Von Jan Lange
Dem nächsten Neißehochwasser blickt Michael Schlitt ohne Sorgen entgegen. Neben dem offiziellen Hochwasserschutz entlang des Neißeufers wurden jetzt drei Gebäude des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ) St. Marienthal mit einem eigenen Objektschutz ausgestattet. Links und rechts der Türen und Fenster wurden dafür Metallschienen angebracht. Hier können im Notfall Metallplatten von oben hineingeschoben werden, durch die das Wasser nicht mehr eindringen kann. Beim August-Hochwasser 2010 waren durch den Druck der Wassermassen zahlreiche Türen und Fenster aus den Angeln gehoben worden. Im Inneren entstanden so enorme Schäden – in manchen Gebäuden stand die schlammige Brühe der Neiße damals bis zu zwei Meter hoch.
Die Flutschäden sind nun komplett behoben, wie der IBZ-Direktor informierte. „Die vom IBZ genutzten Gebäude sind nun vermutlich schöner als je zuvor“, findet Schlitt. Beseitigt werden mussten Schäden in Höhe von 3,8 Millionen Euro. „Ohne staatliche Unterstützung hätte das IBZ vor dem Aus gestanden“, sagt Schlitt. Schon nach wenigen Wochen war klar, dass das Begegnungszentrum gerettet werden kann. Der Bund und der Freistaat Sachsen sicherten Gelder aus der Städtebauförderung von rund zwei Millionen Euro zu.
Darüber hinaus beteiligte sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit einer Million Euro am Wiederaufbau. Bereits seit der Gründung des IBZ 1992 hatte die DBU die Sanierung der ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters mit mehreren Millionen Euro unterstützt. Aber auch inhaltlich wurden seitdem eine Reihe Projekte mitfinanziert. Seit dem August-Hochwasser 2010 konnte das IBZ laut Schlitt aber keine inhaltlichen Projekte mehr anstoßen, die gesamte Kraft der Mitarbeiter musste für die Beseitigung der Flutschäden verwendet werden. Dass dies auch notwendig war, davon zeugen die rund 200 Aktenordner, die sich allein durch die Hochwasserschadensbeseitigung gefüllt hatten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer, der sich intensiv für die staatliche Förderung eingesetzt hatte, räumte gestern ein, dass mit den Sanierungen viel Bürokratie verbunden ist. „Aber es sind nun mal öffentliche Mittel, die hier eingesetzt wurden“, meint Kretschmer gleichzeitig. Sachsen sei finanziell so stark, um Katastrophen wie die August-Flut meistern zu können. In anderen Ländern wären die Hochwasserschäden heute noch immer nicht beseitigt. Während manche privaten Flutopfer die Schäden nur mit eigenen Mitteln beseitigen konnten, gab es auch für das Kloster St. Marienthal staatliche Hilfe. Die Flut vor zweieinhalb Jahren richtete in den Klostergebäuden weit mehr als neun Millionen Euro Schaden an.
Bis heute ist dieser noch nicht komplett behoben – im Gegensatz zum IBZ. Der Kreuzgang ist aber mittlerweile fertig, teilt Schwester Anna mit. In den Nebenräumen wird dagegen noch gebaut – ebenso wie in der Klosterkirche. So lange die Klosterkirche noch nicht fertiggestellt ist, kann auch die Schadensbeseitigung im Ostflügel der früheren Brauerei nicht starten. Denn hier befindet sich seit der Flut 2010 die Hofkapelle. „Es kann sein, dass wir dort noch den Fußboden erneuern müssen“, erklärt Schlitt.
Investieren will das IBZ auch weiterhin in den Hochwasserschutz. Einen Objektschutz haben vorerst die Gebäude erhalten, die in der Nähe der Neiße stehen. Die höher gelegenen Häuser sollen später ebenfalls einen bekommen.