Von Carmen Schumann
Seit der Öffnung des Pkw-Grenzüberganges Sohland am 1. April hat der Besucheransturm in Richtung Grenze erheblich zugenommen. Von den Kraftfahrern ist diese neue Möglichkeit, ins benachbarte Tschechien zu gelangen, sehr gut angenommen worden. Wer allerdings auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angewiesen ist, muss bis zum Grenzübergang erhebliche Fußwege in Kauf nehmen, denn die Haltestelle „Kreuzstraße“ von Regio-Bus befindet sich in einer Entfernung von rund 3,6 Kilometern, und der Bahnhof ist cirka 3,3 Kilometer von der Grenze entfernt. Lothar Pallmer aus Wehrsdorf, der jahrzehntelang die Sänger und Tänzer des Sorbischen Nationalensembles mit dem Bus beförderte und jetzt arbeitslos wurde, hat eine pfiffige Geschäftsidee entwickelt, welche die Lücke in der Verkehrsanbindung schließen helfen soll.
Sollten seine Anträge wie erhofft fristgerecht vom Regierungspräsidium genehmigt werden, will er ab dem 28. Juni 2003 einen Shuttle-Verkehr zur Grenze einrichten, den er „Grenzflitzer“ nennt.
Mit seinem Angebot richtet sich der Berufskraftfahrer vor allem an ältere Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen müssen. Gerade sie würden somit Nutznießer der neuen gastronomischen Angebote werden, welche die tschechische Seite in Grenznähe geschaffen hat. Lothar Pallmer steht mit der Gemeinde, die dem Anliegen sehr aufgeschlossen gegenübersteht, in Verhandlungen, um zusätzliche Haltestellen am Haus für altengerechtes Wohnen in der Schloßstraße und am Seniorenheim Schluckenauer Straße einzurichten. Die neue Linie würde für die Senioren nicht nur eine bequeme Verbindung zur Grenze herstellen, sondern sie auch umgekehrt günstig zum Bahnhof oder zur Regio-Bus-Haltestelle bringen.
Eine weitere Haltestelle, die Lothar Pallmer mit seinem „Grenzflitzer“ bedienen will, ist der Gasthof „Schützenhaus“, wo sich der letzte offizielle Pkw-Parkplatz vor der Grenze befindet. Manch einer, der sein Fahrzeug lieber in Deutschland stehen lässt, würde sicher den Shuttle-Verkehr gerne nutzen, um damit die restlichen zwei Kilometer zur Grenze zu überwinden, zumal es in unmittelbarer Grenznähe nur einen „wilden“ Parkplatz gibt.
Nach Gesprächen mit den bestehenden Nahverkehrsunternehmen kristallisierte es sich für Lothar Pallmer heraus, dass diese nicht mit Einbußen zu rechnen hätten. Im Gegenteil: Die von ihm beantragte Linie würde ihnen sogar noch neue Nutzer zuführen und durch die Umsteigemöglichkeit zum Grenzübergang die Attraktivität des bestehenden Nahverkehrs erhöhen.
Für den Anfang plant der Wehrsdorfer, mit einem siebensitzigen VW „Sharan“ im 20-Minutentakt zu fahren. Bei Bedarf würde er auch ein zweites oder ein größeres Fahrzeug anschaffen.
In den Wintermonaten wäre es denkbar, den „Grenzflitzer“ auch als Zubringer zum Skizentrum Sohland oder zum Skilift Wehrsdorf einzusetzen.