Von Philipp Siebert
Auf dem Schreibtisch von Olaf Lier stapeln sich die Werbeblättchen. Die meisten sind in schlichtem Weiß gehalten, mal mit schwarzer, mal mit blauer Schrift. Aufwendig designt sind sie nicht. Coswigs Ordnungsamtschef hat alles, was ihm in die Hände kam, nach Fundort beschriftet und aufgehoben. Daher weiß er genau, welches Revier die Absender gerade im Visier haben: Mal Kötitz, mal Brockwitz und Sörnewitz oder die Innenstadt. Was sie wollen, verraten sie Ersteller der Zettel selbst: ausgemusterte Radios und Fernseher, Hifi- und Videogeräte, Computer, Elektrowerkzeug, Waschmaschinen, Kühlschränke, Geschirrspüler, alte Kleider oder Autoteile.
Soweit ist das nichts Ungesetzliches, selbst wenn die Handzettel die Urheber der Aktion nicht preisgeben. Allerdings entpuppt sich diese Sammelleidenschaft für die Stadt als ein handfestes Abfallproblem. „Die Leute hinter den Sammelaktionen suchen sich die besten Stücke raus, Unbrauchbares bleibt liegen“, sagt Lier.
Bereits heute soll die nächste Sammlung in Coswig stattfinden. Im Gebiet rund um die Lungenklinik wurden die Flyer massenhaft verteilt. Für einige Bürger ist das eine gute Nachricht. Es ist eine günstige Gelegenheit, ihre alten Haushaltsgeräte und Klamotten loszuwerden. Olaf Lier kann sich darüber jedoch nicht freuen. „Kurz nach solchen Aktionen finden wir immer neue, illegale Müllkippen“, sagt der Ordnungsamtschef.
Er spricht aus Erfahrung. Zuletzt waren Sammler Anfang des Jahres in der Stadt unterwegs. Das Ergebnis: An mehreren Stellen hatten die Trupps unbrauchbare Geräte abgeladen. Der Bauhof musste ausrücken, um die Dreckecken aufzuräumen und den Schrott fachgerecht zu entsorgen. „Das allein hat mehrere Hundert Euro gekostet.“
Die Veranstalter solcher Aktionen können nur selten zur Verantwortung gezogen werden, betont Coswigs Ordnungsamtschef. Und es kommt noch schlimmer. „Derjenige, der seine bei der Sammlung liegengebliebenen Sachen nicht wieder wegräumt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und kann zur Kasse gebeten werden“, sagt Lier. Noch dramatischer wird es jedoch, wenn sich Passanten an den auf der Straße abgestellten Geräten verletzen. „Das ist dann ein Fall für die Versicherung und kann richtig teuer werden.“
Lier verweist daher auf die Möglichkeiten, die der Abfallkalender des Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal bietet. Dieser Service ist aber nicht in jedem Fall zum Nulltarif zu haben. Denn während Sperrmüll bereits mit der Müll-Grundgebühr abgegolten wird, werden für die Entsorgung von Elektrogeräten einige Euro fällig. „Aber nur, wenn sie abgeholt werden. Die Wertstoffhöfe nehmen solche Sachen kostenlos an“, so der Ordnungsamtsleiter. Das Problem sei jedoch, dass viele Bürger zu bequem sind. Womit auch klar sein dürfte, warum solche Sammelaktionen auf große Resonanz stoßen.
Dennoch hat das Ordnungsamt kaum eine Handhabe, die auf der Straße abgestellten Sachen ihren Eigentümern zuzuordnen. „Die Kosten für die Entsorgung fallen auf die Allgemeinheit zurück, sie sorgen dafür, dass die Müllgebühren steigen“, sagt Lier. Er appelliert daher an die Einwohner, sich auf den Abfallkalender zu besinnen.
Informationen zu den Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe und zum Abfallkalender unter www.zaoe.de
Das Ordnungsamt bittet um Hinweise zu Sammlungen, die anonym angekündigt werden per E-Mail:
[email protected] oder 03523 66301.