Von Dieter Hanke
Zwei Eimer Sauerkirschen hat Günther Lohse am Donnerstag verarbeitet. „Marmelade haben wir gemacht und auch viel eingekocht“, sagt der ehemalige Schuhmacher aus Nossen. Seit 47 Jahren hat der heute 71-Jährige seinen Schrebergarten in der Sparte Alt-Rhäsa am Stadtrand. „300 Quadratmeter – die reichen dicke aus für Gemüse, Obst, Blumen und zur Erholung“, sagt der Nossener. Die Pflanzen ziehe er meist selbst. „Regnen könnte es wieder mal. Die Hitze macht den Kulturen zu schaffen.“ In seinem Brunnen sei der Grundwasserspiegel schon erheblich gesunken.
Gefräßiges Ungeziefer
Kleingärtner Reiner Feldmann ist Klimaexperte. Akribisch notiert er sich täglich Temperaturen und Niederschläge. „Den kältesten Tag in diesem Monat hatten wir bislang am 1. mit 23,7 Grad Celsius, den wärmsten am 20. mit 35 Grad“, sagt er. Das Wasser zum Gießen werde schon knapp. „Das Kartoffelkraut welkt schneller, die Blumen und Gemüsepflanzen werden schlapp“, sagt er. Doch verdrießen lasse er sich nicht, auch wenn durch die Trockenheit das Ungeziefer stark zugenommen habe. „Es gibt viele Blattläuse, Kartoffelkäfer, Kohlweißfliegen und jede Menge Mücken“, so der gebürtige Nossener.
Jeden Tag sei er im Garten. „Hier ist es wunderschön, und auch die Umgebung ist reizvoll“, sagt der 49-Jährige. Zehn Minuten sei es bis zum Kloster Altzella. „Die Mulde fließt nur wenige hundert Meter an der Anlage vorbei. Bis Roßwein können wir am Ufer spazieren.“
Seit 26 Jahren bewirtschaftet der Anlagentechniker mit seiner Familie den Kleingarten. „Hier finden wir Erholung, halten uns körperlich fit und haben für den Küchentisch frisches Obst und Gemüse“, sagt er. Er könne im Garten werkeln und Neues ausprobieren. Einen Teich habe er sich vor etlichen Jahren geschaffen. „Bitterlinge und Molche gibt es dort und massenweise Frösche.“ In seinem kleinen Gewächshaus gedeihen Tomaten und Gurken prächtig.
Seiner Laube und dem Garten sieht man den Handwerker an. „Ich mache das meiste selbst“, sagt er. Aus Abbruchziegeln errichtete er 1980 die Laube. Dort finden Küchenteile, eine Sitzbank und ein Kühlschrank „Kristall“ aus DDR-Zeiten noch gute Verwendung. „Die Möbel erfüllen ihren Zweck – warum soll ich mir da neue anschaffen?“, sagt er. Nur das Laubendach wolle er mal auffrischen.
So wie er würden die meisten der 35 Spartenmitglieder denken: Auf den Boden bleiben, fleißig und beharrlich sein. Den Gärten von Alt-Rhäsa sieht man heute nicht mehr die Spuren der Verwüstung von 2002 an, als die Mulde viel Schlamm und Unrat brachte und zahlreiche Beete und Unterstände zerstörte. Es gibt wieder schmucke Lauben und viele Anlagen mit herrlichen Sommerblumen.
„Wir halten in unserer kleinen Sparte zusammen“, sagt Feldmann, der seit 1992 deren Vorsitzender ist. Stromleitungen hätten sie in der Gartenanlage gelegt, im Vorjahr einen Teil der Außenzaunanlage erneuert. An der Zellaer Straße mähen sie das Gras an den Rändern. „Wir helfen untereinander“, sagt er.
Trend nach Gärten wächst
Froh ist Feldmann, dass seit zwei, drei Jahren der Trend nach einem Kleingarten wieder zugenommen hat. „Die Leute halten das Geld mehr zusammen, suchen verstärkt Erholung in der näheren Umgebung“, sagt er. Da er selbst zurzeit arbeitslos ist, kann er diesen Wunsch nur allzu gut verstehen. „In diesem Jahr haben wir bereits vier Gärten an jüngere Leute übergeben“, sagt der Anlagentechniker, der zwei Kinder hat. Bei einem Durchschnittsalter der Mitglieder von etwa 60 Jahren sei das wichtig.
Alle Stücke hält er auf die Stadt, der das Land gehört. Bürgermeister Hans Haubner hätte immer darauf geachtet, dass der Pachtzins für die Kleingärtner erschwinglich bleibt. „Vier Cent pro Quadratmeter sind es. Damit könne wir gut leben“, sagt Feldmann.