Von Ingolf Reinsch
Fahrräder rollen in Neukirch nicht mehr vom Band. Aber gut sechs Jahre, nachdem die Fabrik geschlossen worden ist, gibt es jetzt eine erste Firma, die auf dem Werksgelände wieder produziert. Das Unternehmen MS 13, spezialisiert auf das Lackieren von Kunststoffen, ging am Dienstag an den Start. Vor allem für die Automobil- und Schienenfahrzeugbranche wolle man als Dienstleister tätig werden, sagte Firmengründer Marcel Siegemund gestern der SZ. Die bisherige Akquise von Aufträgen sei vielversprechend.
Marcel Siegemund, der vorerst einen Mitarbeiter beschäftigt, mietet 470 Quadratmeter auf dem Firmengelände, das die A. & R. Siegemund GbR Ende vergangenen Jahres ersteigert hat. Geschäftsführer der GbR sind Armin und Robert Siegemund – Vater und Bruder von Marcel Siegemund.
Trotz des sechsjährigen Leerstandes sei die Halle in einem „sehr guten Zustand“, sagt Marcel Siegemund. Mit Hilfe von Familie, Verwandten und Freunden wurde sie innerhalb von sechs Wochen so hergerichtet, dass der Produktionsstart erfolgen kann. Ein Teil der alten Farbgebung des Fahrradwerkes wird dafür weiter genutzt. Marcel Siegemund investierte aber auch in neue Technik. Insgesamt knapp 10 000 Euro Eigenkapital flossen bisher in den Aufbau des Unternehmens. Lackiert wird ausschließlich in Handarbeit – von Kleinteilen von der Größe einer Visitenkarte bis zu Stoßstangen und größeren Türteilen.
MS 13 – der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Namens ihres Gründers und der Jahreszahl (Marcel Siegemund: „für mich eine Glückszahl“) zusammen – will langsam wachsen. Im ersten Jahr soll es bei einem Mitarbeiter bleiben. In Folgejahren soll der Betrieb „auf maximal vier Beschäftigte“ aufgestockt werden. „Mein Ziel ist es, ein kleines Unternehmen aufzubauen, von dem meine Familie und ich leben können und in dem die Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen“, sagt der Vater von zwei Kindern. Der 33-Jährige ist gelernter Bau- und Möbeltischler. Bei seinem Vater, der seit Jahren in der Industriebeschichtung tätig ist, sattelte er zum Lackierer um, qualifizierte sich in der Pulverbeschichtung und arbeitete mehrere Jahre in verschiedenen Unternehmen, darunter drei Jahre bei einem Autozulieferer in Österreich. Zuletzt war Marcel Siegemund als Lackierer in einem Zeitarbeitsunternehmen tätig. „Dort habe ich gesehen, dass es kaum Aussicht auf eine Festanstellung gibt. So paradox es klingen mag: Von der Selbstständigkeit verspreche ich mir mehr Sicherheit für mich und meine Familie.“
Nach den Plänen der A. & R. Siegemund GbR soll im ehemaligen Fahrradwerk ein Kompetenzzentrum für die Industriebeschichtung entstehen. Das Unternehmen mit zurzeit sieben Mitarbeitern ist auf den Gebieten der Nasslackierung und Pulverbeschichtung tätig und momentan dabei, seinen Firmensitz von Neustadt nach Neukirch zu verlegen. Die ersten Umzugswagen sind bereits gerollt. Außerdem gebe es Pläne für die Ansiedlung von zwei Sandstrahlfirmen, sagt Armin Siegemund. Man sehe diese Angebote als sinnvolle Ergänzung, betonen Vater und Sohn. Marcel Siegemund: „Die A & R Siegemund GbR hilft uns zurzeit mit ihrer Strahltechnik. Auch künftig werden wir zusammenarbeiten, um Kunden optimale Angebote unterbreiten zu können.“
Weitere Mieter sind auf dem ehemaligen Biria-Gelände gern gesehen. Für das moderne Hochregallager mit 4 200 Stellplätzen – es war erst wenige Jahre vor der Schließung des Fahrradwerkes errichtet worden – zeichnet sich eine Lösung ab. „Wir vermieten dort Lagerplätze auf Zeit. Firmen können einzelne Stellplätze für einen Tag, eine Woche oder auch ein Jahr mieten“, sagt Armin Siegemund. Und der 52-Jährige schmiedet schon weitere Pläne: Dazu gehört der Bau eines Blockheizkraftwerkes auf dem Firmengelände. Der dort produzierte Strom könnte die eigenen Anlagen speisen, die anfallende Wärme Gebäude in der Umgebung, wie zum Beispiel das Seniorenwohnhaus, die Kindertagesstätte und das Feuerwehrhaus, mit versorgen. Entsprechende Pläne stellte die Siegemund GbR kürzlich im Neukircher Gemeinderat vor. Auf ein Wort