besser wäre es aber, Gerda so zu dressieren, dass sie gegen renitente Stadträte die Krallen ausfährt oder ihnen mal an den Kopf pickt. Denn das würde Hilbert schon lange gerne tun, darf es aber wegen der Etikette nicht. Gedacht hat er aber bestimmt schon häufiger: „Ich wollt’ ich wär’ ein Huhn ...“ Nun wäre die einmalige Gelegenheit, sich ein Maskottchen anzuschaffen, wie es noch kein OB zuvor hatte.