SZ + Hoyerswerda
Merken

Im Blick der Auswahltrainer

Vanessa Huth fährt am Sonntag zum Lehrgang des Deutschen Handballbundes.

Von Hagen Linke
 3 Min.
Teilen
Folgen
© Archivfoto: Gernot Menzel

Vergangenen Samstag war Vanessa Huth mit ihren Eltern bei der Handball-Grundschulliga. Die 14-Jährige ist zwar mittlerweile aus dem Alter herausgewachsen, kommt aber dennoch gern in die Sporthalle. Die Familie gehört zum Helferteam. Und für Vanessa ist Handball Herzenssache. Wie dieser Schulvergleich begeistert, weiß die junge Bröthenerin nur allzu gut. Vor knapp sieben Jahren, genau an ihrem 8. Geburtstag, durfte sie als Zweitklässlerin den Siegerpokal für die Grundschule „Am Adler“ in die Höhe halten. Es sollte nicht die letzte Trophäe sein. Am Sonntag darf das Mädchen zum viertägigen Sichtungslehrgang des Deutschen Handballbundes der Jahrgänge 2004/2005 ins nordrhein-westfälische Warendorf. Vereinfacht gesagt, wird hier schon mal geschaut, wer einmal für die Nachwuchshandball-Nationalmannschaft infrage kommen könnte. „Das ist eine hohe Anerkennung für die Leistung, die sie hier in Hoyerswerda gezeigt hat“, freut sich Trainerin Kerstin Herzer mit ihr.

Der kleine Ball hat es Vanessa schon mit fünfeinhalb Jahren angetan. Von der Kindersportgruppe ging’s gleich zu den „Minis“ beim Sportclub Hoyerswerda. Ihre Eltern Anja und Mirko Huth sind von Hause aus Volleyballer. Dafür galt Vanessa damals als zu jung. Und da gibt’s ja noch ihren Onkel. Conni Böhme ist Handball-Trainer beim LHV und hat seiner Nichte schon den Ball zugespielt, als die noch nicht mal laufen konnte. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Schon zeitig hat es die Allrounderin auf der Rückraumposition in die Landesauswahl geschafft, sie zählt in jedem Jahr zu den treffsichersten Spielerinnen der Sachsenliga und ist D-Kader des Landesverbandes, also eine Sportlerin mit hoher „langfristiger Perspektive im Spitzensport“, wie es in den Richtlinien heißt. Die langjährige gute Nachwuchsarbeit mit dem Trainerteam des SC trägt schon länger Früchte. Seit 2006 ist der SC offizieller Talentestützpunkt in Sachsen. Vor ein paar Tagen gab es die Bestätigungsurkunde für dieses Jahr. Zwei Nachwuchsteams, die D- und die B-Jugend, spielen in der höchsten Liga des Freistaates, die B-Jugend zudem noch in der Mitteldeutschen Oberliga. Und Anfang Januar standen mit Vanessa Huth, Lee Ann Hache und Marie Therese Kirschner gleich drei SC-Mädchen im Team Sachsen, das beim Deutschland-Cup im baden-württembergischen Altdorf Neunter wurde. „Erstmalig waren aus Hoyerswerda drei Mädchen dabei“, freut sich Kerstin Herzer. Vanessa Huth hat dort bei den DHB-Trainern offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie wurde jetzt nominiert, obwohl sie einen Vorbereitungslehrgang Ende Januar/Anfang Februar in Kienbaum sausen lassen musste. Beim Training mit den Sportbegabtenklassen des Léon-Foucault-Gymnasiums hatte sie sich verletzt. Zweimal pro Woche hat sie dort vormittags zusätzliches Training, dazu kommen vier reguläre Einheiten pro Woche und am Wochenende mitunter nicht nur ein Punktspiel, sondern gleich zwei. Mal einfach so beim Training fehlen – ausgeschlossen. „Sie ist sehr fleißig“, lobt Kerstin Herzer. Und so wird sie auch morgen mit auf die Reise zum Sachsenliga-Spitzenspiel nach Leipzig gehen, obwohl einen Tag später die weite Reise zum DHB-Lehrgang ansteht. Dass wegen der vielen Handball-Termine die schulischen Leistungen zurückstehen, ist nicht so: Der Notendurchschnitt auf dem Halbjahreszeugnis der Neuntklässlerin betrug 1,4.

Vor den nun abwechslungsreichen Lehrgangstagen mit viel Technik und Taktik und den anderen Nachwuchstalenten ist sie ein bisschen aufgeregt. Eltern, ihr Bruder Elias, der auch Handball spielt, und der Verein drücken die Daumen. Die bescheidene Vanessa freut sich, trägt das aber nicht so offen nach außen. „Ich will viele neue Erfahrungen sammeln, damit ich meiner Mannschaft helfen kann“, sagt sie.