Von Thomas Drendel
Langebrück. Ein Blick auf die Karte der DiOS, der Digitalen Offensive Sachsen, zeigt, wie grau es um den Freistaat bestellt ist. In etlichen Gegenden abseits der Städte ist die Farbe zu sehen. Grau steht für die Abgehängten, die Schnecken-Surfer. Grau ist auch die Farbe von Langebrück. Laut dem DiOS-Atlas sind in dem Ortsteil die meisten Einwohner noch mit einer Geschwindigkeit von sechs MegaBit pro Sekunde oder etwas darüber im Internet unterwegs. Die sechs MBit/s reichen aus, um eine Homepage schnell aufzurufen. Einen Film anschauen wird schon schwierig. Surfen dazu noch mehrere Familienmitglieder im Netz, dann reichen die Wartezeiten zwischen zwei Kameraeinstellungen, um aufs Klo zu gehen. Bei Privathaushalten ist das ärgerlich, aber vielleicht verschmerzbar. Für Firmen sind schnelle Datenleitungen oft überlebensnotwendig.
Langebrück will das jetzt ändern. Bis 2018 soll Surfen mit einer Geschwindigkeit von 50 MBit/s möglich sein, so das Ziel. „Innerstädtisch ist das Standard, jetzt muss das auch in außenliegenden Ortschaften möglich sein“, sagte der Langebrücker Ortsvorsteher Christian Hartmann (CDU). Nach seinen Angaben halten sich die Telekomunternehmen mit entsprechenden Initiativen jedoch zurück. „Wir haben die einschlägigen Firmen angeschrieben und von allen die Mitteilung erhalten, dass derartige Projekte in den nächsten Jahren nicht vorgesehen sind“, sagte er.
Stadt in der Pflicht
Der Ortschef sieht jetzt die Stadt in der Pflicht. „Das Rathaus muss sich darum kümmern. Für die Umsetzung stehen Fördermittel des Bundes bereit, nur müssen die entsprechenden Projekte von der Stadt angeschoben werden.“ Langebrück ist mit dieser Meinung nicht allein. Auch andere Ortschaften wie Cossebaude oder Gompitz sehen das so. Von dort kam auch der Anstoß für die Initiative. Weixdorf unterstützt das Vorhaben ebenfalls.
Schnelle Datenleitungen sind für die meisten Firmen überlebensnotwendig. Das weiß der Langebrücker Unternehmer Torsten Schlegel am allerbesten. Seine Firma ergoData kümmert sich um die Datensicherheit von Firmen, baut Netzwerke und stellt Serverkapazitäten zur Verfügung. Schnelle Datenleitungen sind da unerlässlich. Allerdings hat er nicht darauf gewartet, bis die Leitungen zu ihm kamen, er kümmerte sich selbst. „Als wir den Firmensitz noch in Schönborn hatten, sind wir zur Telekom und haben eine Leitung bestellt. Wenn es sich für die Telekomunternehmen rechnet, verlegen sie auch die Leitungen.“ Diese Initiative hatte Auswirkungen für ganz Schönborn. In dem 500-Einwohner-Ort an der Stadtgrenze ist schnelles Internet mit einer Geschwindigkeit von mittlerweile bis zu 100 MBit/s verfügbar. „Die Telekom hat natürlich gleich ausreichend große Kabel verlegt, um den gesamten Ort anzuschließen.“
Ein ähnliches Phänomen fällt in Langebrück auf. Anders als in den umliegenden Wohngebieten ist entlang der Lessingstraße, an der viele Firmen ihren Sitz haben, schnelles Internet verfügbar. Der Grund: „Auch hier zahlen Unternehmen, ergoData seit dem Umzug eingeschlossen, einen Preis für die schnellen Leitungen. Wenn die Nachfrage vorhanden ist, werden die Kabel auch verlegt. Da muss man nicht auf die Stadtverwaltung warten“, sagt Torsten Schlegel.
Gleich um die Ecke in Wachau war es die Gemeinde, die frühzeitig für schnelles Internet gesorgt hat. So hatte die Kommune bereits 2008 als eine der ersten im Landkreis Bautzen begonnen, die Ortsteile mit schnellen Internetzugängen zu versorgen. Auch hier sind bis zu 100 MBit/s verfügbar.